Corona einmal positiv
15.09.2020 BaselbietDer TSV Anwil zeigte sich im Frühling von seiner erfinderischen Seite
Ausgerechnet der vom Coronavirus «heimgesuchte» TSV Anwil hat sich mit einem Fitness-Parcours etwas Spezielles einfallen lassen, um seinem Dorf während der Pandemie-Zeit etwas zu bieten. Zwei solche ...
Der TSV Anwil zeigte sich im Frühling von seiner erfinderischen Seite
Ausgerechnet der vom Coronavirus «heimgesuchte» TSV Anwil hat sich mit einem Fitness-Parcours etwas Spezielles einfallen lassen, um seinem Dorf während der Pandemie-Zeit etwas zu bieten. Zwei solche Corona-Ideen von Vereinen werden ausgezeichnet und honoriert.
Jürg Gohl
Dem Musikverein Bubendorf muss diese Entscheidung sehr schwergefallen sein. Er musste wegen Corona das Kantonale Musikfest beider Basel vom vergangenen Mai – um im Jargon zu bleiben – abblasen. Die Organisatoren holen es vom 27. bis 29. Mai 2022 nach.
Nicht besser erging es dem TV Itingen. Wegen der Pandemie sagte er das Regionalturnfest ab. Die Sicherheitsauflagen liessen nichts anderes zu, zudem diente die Lausner Sporthalle, die für verschiedene Wettkämpfe reserviert gewesen wäre, als Corona-Testzentrum. Drei Jahre Vorbereitungszeit auf den Saisonhöhepunkt der Oberbaselbieter Turner für die Katz! Viele Vereine nutzten das frei gewordene Wochenende dafür, ihren Mitgliedern etwas Alternatives zu bieten, etwa ein vereinsinternes Turnfest oder einen Ausflug.
Doch nicht nur an jenem Wochenende legten die Vereine viel Kreativität und Gemeinsinn an den Tag. Berühmt ist das Beispiel der Volleyballerinnen von Sm’Aesch Pfeffingen, dem nationalen Spitzenteam. «Arbeitslos» geworden, boten die Profi-Sportlerinnen kostenlos Hilfe an, hüteten Kinder und besorgten Einkäufe für andere.
Parcours durch Ammel
Auch der gegenwätig vom Coronavirus tangierte Turn- und Sportverein Anwil liess sich etwas einfallen: Er richtete einen Fitness-Parcours durchs Dorf und durch die Corona-Zeit ein. Wobei: Präsident Oliver Dürrenberger, der gestern ausreichend Zeit für Auskünfte hatte, stellt sogleich richtig, dass sie die Idee bei Turnern in Oltingen abgeguckt hätten. Um die eigenen Mitglieder fit und bei Laune zu halten, stellten Gianluca Kühni und Tamara Ruepp aus dem Leiterteam im April einen Parcours «rund um Ammel», wie sie ihn nennen, zusammen. Diesen kann man joggend, spazierend oder per Velo zurücklegen.
Die Strecke umfasst 14 Posten, die mit einem Aufgabenblatt in zwei Schwierigkeitsstufen versehen sind: Da werden Steine in die Höhe gestemmt, Liegestützen hingelegt und Beine in die Höhe gehoben. Noch am vergangenen Donnerstag hatten mehrere Turner den Lauf zurückgelegt, ehe sie die Botschaft erhielten, dass für viele Vereinsmitglieder Quarantäne angeordnet wurde (siehe Seite 3).
Neben den rund 150 aktiven Vereinsmitgliedern ist auch die gesamte Bevölkerung zum Mitmachen aufgefordert. Das wird offenbar auch rege getan. Jedenfalls beobachtet Oliver Dürrenberger, der von seinem Zuhause aus zwei dieser Posten im Auge hat, dort immer wieder Sporttreibende und Familien in Aktion, weit mehr, als er erwartet hätte. Er sagt: «Wir erhielten bisher nur Lob für unsere Initiative.»
Genau solche Aktivitäten sucht die Basellandschaftliche Kantonalbank – genauer die BLKB-Stiftung Kultur & Bildung, das Nachfolgemodell der Jubiläumsstiftung. Der Stiftungsrat, der von Nadine Jermann, der Gemeindepräsidentin von Buus, geleitet wird, vergibt seit vergangenem Jahr unter anderem neu auch zwei Förderpreise aus den Bereichen «Gesellschaft» und «Sport» an Vereine, die sich ehrenamtlich für aussergewöhnliche Projekte engagieren. Für die Förderpreise 2020 kommen ausschliesslich Initiativen im Zusammenhang mit der Pandemie infrage.
Publikum wählt zwei Sieger
Der Stiftungsrat wird drei bis fünf überzeugende Projekte auswählen. Per Publikumswahl werden sodann die Sieger der beiden Kategorien bestimmt. Die Preise, die mit je 5000 Franken dotiert sind, werden nächstes Jahr an einer öffentlichen Feier übergeben. Die Eingabefrist für Vereine, die ein solches Projekt vorzuweisen haben, läuft am 25. September ab. Bisher sind beim Stiftungsrat sechs Bewerbungen eingegangen.
Im Vergleich zum Vorjahr, als es um Nachwuchsförderung im Sport sowie um Integrationsprojekte ging, sind das deutlich weniger. Nadine Jermann erklärt sich das so: «Es wurde sehr viel geleistet. Doch viele Vereine betrachten ihren ehrenamtlichen Einsatz zugunsten anderer als Selbstverständlichkeit.» Sie würden sich deshalb scheuen, sich um die beiden Preise zu bewerben. Die Pandemie habe, sagt sie, zu einer paradoxen Situation geführt: «Wir mussten auf Distanz zueinander gehen und rückten so näher zusammen.»
www.blkb.ch/die-blkb/unsereengagements/stiftung-kultur-bildung