«Die Erneuerung der WB ist auf Kurs»
17.09.2020 Bezirk Waldenburg, Waldenburg
Elmar Gächter
Herr Schödler, wo steht das Gesamtprojekt zur Erneuerung der Waldenburgerbahn heute?
Fredi Schödler: Wir sind auf Kurs. Dies ist das eigentliche Bewilligungsjahr, in dem wir mit Ausnahme des geänderten Abschnitts zwischen ...
Elmar Gächter
Herr Schödler, wo steht das Gesamtprojekt zur Erneuerung der Waldenburgerbahn heute?
Fredi Schödler: Wir sind auf Kurs. Dies ist das eigentliche Bewilligungsjahr, in dem wir mit Ausnahme des geänderten Abschnitts zwischen Lampenberg und Hölstein alle Plangenehmigungen vom Bundesamt für Verkehr erwarten. Sobald die Plangenehmigungsverfügungen eintreffen, folgen Bauarbeiten noch im Betrieb der bisherigen WB. Neben der Anlage von Installationsflächen werden wir im letzten Quartal dieses Jahres verschiedene Werkleitungen verlegen und die provisorische neue Bus-Endhaltestelle in Waldenburg bauen, bevor wir am 6. April 2021 die heutige WB ausser Betrieb nehmen und praktisch auf allen sieben Abschnitten loslegen.
Erstaunt es Sie, dass sich ein solches Grossprojekt bisher ohne zeitliche Verzögerungen abwickeln lässt?
Hinter dem Projekt steht ein sehr engagiertes Team, das hoch motiviert die Realisierung und die pünktliche Inbetriebnahme am 11. Dezember 2022 verfolgt. Aber ganz ohne Herausforderungen geht es natürlich nicht. So können wir zwischen Lampenberg und Hölstein die Vordere Frenke nicht wie vorgesehen verlegen, sondern müssen die Linienführung ändern, sodass wir die Baubewilligung für diesen Teil des Projekts erst im März kommenden Jahres erwarten. Es ist dies bis heute jedoch die einzige grössere Projektänderung.
Einsprachen und Verzögerungen beim Landerwerb sind vielfach eigentliche Damoklesschwerter für ein solches Vorhaben. Wie steht es damit?
Wir haben uns von Anfang an zum Ziel gesetzt, wenn irgendwie möglich auf Enteignungen zu verzichten. Dies ist uns sehr gut gelungen. So konnten wir von 53 Einsprachen 50 gütlich erledigen, bei zwei weiteren liegt eine mündliche Einigung vor, und offen bleibt im Moment noch jene der Stadt Liestal im Bereich ihrer Trinkwasserfassung Helgenweid in Hölstein. Aber wir stehen mit Liestal in engem Kontakt und erwarten im Zusammenhang mit der angesprochenen Projektänderung die zeitgerechte Erledigung der Einsprache.
Mussten Sie dabei den Grundeigentümern finanziell entgegenkommen?
Wir halten uns beim Landerwerb konsequent an unsere klare Linie und behandeln alle Grundeigentümer gleich, anders geht es nicht. Kompromisse oder Entgegenkommen sind dort möglich, wo es um kleinere Projektanpassungen an die Bedürfnisse der Anwohner geht.
Wie weit hat Sie die positive Haltung gegenüber dem Projekt überrascht?
Ich denke, dass die WB positiv im Tal verankert ist und sie als wichtiges Verkehrsmittel geschätzt wird. Oft wird sie auch als «Lebensader» im Tal bezeichnet. Dieser Eindruck hat sich im Lauf der letzten Monate noch verstärkt. Aber selbstverständlich folgt die grosse Herausforderung noch, wenn im Zug der Bauarbeiten die Einschränkungen auf dem Kantonsstrassennetz spürbar werden.
Die Einhaltung des ambitionierten Zeitplans ist das eine, jene der Kosten das andere. Wird das Budget eingehalten?
Aus heutiger Sicht können wir die prognostizierten Endkosten von 325 Millionen Franken für die Infrastruktur samt Hochwasserschutz einhalten. Jeder Projektfortschritt gibt uns eine weitere Bestätigung für diesen Trend. Dies nicht zuletzt auch aufgrund der Arbeitsvergaben, wie zuletzt jene für die Baumeisterarbeiten.
Wie zufrieden sind Sie mit den bisherigen Arbeitsvergaben?
Es freut mich vor allem, dass bei diesen Aufträgen von insgesamt 116 Millionen Franken Unternehmen aus der Nordwestschweiz zum Zuge kommen. Schön ist auch, dass sich verschiedene Bauunternehmen zu Arbeitsgemeinschaften zusammengeschlossen haben. Dies zeigt, wie wichtig die Aufträge für die Unternehmungen in der Region sind. Als nächste grössere Arbeitsvergabe erfolgen gegen Ende des Monats die Gleisarbeiten.
In welcher Hinsicht profitieren die KMU des Tals vom WB-Projekt?
Einerseits werden sie sich als Zulieferer für die beauftragten Bauunternehmungen bewerben können, andererseits auch auf kleinere Aufträge, die wir in den nächsten Monaten ausschreiben und vergeben.
Sie haben die Anlage von Installationsflächen angesprochen. Eine davon im Bereich des Bikeparks Hölstein ist bereits erstellt und hat den Leser einer Zeitung dazu veranlasst, von einer «Bodenvergewaltigung» des Landwirtschaftsareals zu schreiben. Was sagen Sie dazu?
Wir haben im Tal sehr wenig Platz für solche Flächen. Neben dem bereits erstellten Installationsplatz kommen noch jene in der Nähe der Oris in Hölstein sowie auf dem Areal Grüngen in Bubendorf dazu, auf einer Parzelle, die wir frühzeitig erworben haben. Dort werden wir unseren temporären Standort für die Waldenburgerbahn und auch einen Teil der Busse stationiert haben. Es handelt sich bei allen Installationsflächen um vorübergehende Beanspruchungen, die gemäss neuestem Stand der Technik abgedichtet und nach Abschluss des Projekts wieder in den ursprünglichen Zustand zurückversetzt werden. Selbstverständlich sind all diese Massnahmen mit den Gemeinden und den Grundeigentümern abgesprochen.
Stichwort Coronavirus. Wie weit beeinflusst die Pandemie das Projekt?
Sie fordert auch uns heraus, aber unseren Terminen konnte sie bis jetzt nichts anhaben. Als die SBB ankündigten, ihre Bautätigkeit in Liestal vorübergehend einzustellen, lief es mir schon kalt den Rücken hinunter. Kurze Zeit später wurde uns bestätigt, dass es für das WB-Projekt keine Verzögerungen geben soll.
Die mit der Lieferung beauftragte Firma Stadler Rail fabriziert das neue Rollmaterial der WB in Spanien, das noch viel härter als die Schweiz vom Virus betroffen war. Was heisst dies für die Auslieferung der neuen Fahrzeuge?
Wir erhalten die Fahrzeuge termingerecht. Im vierten Quartal dieses Jahres beginnt die Fabrikation von Einzelteilen und das erste Fahrzeug soll Ende 2021 «ab Band» laufen. Wir erwarten die ersten Fahrzeuge im Sommer 2022, sodass wir das Personal rechtzeitig auf dem neuen Rollmaterial ausbilden können.
Was bedeutet die vorübergehende Bahnsperrung für das Personal der heutigen WB?
Wir haben mit allen Mitarbeitenden frühzeitig Gespräche geführt und ihnen von Anfang an versichert, dass niemand entlassen wird. Ein Teil des Personals hat sich entschieden, als Chauffeure auf den Ersatzbussen tätig zu sein, andere werden als Fahrdienstangestellte in unseren Trams im Unterbaselbiet oder als Fachspezialisten in unseren Werkstätten in Oberwil arbeiten.
Die SBB sprechen davon, nicht genügend Lokführer ausbilden zu können. Wie steht es mit den zusätzlichen Chauffeuren für die Ersatzbusse?
Wir benötigen während des vorübergehenden Busbetriebs von April kommenden Jahres bis Ende 2022 rund 20 zusätzliche Chauffeure. Wir sind auf gutem Weg, dieses Personal zu rekrutieren beziehungsweise intern entsprechend auszubilden. Wir haben acht zusätzliche Gelenkbusse bestellt, vier stellt die Postauto Schweiz ab, die ihre Linie 94 zwischen Balsthal und Waldenburg bis nach Liestal verlängert.
Noch ein Wort zum neuen Bahnhof Waldenburg. Wann wird dieser realisiert?
Der Start ist ebenfalls ab 6. April kommenden Jahres geplant. Hier ist die Bevölkerung rein von der Bautätigkeit her am wenigsten betroffen, ebenso von temporären Lichtsignalanlagen auf der Kantonsstrasse. Hingegen muss der heutige Parkplatz vor der Gemeindeverwaltung Waldenburg verlegt werden, weil wir den Platz einerseits für die provisorische Endhaltestelle und andererseits für die temporäre Platzierung des Kiosks benötigen, der vom Bahnhof dorthin verlegt wird.
Informationsanlässe im ganzen Tal
emg. Neben den bereits erfolgten Informationsanlässen in Bubendorf und Oberdorf informiert die BLT am kommenden Dienstag, 22. September, ab 19 Uhr, in der Mehrzweckhalle Niederdorf sowie am Mittwoch, 23. September, ab 19 Uhr, in der Mehrzweckhalle Rübmatt in Hölstein über das Projekt.
Weitere Infos unter www.blt.ch/wb