Es regnet Gold für Schnäpse
25.09.2020 Bezirk Sissach, Buus, LandwirtschaftDie Brände von Andreas Leuenberger ernten Lob und Medaillen
Aus Neugierde hat Weinbauer und Landwirt Andreas Leuenberger aus Buus sechs Kostproben seiner Destillate an eine Prämierung eingeschickt. Gleich zwei komplette Medaillensätze trugen sie ihm ein.
Jürg ...
Die Brände von Andreas Leuenberger ernten Lob und Medaillen
Aus Neugierde hat Weinbauer und Landwirt Andreas Leuenberger aus Buus sechs Kostproben seiner Destillate an eine Prämierung eingeschickt. Gleich zwei komplette Medaillensätze trugen sie ihm ein.
Jürg Gohl
Etwas bewölkt ist der Himmel, als der Blick vom «Leimenhof» oberhalb von Buus über die Jurahügel gleitet. Mitten in der Weinlese ziehen Marisa und Andreas Leuenberger eigentlich Postkartenwetter vor. Doch um dem Bauernpaar in diesen Tagen die Stimmung zu vermiesen, braucht es schon etwas mehr als ein paar dunkle Wolken in der regenarmen Nordost-Ecke des Oberbaselbiets. Für ihre spürbar gute Stimmung sorgen die Resultate eines Qualitäts-Wettbewerbs für Destillate, im Volksmund etwas derber, dafür deutlicher als «Schnaps» bezeichnet.
Sechs ihrer Produkte haben die Leuenbergers eingereicht. Sie mussten die Prämierungsfeier auslassen und verpassten somit einen Medaillensegen, den sie nie erwartet hätten. Alle sechs eingereichten Brände erhielten Auszeichnungen. Ein halbes Dutzend gerahmte Diplome, die je zwei Gold-, Silber- und Bronzemedaillen bescheinigen, dekorieren gleich neben der Urkunde, die das Paar 2017 für den Baselbieter Staatswein erhielt, die Wand im Degustationsraum.
Dank neuem Brennkessel
Dort steht gleich neben ihren insgesamt 18 verschiedenen Bränden, die alle aus Kirschen, Zwetschgen, Äpfeln, Trauben und Quitten hergestellt werden, der alte Brennofen, mit dem diese Erfolgsgeschichte ihren Anfang nahm. Mit dem an sich schmucken Stück hat der heute 59-jährige Landwirt über Jahre mehr schlecht als recht seine Brände hergestellt.
Doch vor vier Jahren übernahm er von Brenner Kurt Hofer aus dem Nachbardorf Rickenbach dessen neueres, grösseres Brenngeschirr, inklusive einer Kürzest-Instruktion. Der neue Kessel fasst statt der bisherigen 55 nun 120 Liter, und das Brennen konnte von zwei auf einen Durchgang verkürzt werden. «Zum Brennen braucht es noch immer viel Geduld», sagt Andreas Leuenberger, «doch der neue Ofen erleichtert die Arbeit erheblich.»
Aber wie steht es um die Qualität? Weil er sich nicht auf die Komplimente aus dem Freundeskreis verlassen wollte, beschloss er, seine Produkte einer neutralen Jury zu unterbreiten. Dazu kam ihm ein regionaler Wettbewerb von «Berner Früchte» wie gerufen. Ihm ging es weniger um die Punktezahlen als vielmehr um die Beurteilung der Jury. Acht sachkundige Verkosterinnen und Verkoster bewerteten die insgesamt 63 eingereichten Produkte von 18 verschiedenen Betrieben.
Nur die besten Früchte
Mit dem Pflümli und dem Zwetschgenbrand gewann Leuenberger die Goldmedaille, für seinen Kirsch und den Burgermeister erhielt er Silber, und für den Traubenschnaps, der nur südlich des Gotthards Grappa genannt werden darf, sowie für den Apfelschnaps gab es Bronze. Die Farbe der Medaille, so es überhaupt zu einer reicht, hängt von der erzielten Punktezahl ab.
Zwei Grundsätze nennt Leuenberger als Voraussetzung, um für Brände überhaupt bekränzt zu werden. Zuerst hygienisches Arbeiten, weil der Alkohol – seine Produkte weisen einen Gehalt von 44 Volumenprozenten auf, eine Schnapszahl – jede Verunreinigung verrät. Zudem kommen nur die besten, reifsten Früchte infrage. Das wiederum stellt die Produzenten seit sechs Jahren vor ein weiteres Problem: Neben ihnen hält die Kirschessigfliege nach der gleichen Beute Ausschau.
Als «Probiererli» schenkt er von einem seiner drei Kirsch-Sorten ein. «Das ist der ehrlichste Schnaps», sagt er und ertappt sich selber beim Nennen des Tabu-Worts, «bei einem anderen Produzenten probiere ich zuerst immer den Kirsch. Daraus kann ich viel über seine Arbeit herauslesen.» Und mit dem ersten Schlückchen scheinen sich auch die Wolken über dem «Leimenhof» zu verziehen.