Läuft nur die Nase oder könnte es Corona sein?
25.08.2020 BaselbietTobias Gfeller
Herbst und Winter kommen näher, die Corona-Fallzahlen steigen und an den Schulen, Kindergärten und in den Kitas ist schon fast wieder Normalität eingekehrt. Wenigstens bei den Kleinen. Fast schon normal sind gerade bei ihnen im Herbst und Winter laufende ...
Tobias Gfeller
Herbst und Winter kommen näher, die Corona-Fallzahlen steigen und an den Schulen, Kindergärten und in den Kitas ist schon fast wieder Normalität eingekehrt. Wenigstens bei den Kleinen. Fast schon normal sind gerade bei ihnen im Herbst und Winter laufende Nasen oder ein leichter Husten. Schon immer galt es für Eltern, abzuwägen, ob das Kind zu Hause bleiben muss, wenn Krankheitssymptome vorliegen. Umso schwieriger ist die Entscheidung, wenn kein Hütedienst zur Verfügung steht, wenn das Kind zu Hause bleiben muss und Mutter und Vater arbeiten.
Mit dem Coronavirus verschärft sich die Situation zusätzlich. Mit allen Mitteln soll verhindert werden, dass sich das Virus in den Bildungsinstitutionen ausbreiten kann. Doch wie erkennen Eltern, Lehrkräfte und Kita-Mitarbeitende, ob es sich eben um eine normale Erkältung oder doch um Covid-19 handeln könnte?
Irène Renz, Leiterin der Abteilung Gesundheitsförderung in der Volkswirtschafts- und Gesundheitsdirektion, ist sich der schwierigen Situation und der gestiegenen Sensibilität für das Thema bewusst. «Es gibt klare Vorgaben: Hat das Kind die klassischen Corona-Symptome wie Husten, Atemwegsbeschwerden oder Fieber, darf es nicht in die Kita, den Kindergarten oder in die Schule.» Renz ist sich im Klaren, dass solche Symptome auch unklar sein könnten. «Es ist für uns alle eine Herausforderung, mit der Situation richtig umzugehen, gerade wenn der Herbst und Winter kommen.»
«Jeder Fall ist wieder anders»
Die Vorgabe des Kanton ist klar: «Mitarbeitende und Kinder bleiben bei Anzeichen auf eine Covid-19-Erkrankung zu Hause und nehmen zur Klärung des weiteren (medizinischen) Vorgehens so rasch als möglich mit ihrem Arzt beziehungsweise die Eltern der Kinder mit dem Kinderarzt telefonischen Kontakt auf oder machen den Coronavirus-Check.» Dass Kinder mit Krankheitssymptomen zu Hause bleiben sollten, war eigentlich auch schon vor Corona so, betont Renz. Kranke Kinder sollen daheim in Ruhe genesen können.
Genauso klar war aber, dass sich nicht alle Eltern daran hielten. Ein leichter Schnupfen oder Husten sind doch nicht weiter schlimm. Irène Renz bestätigt, dass sie seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie mehr Anfragen von besorgten Kita-Mitarbeitenden erhalten, wie sie mit kränkelnden Kindern umgehen sollen. Trotz der vom Kanton klar kommunizierten Regeln sei es nicht möglich, jedes Kind und jede Situation identisch zu beurteilen. «Es gibt Kinder, die husten fast schon chronisch oder haben Allergien. Jeder Fall ist wieder anders – auch bei Corona.» Jüngere Kinder werden nicht in jedem Fall auf das Virus getestet.
Der jeweilige Kinderarzt klärt mit den Eltern ab, ob ein Test sinnvoll und nötig ist. «Gibt es in der Familie Erwachsene mit ähnlichen Symptomen, werden diese zuerst getestet», erklärt Irène Renz. «Sind diese positiv, geht man davon aus, dass auch das Kind das Virus hat.»
Vertrauen in die Eltern
Bei den Kitas selber reichen die Weisungen von sehr streng bis relativ locker. «Kinder mit Husten und Fieber müssen zu Hause bleiben», stellt Isabelle Heini, Co-Leiterin und Gruppenleiterin der Kita Zwärgehuus in Zunzgen, klar. Sie halten sich an die Vorgaben des Kantons. «Die Eltern sollten das Kind dann von einem Arzt abklären lassen, ob es sich um einen Corona-Husten handelt oder nicht.»
Isabelle Heini warnt aber wie Irène Renz davor, zu denken, man könne als Institution sämtliche Kinder gleich behandeln. «Wir versuchen, mit gesundem Menschenverstand gemeinsam mit den Eltern herauszufinden, was das Richtige ist.» Sie könne dabei auf die Sensibilität und Ehrlichkeit der Eltern vertrauen.
Auch bei Dilek Dagdelen von der Spielgruppe Dschungelhuus in Itingen müssen Kinder mit Husten zu Hause bleiben. «Eine laufende Nase ist wieder etwas anderes, weil diese kein typisches Symptom für das Coronavirus ist.» Sie spüre auch bei den Eltern ein starkes Bewusstsein für das Thema. Dagdelen, die auch einen Mittagstisch und eine Nachmittagsbetreuung anbietet, möchte es mit Flexibilität den Eltern ermöglichen, ihr Kind auch an einem anderen Tag in die Spielgruppe zu bringen, wenn es am üblichen Tag Krankheitssymptome zeigt. Der nahende Herbst und Winter bereiteten ihr schon Sorgen. «Dann wird das mit den laufenden Nasen und dem Husten sicher zunehmen und für uns schwieriger zu handhaben sein.»
Situation ist angespannter
Für Chantal Peter, Leiterin der Kita 360º in Gelterkinden, ist eine generelle Regelung gar nicht möglich. «Man muss schauen, wie stark ein Kind hustet, oder wieso es hustet. Im Winter gehört dies halt fast dazu», sagt sie. Angst vor der kalten Jahreszeit habe sie nicht. «Vielleicht eher Bedenken und Fragen, was auf uns zukommt.»
Für Margreth Kamber, Leiterin der Kita Rössli in Hölstein und Grittpark in Niederdorf, sind die Auflagen hingegen klar, dass sie Kinder, die kränkeln, nicht aufnehmen dürfen. Dabei sei sie auf die Ehrlichkeit der Eltern angewiesen. Und dies klappte bisher sehr gut, lobt Kamber. Im Hinblick auf den Herbst und Winter habe sie schon Bedenken, auch wenn Familienmitglieder der Kinder krank sind. Ganz neu sei das Handhaben bei Krankheitsfällen für Kitas aber nicht. «Die Situation ist jetzt halt einfach angespannter. Wir nehmen es, wie es kommt und haben Vertrauen in die Eltern.»