Gemeinsam und doch für sich allein
21.07.2020 RegionSo haben sich die Chöre der Region im Lockdown organisiert
Der Corona-Lockdown hat viele Mitglieder von Vereinen auf das Sofa verbannt. Auch die Chöre hatten unter dem Probenverbot zu leiden. Wie haben sie diese Zeit gemeistert und wie geht es nun weiter?
Peter ...
So haben sich die Chöre der Region im Lockdown organisiert
Der Corona-Lockdown hat viele Mitglieder von Vereinen auf das Sofa verbannt. Auch die Chöre hatten unter dem Probenverbot zu leiden. Wie haben sie diese Zeit gemeistert und wie geht es nun weiter?
Peter Stauffer
Gemeinsames Singen sei etwas Wundervolles, heisst es, es könne ein Gefühl von Geborgenheit und Nähe erzeugen. Diese Aussage können wohl die meisten Chorsängerinnen und -sänger unterstreichen. Was aber, wenn das Geniessen des Wohlklangs beim gemeinsamen Singen – mindesten physisch – ein Ding der Unmöglichkeit wird?
Elsbeth Schmied, Präsidentin des rund 40-köpfigen Chors Singstimmen Baselland erinnert sich: «Die letzte physische Probe fand am 9. März statt. Als nach den Frühlingsferien immer noch keine Proben möglich waren, meldeten auf eine Umfrage hin viele Chormitglieder, dass ihnen das Singen und der Kontakt fehlen.» Dem begegnete der Vorstand so, dass der Dirigent Jürg Siegrist eine virtuelle Chorprobe über «Zoom» einrichtete. So verbrachten die Sängerinnen und Sänger jeweils den Montagabend am Bildschirm. Sie sahen einander, hörten einander und konnten miteinander reden.
Das sei eine gute, eine neue Erfahrung gewesen, weil man seine Stimme, sein Singen einzeln wahrnehmen musste, so Schmied. Jede und jeder habe für sich allein mit den Noten in der Hand gesungen, vor sich auf dem Bildschirm den Dirigenten am Klavier sitzend und den Takt angebend. In dieser Zeit hat der Chor sechs Stücke eingeprobt, ohne einmal zu hören, wie das zusammenklingt. «Am 15. Juni wagten wir uns zum ersten Treffen auf dem Pausenplatz des Rotackerschulhauses in Liestal. Die Freude, einander zu sehen, stand in den Gesichtern geschrieben.» Und die schönste Überraschung sei gewesen, dass die virtuell eingeübten Lieder so gut zusammengeklungen hätten.
Jubiläumsfest fällt ins Wasser
Die Mitglieder des Gemischten Chors Anwil mussten gänzlich auf ihre wöchentlichen Proben verzichten. Immerhin gab das Landleben die Möglichkeit, dass man sich etwa auf Spaziergängen oder bei notwendigen Besorgungen und Handreichungen sah und sich mit der nötigen Distanz austauschen konnte. Kurz vor den Sommerferien kam es zum ersten lockeren Treffen unter der Linde auf dem Birch, um ein langjähriges Chormitglied, das es in seine alte Heimat zog, zu verabschieden. Nach den Sommerferien werden die etwas verkürzten regelmässigen Proben mit der nötigen Vorsicht wieder aufgenommen, wobei die Teilnahme in der Verantwortung jedes einzelnen aktiven Mitglieds liegt.
Für den Kirchenchor Gelterkinden war die Zeit des Lockdowns besonders schmerzhaft, wie die Dirigentin Claudia Waldmeier auf Anfrage sagt: «Da wir 2020 unser 100-Jahre-Jubiläum feiern, hatten wir für die erste Jahreshälfte verschiedene spezielle Aktivitäten geplant, wie zum Beispiel überraschende Auftritte in anderen Kirchgemeinden und ein Jubiläumsfest.» Diese mussten – ebenso wie das für Ostern geplante Jubilieren mit Pauken und Trompeten und dem «Halleluja» von Händel – abgesagt werden.
Fehlende technische Ausrüstung
Die probenlose Zeit überbrückte der Vorstand so, dass für die Sängerinnen und Sänger viele Hörproben und Noten auf die interne Website gestellt wurden, die rege genutzt worden seien. Wöchentlich erhielt der Chor eine Mail mit Ideen zum Üben sowie schöne Chormusik zum Geniessen. Ein virtuelles Chörli, bestehend aus 14 Mitgliedern, übte im stillen Kämmerlein einen irischen Segen ein. Die einzelnen Stimmen wurden aufgenommen, zu einem Auftritt zusammengestellt und als Gruss des Chors in einem Gottesdienst abgespielt. Anfänglich wurden in Vierergruppen analoge Stimmproben und dann im Halbchor Proben in der Kirche durchgeführt, alles gemäss Schutzkonzept der Musikverbände.
Wie der Chor Buckten und seine Dirigentin Susanne Würmli-Kollhopp die Zeit des Lockdowns und danach verbrachte, steht im Buckter Bulletin geschrieben: «Die Dirigentin verschickt per Mail den Link, mit dem sich die Mitglieder einloggen können. Und dann ist es fast wie in einer normalen Chorprobe: Die Teilnehmenden tröpfeln langsam herein, man begrüsst sich, freut sich, plaudert und lacht zusammen, die einen kommen früher, die andern in letzter Minute.» Was aber anders sei: «Man sieht sich nur am Bildschirm und winkt sich aus der Ferne zu.»
Gemeinsames Singen war allerdings nicht möglich, wegen der unterschiedlich schnellen Internetverbindungen. «Zwei Chormitglieder konnten gar nicht mitmachen, da sie die technischen Möglichkeiten nicht hatten», erzählt die Leiterin. Als Fazit sagt Susanne Würmli-Kollhaupt: «Die Online-Chorproben sind nie und nimmer vergleichbar mit den normalen Proben, in denen man gemeinsam singt, sich vielstimmig hört und den Wohlklang geniesst. Dennoch ist es besser, als sich in einer langen Pause gänzlich aus den Augen beziehungsweise Ohren zu verlieren.»
Die verschiedenen Chöre freuen sich darauf, nach den Sommerferien den Probenbetrieb wieder mit den nötigen Schutzmassnahmen – richtiger Abstand und gut gelüftete Proberäume – aufnehmen zu können.