«Wir haben eine tragfähige Basis»
22.09.2020 Bezirk Waldenburg, Kultur, HölsteinDie «Holdenweid» hat eine neue Besitzerin
Zwei Jahre nach dem Zuschlag aus einer öffentlichen Ausschreibung kann die Stiftung um Cornelia Huber die Gebäude in der «Holdenweid» käuflich übernehmen.
Elmar Gächter
Frau Huber, die Baselbieter ...
Die «Holdenweid» hat eine neue Besitzerin
Zwei Jahre nach dem Zuschlag aus einer öffentlichen Ausschreibung kann die Stiftung um Cornelia Huber die Gebäude in der «Holdenweid» käuflich übernehmen.
Elmar Gächter
Frau Huber, die Baselbieter Regierung hat Ihnen vor ein paar Wochen den Spartenpreis kulturelle Impulsprojekt zugesprochen. Was bedeutet dieser Preis für Sie und Ihre Organisation?
Cornelia Huber: Es ist ein Zeichen, dass eine Arbeit honoriert wird, deren «Gewinn» nicht von Anfang an für alle Menschen einsehbar war. Aber auch, dass Interesse an neuen Ansätzen vorhanden ist und es Bemühungen braucht, nicht bereits Bestehendes zu konkurrenzieren, sondern eine neue Form von Angebot zu schaffen.
In der Zwischenzeit konnte Ihre Stiftung von den Immobilien Basel-Stadt sämtliche Gebäulichkeiten in der «Holdenweid» kaufen und sich auf dem Areal das Baurecht für 99 Jahre sichern. Ist dies der Durchbruch für Ihr Impulszentrum?
Ja, dies ist so. Jetzt ist eine tragfähige Basis geschaffen. Wir können nun aufbauen und müssen nicht mehr einen grossen Teil unserer Energie in rechtliche und amtliche Belange stecken. Und vor allem wissen unsere Geldgeber, dass ihre Investitionen nicht mehr risikobehaftet sind. Dank der Unterstützung von zwei Stiftungen konnten wir den Kaufpreis von 760 000 Franken bereits an die Verkäuferin überweisen.
Welche Stiftungen beteiligen sich an Ihrem Projekt?
Für grössere Beiträge die Ernst Göhner Stiftung, die Sophie und Karl Binding Stiftung, die Jacqueline Spengler Stiftung, der Swisslos-Fonds Baselland und weitere Stiftungen, die nicht namentlich genannt sein wollen. Zudem gibt es sehr viele kleinere Stiftungen, die uns projektweise unterstützen.
Wie geht es nun weiter mit den konkreten Massnahmen? Praktisch alle Gebäude sind in einem schlechten baulichen Zustand.
Die Bewilligung für die Sanierung der ehemaligen Klinik, des grössten Gebäudes in der «Holdenweid», liegt vor. Als Erstes gehen wir den Brandschutz an, der unter anderem neue Brandabschnitte sowie zusätzliche neue Ausgänge vorsieht. Zudem müssen wir alle Dachgauben abtragen und neu erstellen. Im Weiteren stehen der Ersatz der Heizung und die Dachsanierung an. Eine wichtige behördliche Vorgabe erreichen wir mit dem Hochwasserschutz, den wir bereits an einen hiesigen Unternehmer vergeben haben. Dabei wird das heute eingedolte Bächlein offengelegt. Wir setzen uns für die Sanierung des ehemaligen Klinikgebäudes eine Frist von rund zwei Jahren. Die Finanzierung dieser Massnahmen ist zum Teil sichergestellt.
Im Mai dieses Jahres wurde durch einen Zeitungsartikel bekannt, dass die ehemalige Heimstätte asbestverseucht sei. Was hat es damit auf sich?
Wir haben ein entsprechendes detailliertes Gutachten erstellen lassen, das Teil der Baubewilligung ist. Abgesehen von einer Leitung, die gemäss den Sicherheitsvorschriften saniert werden muss, gibt es keine weiteren Asbestrückstände. Von einem asbestverseuchten Gebäude zu sprechen, ist vollkommen übertrieben.
Was passiert mit den übrigen Bauten?
Vor allem das Bauernhaus mit dem angebauten Ökonomiegebäude erfordert eine umfassende Sanierung. Dort wollen wir das Tenn zu einem Veranstaltungsraum ausbauen, zu dem uns der Swisslos-Fonds Baselland bereits finanzielle Mittel zugesichert hat. Es besteht ein grundsätzliches Interesse, dort lokal oder regional tätigen Künstlern eine Plattform zu bieten. Wir haben zwar einen grossen Saal in der ehemaligen Heimstätte, aber er ist nicht für alle Anlässe geeignet.
Und mit der Villa, dem Herrenhaus, das seit Jahren von Leuten ausserhalb Ihres Vereins bewohnt wird?
Ehrlich gesagt: Wir kennen den inneren Zustand dieses Gebäudes nicht. Unseres Wissens kennt ihn nicht einmal die Verkäuferin. Die Bewohner wollten bisher nicht, dass wir das Gebäude besichtigen. Wir gehen jedoch davon aus, dass es sanierungsmässig kein grösseres Problem darstellen wird, denn wir wollen dort grundsätzlich nichts verändern.
Das Verhältnis zwischen Ihrer Institution und der IG Holdenweid, unter der die Mieterschaft der Villa vereinigt ist, ist nicht das beste. Was bedeutet Ihr Kauf für Ihre Nachbarn?
Wir werden ihnen kündigen. Die aktuellen Nutzungsverhältnisse sind nicht geregelt. Es besteht ein einziger Mietvertrag für das Wohngebäude – sprich die Villa –, und die Mieterin hat andere Räume, Flächen und Häuser benutzt, ohne dass sie dafür eine reale Miete entrichtet hat. Solche und weitere Aspekte sind künftig nicht mehr tragbar, weil wir als Stiftung ja einen Baurechtszins entrichten müssen. Dies ist aber nur möglich, wenn wir unsere Gebäude auch entsprechend nutzen und vermieten können. Zudem hat die Stiftung Holdenweid den Auftrag, das Gelände einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen, und dies verträgt sich nicht mit den undurchsichtigen Machenschaften, die fernab der Öffentlichkeit viele Jahre in der Villa gepfegt wurden.
Noch ungelöst ist aber das Zonenproblem. Die «Holdenweid» liegt in der Landwirtschaftszone.
Dies wird bei den weiteren Baueingaben tatsächlich wieder ein Thema sein. Zwar wurde der Zonenplan Landschaft von der Gemeinde Hölstein bewilligt und vom Bauinspektorat abgesegnet, aber die Natur- und Landschaftsschutzkommission hat angedroht, die Zonenfrage bei der nächsten Eingabe wieder aufs Tapet zu bringen. Wir werden das Thema an einem runden Tisch angehen müssen.
Bereits vergangenes Jahr und auch heuer wieder fehlt der «Holdenweid» zeitweise das nötige Trinkwasser, das seit Jahren von einer einzigen Quelle gespiesen wird.
Es ist Teil des Kaufvertrags, dass Immobilien Basel-Stadt eine Trinkwasserleitung erstellt und die Zufahrtsstrasse saniert. Der entsprechende Kredit ist genehmigt und die Arbeiten sollen bis nächsten Frühling erstellt sein. Diese Zusage war Bestandteil der Ausschreibung und ist kein Goodwill uns gegenüber. Es ist quasi eine Gegenleistung für den relativ hohen Baurechtszins, den wir jährlich bezahlen.
Wie hat Ihr Betrieb den Lockdown und generell die Corona-Zeit bisher überstanden?
Wir konnten während des Lockdowns zwar keine Gäste empfangen, aber die Arbeit ist uns nicht ausgegangen. Seit August werden wir jedoch fast ein wenig überfahren mit Anfragen für Raummieten, unter anderem für Firmenanlässe und Hochzeiten. Mehr könnten wir im Moment mangels personeller Kapazitäten gar nicht bewältigen.
Wie beurteilen Sie die Zukunft Ihres Projekts?
Nachdem ich aufgrund des erwähnten in vielerlei Hinsicht negativen Zeitungsartikels schon ein wenig deprimiert war, ist das heutige Stimmungsbild toll. Wir haben ein sehr gutes Team, das in den vergangenen fünf Jahren sehr viel dazugelernt hat. Das Schwierigste ist, dass wir zu wenig Zeit haben, um innezuhalten und zu geniessen. Grundsätzlich habe ich nie an unserem Ziel gezweifelt. Ich brauche immer wieder das Bild der Blume, wie sie in einem Artikel im «Gurlifiengger» der «Volksstimme» geschildert wurde. «Ich glaube an das Gesetz der gebündelten Kraft der Pfanzen, deren Triebe selbst den harten Asphalt der Zufahrtsallee zu durchdringen vermögen.»
Ein öffentlicher Ort
emg. Käuferin der «Holdenweid» ist die gleichnamige Stiftung. Der Stiftungsrat setzt sich zurzeit aus vier Personen zusammen, mit Cornelia Huber als Präsidentin. Die Stiftung Holdenweid stellt den gesamten Gebäudekomplex dem Verein Frequenzwechsel, der von der Initiativgruppe um die Künstlerin und Forscherin Cornelia Salome Huber gegründet wurde, zur Bewirtschaftung zur Verfügung. Dieser hat bereits 2015 damit begonnen, die «Holdenweid» wieder zu einem öffentlichen Ort zu machen.