Das WB-Tal mit Leben erfüllen
27.08.2020 Baselbiet, Waldenburg, Bezirk WaldenburgAn innovativen Ideen mangelt es nicht
Eine talumspannende Online-Plattform, ein gemeinsamer Rat, eine eigene Zeit-Währung und ein alljährliches Fest. Das sind unter anderen die Visionen, welche die Zunft zum oberen Tor im Waldenburgertal realisieren möchte.
Elia ...
An innovativen Ideen mangelt es nicht
Eine talumspannende Online-Plattform, ein gemeinsamer Rat, eine eigene Zeit-Währung und ein alljährliches Fest. Das sind unter anderen die Visionen, welche die Zunft zum oberen Tor im Waldenburgertal realisieren möchte.
Elia Napoli
Das Waldenburgertal als Lebensraum attraktiver zu gestalten, ist das Anliegen der Zunft zum oberen Tor.Damit diese Intention dem Ziel näher kommt, wurde am Abend des 10. Januars dieses Jahres unter dem Leitmotiv «Mir mache WB-Tal» im Restaurant Grittpark diskutiert. Die überarbeiteten Resultate der damaligen Diskussionsrunde liegen nun dank der Arbeit der Zunftpräsidenten Mike Mathys und Beat Feigenwinter vor. In den Bereichen Infrastruktur, Digitalisierung, Nachbarschaftshilfe und Kultur sind fortschrittliche Schlussfolgerungen zusammengekommen.
Beim Thema Waldenburgerbahn sind sich die rund 60 Teilnehmenden einig gewesen: Die WB sei das Herz des öffentlichen Verkehrs und die Komplettüberholung der Bahn sei ein Segen. Jedoch sind die Querverbindungen nach Liedertswil, Arboldswil, Titterten, Reigoldswil, Bennwil sowie nach Ramlinsburg und Lampenberg kritisiert worden.Grund dafür sind die sporadischen Anschlüsse an die talexternen Hügeldörfer.
Während der Auseinandersetzung rund um den öV ist eine konkrete Idee entstanden: Ein Abonnement für Talbewohner, das den Namen «Gleis 7» tragen soll. Dieses sollte für wenig Geld erhältlich sein und analog zum Vorbild der SBB die freie Fahrt mit der Waldenburgerbahn von 19 Uhr bis Betriebsschluss gewähren. Hinter dieser Vorstellung verbirgt sich die Absicht, dem Tal Leben einzuhauchen. Vor allem am Abend und an den Wochenenden soll es die Bewohner dazu anregen, sich im Tal zu amüsieren.
Neben dem Wachrütteln aus dem Dornröschenschlaf wollen die Initianten das Waldenburgertal in Zukunft effizient vernetzen. Ihnen schwebt eine digitale Talplattform vor, auf der sämtliche Vereine ihre Neuigkeiten, Termine und Veranstaltungen publizieren. In diesem Sinn wären die voneinander getrennten Vereinsmeldungen und Events auf einem gemeinsamen Medium gebündelt. Die Visionäre sind der Meinung, dass bei gewichtigen Terminen und Grossanlässen auf diese Weise eine grössere Menge an Publikum generiert werden könnte. Wer die gewünschte Plattform verwalten soll, ist noch offen, wie Mathys, der Co-Präsident der Zunft zum oberen Tor, auf Nachfrage sagt.
Die Grenzen verschwinden lassen
Die Teilnehmer der Diskussion finden die vorherrschende Konkurrenz unter den Talgemeinden kontraproduktiv. Sie sind der Meinung, dass die Gemeindegrenzen hinsichtlich der Kommunikation ein Hindernis seien. Deswegen wird mehr Kooperation und ein offenener Dialog erwartet. Obwohl die Oberdörfer Gemeindeversammlung jüngst eine Fusion zu einer «Gemeinde Waldenburgertal» deutlich abgelehnt hat (die «Volksstimme» berichtete), zeigt sich Mike Mathys zuversichtlich. Er sagt: «Steter Tropfen höhlt den Stein.»
Als Lösungsvorschlag ist die Gründung eines Talrats gefallen. Dieser würde sich in erster Linie für überkommunale Interessen einsetzen und sich aus Gemeindevertreterinnen und -vertretern sowie interessierten Bewohnern zusammensetzen. Ergänzend zum Rat soll ein Talzentrum entstehen, das ähnlich einem Gemeindezentrum als Tagungs- und Informationsort fungiert. Der Diskussionsrunde schwebt ein grösseres Kaffee vor, sozusagen ein offenes und einladendes Begegnungszentrum.
Ergänzend zum Treffpunkt wollen die WB-Taler eine weitere Möglichkeit schaffen, um neue Kontakte zu knüpfen. Eine Online-Community soll helfen, die Vision einer talumspannenden Nachbarschaft zu realisieren. Über eine Website oder eine Anwendung auf mobilen Geräten würden sich die Talbewohner mitteilen, wenn sie etwas anzubieten hätten oder gebrauchen könnten. Wenn jemand also einen Rasenmäher benötigt oder anbietet, könnte er diese Meldung auf der Plattform inserieren. Die Absicht ist, durch Online-Kontakte Offline-Kontakte zu schaffen.
Eigene Währung
Als vielleicht fortschrittlichsten Geistesblitz schlagen die Initianten eine Art Talwährung vor. Statt Geld wird dabei Zeit angeboten. Als Beispiel bietet eine Person zwei Stunden Zeit an, um im Garten behilflich zu sein. Diese geleistete Zeit wird in Form einer Gutschrift auf einem persönlichen Konto erfasst und kann danach für ein Angebot der Wahl eingelöst werden. Zum Beispiel, wenn die gleiche Person nun für zwei Stunden Hilfe beim Ausfüllen der Steuererklärung benötigt. Der Gedanke dahinter ist, das Gefühl der Eintracht zu stärken und die Unterstützungsbereitschaft im Tal anzukurbeln.
Um die neu erlangte Solidarität zu feiern, beabsichtigen die WB-Tal-Macher, ein Talfest zu organisieren. Einmal im Jahr sollen sich die Bewohner treffen und gemeinsam eine herrliche Zeit verbringen.