Felsabtrag statt Bach renaturierung
17.07.2020 Bauprojekte, Verkehr, Hölstein, Bezirk WaldenburgDer Grundwasserschutz zwingt die BLT zu geändertem Bahnprojekt
Das neue Doppelspurgleis der Waldenburgerbahn (WB) in Hölstein muss samt Kantonsstrasse und Radweg nach Osten verschoben werden. Das ist mit grösseren Eingriffen in die dortigen Waldpartien verbunden.
Elmar ...
Der Grundwasserschutz zwingt die BLT zu geändertem Bahnprojekt
Das neue Doppelspurgleis der Waldenburgerbahn (WB) in Hölstein muss samt Kantonsstrasse und Radweg nach Osten verschoben werden. Das ist mit grösseren Eingriffen in die dortigen Waldpartien verbunden.
Elmar Gächter
Ab diesem Sommer hätten zwischen Lampenberg-Station und Hölstein die ersten Bauarbeiten erfolgen und dabei Abschnitte der Vorderen Frenke verlegt und renaturiert werden sollen. So sah es die Baselland Transport AG (BLT) in ihrem Magazin zur Erneuerung der Waldenburgerbahn vor, das sie in der zweiten Hälfte 2019 an die Einwohnerschaft der betroffenen Gemeinden verteilen liess.
Heute ist klar: Die Vordere Frenke wird weder renaturiert noch verlegt. Das Projekt ist nicht genehmigungsfähig, da es die Grundwasserfassung Helgenweid tangiert, aus der die Stadt Liestal einen grossen Teil ihres Trinkwassers bezieht. Das zuständige Bundesamt für Umwelt (Bafu) wertet den Schutz dieses wichtigen Gutes höher als die Renaturierung des Bachs und stützt damit die Einsprache von Liestal.
«Wir waren überzeugt, mit umfangreichen Massnahmen das Grundwasser schützen zu können», sagt Fredi Schödler, stellvertretender Direktor der BLT und Leiter des WB-Neubauprojekts. Die BLT habe die Planung für die Verlegung der Vorderen Frenke vom Kanton Baselland übernommen und sie in Absprache mit den kantonalen Fachspezialisten sowie mit dem Bafu und dem Bundesamt für Verkehr (BAV) weitergeführt. «Wir wussten von der Skepsis der Stadt Liestal und haben noch zusätzliche Gutachten erstellen lassen, die für unser Projekt sprachen», sagt Schödler. Deshalb kam das Nein aus Bern für die BLT überraschend und zwang sie, umgehend nach einer Alternative zu suchen. Viele Möglichkeiten, um den Doppelspurausbau zwischen Lampenberg-Station und Hölstein dennoch zu realisieren, boten sich nicht an.
Felswand wird abgetragen
Heute steht das Vorprojekt. Als Fixpunkt gilt dabei die strassenseitige Bachmauer, die unberührt bleibt. Daran schliessen sich das rund 9 Meter breite Bahntrassee, die leicht verschmälerte Kantonsstrasse sowie der Fuss- und Radweg an. Diese Lösung lässt sich allerdings nur mit einem grösseren Eingriff in die gegenüberliegende Böschung realisieren.
So wird die Böschungskante auf einer Länge von rund 400 Metern zwischen der Einmündung der Bärenmattstrasse und jener der Alten Landstrasse nach Osten verschoben. Dies bedeutet, dass unter anderem die bestehende Felswand um bis zu vier Meter Tiefe und auf eine Höhe von maximal elf Metern abgetragen werden muss.
Auf Stützmauern wird dabei verzichtet. «Wir lassen diese Felswand unversiegelt, schützen sie jedoch gegen Steinschlag mit Netzen und Ankern», hält Reto Rotzler, Mitglied der Geschäftsleitung und Leiter Infrastruktur der BLT, fest. Sondierbohrungen hätten gezeigt, dass der Böschungs- und Felseinschnitt geologisch keine Probleme mit sich bringt.
Rotzler spricht von einer nachhaltigen und sehr effizienten Lösung, die auf den Entscheid des Bafu voll und ganz Rücksicht nehme. «Die Frenke bleibt so, wie sie heute ist.» Vor allem könnten mit der gewählten Variante Eingriffe in die Grundwasserströme vermieden werden. Die betroffenen Grundeigentümer, unter anderen die Einwohner- und Bürgergemeinde Hölstein, hätten Zustimmung zum Änderungsprojekt signalisiert. Nicht betroffen von der neuen Linienführung ist der Bikepark am linksseitigen Dorfeingang von Hölstein.
Endtermin nicht gefährdet
Klar ist, dass der neue Projektabschnitt später als vorgesehen realisiert werden kann. Zunächst gilt es, die Genehmigung des BAV einzuholen und anschliessend die Pläne öffentlich aufzulegen. «Der Endtermin für die WB-Erneuerung vom Dezember 2022 ist jedoch nicht gefährdet», hält Fredi Schödler fest. Kostenmässig hielten sich die neue Lösung und die ursprüngliche Idee der Renaturierung und Verlegung der Frenke in etwa die Waage.
Auch wenn der Gesamtprojektleiter für den Entscheid des Bafu Verständnis hat, schwingt Bedauern mit. «Ich finde es persönlich schade für das Landschaftsbild, denn der Lauf der Frenke zeigt sich hier nicht gerade charmant», sagt Fredi Schödler. Aber vielleicht kämen spätere Generationen auf den Entscheid zurück, die projektmässigen Grundlagen für die Verlegung und Renaturierung des Baches seien ja geschaffen worden. Im Übrigen ist es just 30 Jahre her, dass ein landrätlicher Vorstoss sich für einen solchen Schritt starkgemacht hatte.