Jurapark als starke Marke
10.09.2020 Baselbiet, Wirtschaft, LandwirtschaftVerein Erlebnisraum Tafeljura nimmt Projektidee wieder auf
Das Projekt Jurapark Baselland steht vor einem Neustart. Was vor zehn Jahren scheiterte, soll jetzt ein Werk möglichst vieler Beteiligter werden. Nationalrätin Florence Brenzikofer und «Eptinger»-Chef Matthias Buchenhorner ...
Verein Erlebnisraum Tafeljura nimmt Projektidee wieder auf
Das Projekt Jurapark Baselland steht vor einem Neustart. Was vor zehn Jahren scheiterte, soll jetzt ein Werk möglichst vieler Beteiligter werden. Nationalrätin Florence Brenzikofer und «Eptinger»-Chef Matthias Buchenhorner leiten das Vorhaben für den Verein Erlebnisraum Tafeljura, der vorgestern zu einem Diskussionsabend lud.
Severin Furter
Die Idee eines Juraparks Baselland wird neu aufgenommen. Mit einem Diskussionsabend am Dienstag (siehe Kasten) hat der Verein Erlebnisraum Tafeljura einen ersten Schritt für die Wiederaufnahme des Projekts zu einem Regionalen Naturpark getan.
Es ist rund zehn Jahre her, dass die Idee eines Juraparks Baselland gescheitert ist. Damals war es vor allem der unterschiedliche Widerstand von einigen Landwirten und auch Verbänden, der das Projekt verunmöglicht hat. Das Vorhaben eines Juraparks, das in den Statuten des Vereins Erlebnisraum Tafeljura als «Zweck» verankert ist, wurde fortan auf Eis gelegt. Die Statuten blieben aber unverändert.
Als Florence Brenzikofer die Führung des Vereins vor zweieinhalb Jahren als Präsidentin übernahm, kam frischer Wind in die Angelegenheit. Bereits bei ihrem Antritt liess sie durchblicken, die Idee wieder aufgreifen zu wollen – im Wissen, dass die Thematik auch vereinsintern für Diskussionen sorgen würde.
Die Vorstandssitzungen zu diesem Thema seien in der Folge intensiv gewesen, nicht alle waren gleicher Meinung. «Der Aufbau und Betrieb des Regionalen Juraparks Baselland» vermochte aber weiterhin in den Vereinsstatuten und damit präsent zu bleiben.
Brenzikofer ist bei ihrem Vorhaben keine Einzelkämpferin. So darf die Oltingerin, die für die Grünen das Baselbiet im Nationalrat vertritt, beispielsweise auf die Unterstützung von Matthias Buchenhorner zählen, den Geschäftsleiter der Mineralquelle Eptingen AG und Vorstandsmitglied des Vereins. «Es ist wichtig, eine möglichst heterogene Gruppe zu sein», sagt Buchenhorner, als er zusammen mit Brenzikofer auf den Wisenberg wandert, um der «Volksstimme» das Projekt Jurapark Baselland an Ort und Stelle zu erläutern. «Der Park muss breit abgestützt sein», ergänzt derweil Brenzikofer. Der gemeinsame Nenner aller Beteiligten bleibe am Ende die Verbundenheit und das Herz für die Region.
Dass dies jedoch nicht ausreicht, um einen Jurapark Baselland zu lancieren, ist der Politikerin und dem Unternehmer bewusst. Am Ende braucht es vor allem die Zustimmung der betroffenen Gemeinden und des Kantons, um das Projekt beim Bund einzureichen und das Label als Regionaler Naturpark zu erhalten. Kommt der Jurapark Baselland zum Tragen, soll er die Gemeinden fünf Franken pro Einwohner und Jahr kosten. «Im Gegenzug würde es Fördergelder vom Bund und eine deutlich grössere Wertschöpfung geben», so Brenzikofer.
Ein Prozess statt fertiges Projekt
Zwar ist bei Brenzikofer und Buchenhorner im Gespräch eine deutliche Leidenschaft für das Projekt Jurapark Baselland zu spüren, doch agieren die beiden auch zurückhaltend: «Wir wollen die verschiedenen Partner nicht mit einem vorgefertigen Projekt vor den Kopf stossen», sagt Brenzikofer. Es gelte hinzuhören und zu schauen, welche Chancen gesehen werden, aber auch, wo es Risiken oder gar Ängste gibt. «Das ist eben auch die Kunst bei einem solchen Vorhaben: Um das Ganze zum Fliegen zu bringen, ist ein Prozess notwendig», sagt Buchenhorner. Man könne nicht erwarten, ein derartiges Projekt von 0 auf 100 umsetzen zu können.
Für das Projekt Jurapark sei ein Zusammenspiel von Kanton, Gemeinden, Wirtschaft, Landwirtschaft, Tourismus, Naturschutzorganisationen, aber auch kulturellen Institutionen notwendig. «Es ist ein Miteinander und kein Gegeneinander», sagt Buchenhorner. Dabei gelte es, niemanden zu vergraulen und einen Wandel über mehrere Jahre hinweg zuzulassen, so der «Eptinger»-Chef weiter. Das Ziel sei, eine Marke aufzubauen, unter deren Dach die verschiedensten Partner gebündelt und gestärkt werden können.
Dass neben den politischen Partnern auch die Wirtschaft und zahlreiche weitere Partner einbezogen werden müssen, zeigt ein Blick in den Aufgabenkatalog eines sogenannten Regionalen Naturparks, wie es der Jurapark Baselland dereinst werden soll. Die Ziele lassen sich an folgenden Punkten fixieren: Erhaltung und Aufwertung der Kultur- und Naturlandschaft, Förderung einer nachhaltigen Wirtschaft in der Region sowie Bildung und Sensibilisierung.
Doch was heisst das konkret? Gibt es Teilprojekte, die im Rahmen eines Juraparks zwingend umgesetzt werden sollen? Die Antwort auf diese Frage wollen bei der Wanderung auf den Wisenberg weder Brenzikofer noch Buchenhorner so richtig geben. «Willst du antworten?», fragt Brenzikofer ihren Kollegen, der ihr mit einem Achselzucken und einem «Puuh» entgegnet. «Wir wollen wirklich ohne fertigen Plan starten und die Thematik von Beginn weg mit allen Partnern neu angehen», sagt Brenzikofer schliesslich.
Mögliche Projekte, die dereinst auch unter dem Dach eines Juraparks Baselland vermarktet werden könnten, gibt es jedoch genügend. So nennen Brenzikofer und Buchenhornern den Erlebnisweg «Wisenbergwärts», der in diesem Sommer erneuert wurde, auf der Wanderung als Beispiel. «Der Jurapark soll Themen aufgreifen, welche die Leute beschäftigen», sagt Brenzikofer. Dies können Naturthemen wie der Wald sein, genauso wie verschiedene Produkte aus der Region. «Gerade Corona hat gezeigt, wie wichtig der Bezug zum Regionalen ist», ergänzt Buchenhorner.
Potenzial bei Vermarktung
Als Lehrerin ist Brenzikofer auch die Bildung ein zentrales Anliegen. So sei es beispielsweise denkbar, dass Sekundarschulen Arbeitslager künftig statt im Wallis oder im Bündnerland vor der eigenen Haustüre beim hiesigen Forst durchführen. «Wir wollen der Bevölkerung aufzeigen, dass es in der Nähe viel Attraktives gibt», so Brenzikofer, während Buchenhorner sofort den Vergleich zur Wirtschaft zieht: «Die Unternehmen und deren Produkte in der Region sind vielseitig und überzeugend. In der Vermarktung haben wir aber noch grosses Potenzial.»
Oben auf dem Wisenberg angekommen, zeigen sich die beiden Vertreter des Erlebnisraums Tafeljura optimistisch, was den weiteren Verlauf des Vorhabens Jurapark Baselland angeht. Der positive Verlauf des Diskussionsabends von vorgestern scheint ihnen recht zu geben. Dies jedoch auch im vollen Bewusstsein, dass auch beim erneuten Anlauf noch einige Hürden auf den Jurapark Baselland zukommen könnten. Letztmals scheiterte das Projekt vor allem, weil laut Ansicht der Gegner die wirtschaftlichen Interessen gegenüber den naturschützerischen zu stark gewichtet waren.
Im jetzigen Neuanlauf bleibt die Eingabe für das Projekt beim Bund ein wichtiger Fixpunkt. Bis Ende 2023 müsste ein Gesuch aus dem Baselbiet in Bern eingereicht sein. Die derzeitige Ausgangslage stimmt Buchenhorner zuversichtlich: «Vielleicht ist es blauäugig, aber ich glaube, wir sind auf einem guten Weg.»
Zahlreiche Ideen, aber auch einige Fragen
sf. Im Schloss Ebenrain in Sissach haben sich am Dienstagabend rund 70 Vertreterinnen und Vertreter von Kanton und Gemeinden, aus der Wirtschaft, aus der Kultur sowie aus Landwirtschafts- und Naturschutzorganisationen getroffen, um in einer offenen Diskussion über das Projekt Jurapark Baselland zu debattieren. Dies teilte der Verein Erlebnisraum Tafeljura gestern in einer Mitteilung mit. Der Anlass hatte zum Ziel, sich über die Chancen und Risiken eines Regionalen Naturparks auszutauschen. Neben dem Austausch standen auch Referate von Vertretern der benachbarten Naturparks Thal und Aargau im Zentrum. Der Abend habe gezeigt, dass viele Ideen vorhanden seien, es rund um das Projekt Jurapark Baselland aber auch einiges an Fragen oder gar Ängste gebe. In einem nächsten Schritt will der Verein Erlebnisraum Tafeljura die Resultate der Diskussion nun zusammentragen und mit Vertretern des Kantons das weitere Vorgehen besprechen.