«Dem Schweizer Holz gehört die Zukunft»
21.08.2020 Bezirk Sissach, ZeglingenMeier Holz ist das grösste Sägewerk des Baselbiets
Die Meier Holz AG in Zeglingen ist das grösste Sägewerk in den beiden Basel. Das Unternehmen verarbeitet zu 90 Prozent Holz aus dem Baselbiet – mit Sonnenstrom vom eigenen Dach. Für das 130-jährige Familienunternehmen ist klar: Holz ...
Meier Holz ist das grösste Sägewerk des Baselbiets
Die Meier Holz AG in Zeglingen ist das grösste Sägewerk in den beiden Basel. Das Unternehmen verarbeitet zu 90 Prozent Holz aus dem Baselbiet – mit Sonnenstrom vom eigenen Dach. Für das 130-jährige Familienunternehmen ist klar: Holz ist sehr zukunftsträchtig. Es wird kräftig investiert.
André Frauchiger
Die Hauptstrasse schlängelt sich zwischen Feld und Flur von Rünenberg über Kilchberg hinunter nach Zeglingen. Linker Hand beim Ortseingang von Zeglingen fällt der Blick auf mehrere lange und grosse Lagerhallen sowie Massen von aufgeschichteten Baumstämmen und Brettern: Es ist das Betriebsgelände der Meier Holz AG, der grössten Sägerei des Kantons.
1890 gegründet, ist im Familienbetrieb heute die vierte Generation am Ruder, wie Andreas Meier, der ihn zusammen mit seinem Bruder Kurt betreibt, nicht ohne Stolz sagt. Und bereits ist mit Patrick Meier, dem Sohn von Andreas, vor zwei Jahren die fünfte Generation eingestiegen. Zwölf Mitarbeitende zählt der im schweizweiten Vergleich mittelgrosse Betrieb, wobei die Ehefrauen der beiden Inhaber, Pia und Sonja Meier, für das Büro zuständig sind.
Viel Erfahrung mit Holz
Für Andreas Meier ist klar: Der Erfolg des Familienunternehmens basiert auf viel Erfahrung mit dem Rohstoff, der zu rund 90 Prozent aus den Baselbieter Wäldern stammt. Die verbleibenden 10 Prozent des verarbeiteten Holzes stammen aus den benachbarten Kantonen Aargau und Solothurn. Von den jährlich zu verarbeitenden 12 000 bis 13 000 Kubikmetern Rundholz kommt also nichts aus dem Ausland. Damit kennt die Belegschaft das zu verarbeitende Holz und seine Herkunft sehr gut und kann vor diesem Hintergrund die Kundschaft bis ins kleinste Detail der Holzbehandlung und -verarbeitung beraten. Hauptabnehmer sind Handelsfirmen, Zimmereien, Schreinereien, Bauunternehmen und landwirtschaftliche Betriebe.
Die kurzen Transportwege sind für den Familienbetrieb ein wichtiger ökologischer Faktor. Dies passe perfekt zum natürlichen Rohstoff Holz, wie Andreas Meier anmerkt. Er ist überzeugt: «Dem Schweizer Holz gehört die Zukunft.» Ebenso die lokale Wertschöpfung.
Zur Öko-Philosophie des Familienunternehmens zählt auch die vor sechs Jahren installierte Photovoltaikanlage auf den Dächern der Lagerhallen. Auf einer Anlage-Fläche von 4250 Quadratmetern werden 170 Prozent der Selbstversorgung an Energie erzeugt. Die Elektrifizierung des Betriebs erfolgte übrigens bereits im Jahr 1959.
Holz-Kauf per Handschlag
Andreas Meier ist für den Einkauf zuständig. Er trifft sich jeweils mit den Förstern im Wald, begutachtet mit ihnen die Holzqualität, bestimmt die benötigten Mengen und handelt den Preis des bereitgestellten Rundholzes aus. Dabei geht es um Nadelhölzer, auf die sich die Sägerei spezialisiert hat – in erster Linie um Fichte, Tanne und Lärche. Der Kauf erfolgt traditionell per Handschlag. Der Abtransport in die Sägerei wird von beauftragten Transportunternehmen ausgeführt.
Die Ware wird allerdings nach dem Kauf oft noch längere Zeit im Wald liegen gelassen, da die Kapazität des Rundholzplatzes auf dem Sägereigelände beschränkt ist. Täglich werden zwei bis drei Fuhren Rundholz aus den Wäldern geliefert. Haupterntezeit ist in den Wintermonaten, von November bis März.
Moderner Maschinenpark
In der Zeglinger Sägerei wird noch viel Handarbeit geleistet. Präzision und Erfahrung mit dem Holz sind in allen Arbeitsabläufen unbedingt erforderlich. Gleichzeitig steht den Mitarbeitenden ein moderner Maschinenpark zur Verfügung. Zum Beispiel eine vollmechanisierte sogenannte Vollgatteranlage, die mit bis zu 14 Sägeblättern bestückt werden kann. Sie kommt für die Massenproduktion zum Einsatz. Für die qualitativ schönen Stämme wird eine vertikale, vollautomatisierte Bandsägeanlage eingesetzt; dabei werden bei jedem Schnitt die Holzqualität begutachtet und entsprechend die Brettstärke eingeschnitten.
Zur Trocknung des Holzes stehen drei Trockenkammern zur Verfügung, dies mit einem Fassungsvermögen von 100 Kubikmetern Schnittwaren. Womit auch klar ist, dass die Zeiten jahrelangen Trocknens des Holzes vor der Weiterverarbeitung vorbei sind. In Zeglingen werden die Hölzer in speziellen Anlagen innert fünf bis zehn Tagen getrocknet. Dann geht es in die Weiterverarbeitung.
Für die Nachbearbeitung sind zwei Besäumkreissägen sowie eine Vierseiten-Hobelmaschine im Einsatz. Das Restholz wird mit einem Hacker zu Holzschnitzeln in zwei verschiedenen Grössen verarbeitet und in einem Depot gelagert. Die anfallenden Sägespäne fallen in ein separates Späneabteil.
Kurt Meier ist gelernter Hochbauzeichner. Er treibt immer wieder neue Projekte voran. Dies im Wissen darum, dass Stillstand Rückschritt bedeutet. Das heisst, auch bei den Investitionen vorwärtszuschauen, das unternehmerische Risiko nicht zu scheuen. Nach der Installation der Photovoltaikanlage ab 2013 wurde im vergangenen Jahr ein sechster Erweiterungsbau erstellt. Dies vor allem für die Unterbringung eines neuen Blockheizkraftwerks, das noch in diesem Jahr in Betrieb gehen soll. Mit getrockneten Holzschnitzeln aus Restholz wird es Strom und Wärme erzeugen.
Beträchtliche Investitionen
Weitere Optimierungen im Holzbearbeitungsprozess sind ebenfalls vorgenommen worden. Dazu zählt ein neuer Schnittholzlagerplatz. Weiter ist vorgesehen, den Rundholzplatz umzugestalten. Schliesslich soll die Einschnittskapazität im Sägewerk mit einer neuen Rundholzentrindungsanlage gesteigert werden; deren Erstellung ist in den Jahren 2021/22 geplant.
Diese Investitionen belaufen sich auf insgesamt rund 2,4 Millionen Franken. Andreas und Kurt Meier sind zuversichtlich: Davon, dass Holz als Baumaterial eine grosse Zukunft hat, sind sie restlos überzeugt. Es müsse auch von einem entsprechenden weiteren Wachstum ausgegangen werden. Und damit müsste auch die Kapazität ihres Betriebs weiter erhöht werden.
Der Standort in Zeglingen erachten sie als ideal: Die Sägerei liegt etwas ausserhalb des Dorfs, das Areal ist genügend gross, Landreserven für eine Erweiterung sind vorhanden. Andreas Meier lässt keine Zweifel aufkommen: Die nächste Generation wird ein gesundes, zukunftsorientiertes Unternehmen weiterführen können.
Nach Feuer nicht aufgegeben
fra. Die Firma Meier Holz AG wurde 1890 in Zeglingen gegründet. Im Jahr 1959 wurde der Betrieb elektrifiziert. 1966 fiel die Sägerei einem Brand zum Opfer. Aufgeben kam aber für die Familie nicht infrage: An einem provisorischen Standort wurde der Sägereibetrieb fortgesetzt, bis 1972 die erste neue Halle am neuen Standort ausserhalb des Dorfs bezugsbereit war. Im Lauf der Zeit folgten sechs Anbauten zur Erweiterung der Betriebskapazitäten sowie die Photovoltaikanlage zur Stromgewinnung (2013).
1985 wurde eine Aktiengesellschaft, die Meier Holz AG, gegründet. Seither wirkt Andreas Meier als Verwaltungsratspräsident. Mit der Gründung der Meier Holding 2017 wurden die Besitzverhältnisse bestätigt: Die Familien von Kurt und Andreas Meier halten je 50 Prozent des Unternehmens. Zahlen über Umsatz und Ertrag werden nicht bekannt gegeben.
Spezialauftrag für Vorzeige-Neubau des Kantons Basel-Stadt
fra. Die Häring Gruppe mit Hauptsitz im aargauischen Eiken ist wie die Meier Holz AG ein Familienbetrieb mit langer Tradition. Sie hat den Auftrag erhalten, das hölzerne Tragwerk des achtgeschossigen Neubaus des basel-städtischen Amts für Umwelt und Energie (AUE) an der Spiegelgasse zu erstellen. Das benötigte Fichtenholz aus dem solothurnischen Seewen wurde durch die Meier Holz AG bearbeitet. Das Tragwerk des AUE-Neubaus besteht aus dem Skelett in Holz, den Deckenfeldern in Holz-Beton-Hybridbauweise und den Verbänden in Stahl, die zur Aussteifung des Gebäudes dienen. Die Montage erfolgt geschossweise.
Im Rahmen von jeweils zehn Arbeitstagen pro Geschoss wurde die Tragkonstruktion errichtet. Die gesamte Konstruktion ist materialsparend und weist zugleich eine gute Wärmespeicherkapazität auf. Die Holzverbundweise trägt zu einem wesentlichen Teil zur Erfüllung der Minergie-A-ECO-Anforderungen bei. Mithilfe des einheimischen Holzes im Montagebau kann die im Gebäude verbaute graue Energie minimiert werden. Ab Mitte August erfolgt die Montage der Fassadenelemente. Der Umzug des AUE von seinem aktuellen Domizil in Kleinhüningen in den Neubau im Stadtzentrum wird im kommenden Jahr erfolgen.