Badmintonkönig
02.07.2020 RegionAuf dem Sattel
Seit bald 16 Jahren spiele ich Badminton, vor mehr als 5 Jahren machte ich mein Hobby zu meinem Beruf. Mir gefällt Badminton sehr. Ich glaube, vor allem, weil es wohl eine der wenigen Sportarten ist, bei der ich dem Phantom des Perfektionismus nachjagen ...
Auf dem Sattel
Seit bald 16 Jahren spiele ich Badminton, vor mehr als 5 Jahren machte ich mein Hobby zu meinem Beruf. Mir gefällt Badminton sehr. Ich glaube, vor allem, weil es wohl eine der wenigen Sportarten ist, bei der ich dem Phantom des Perfektionismus nachjagen kann. Das Potenzial, sich zu verbessern, ist unendlich, und ich kann meinen Weg selbst und kreativ gestalten. Ja, ich bin zwar «nur so» ins Badminton reingerutscht, doch es eröffneten sich mir Chancen, die ich seit jeher in Erfolge ummünzen will.
Welche Sportart wäre der Antagonist der solch facettenreichen Spielsportart Badminton? Eine «echte» Ausdauersportart müsste es wohl sein. Eine, in der man einen spezifischen Bewegungsablauf immer und immer wieder durchführt. In der man kaum Abwechslung im Training erfährt. In der man zwar strategische Entscheide fällt, aber diese über lange Zeit vorbereiten kann und die Bedingungen sich nicht jede Sekunde ändern.
Unter den Ausdauersportarten sähe ich mich am ehesten als Radfahrer. Erstens wäre ich in der Natur. Zweitens ist es eine Sportart, in der ich gleichzeitig in einer Mannschaft, aber dennoch ein Einzelkämpfer sein könnte. Drittens könnte ich meine Grundathletik und Ausdauer gut einsetzen. Und viertens fahre ich sehr gerne Velo. Am ehesten auf einem Renner. Ich sitze gerne auf den 5 Kilogramm Carbon und jage schönen Landschaften nach. Allerdings fahre ich nicht so gerne bergab. Das hohe Tempo wird mir zu gefährlich. Fahre ich aufwärts, entfällt das Problem und ich kann hemmungslos in die Pedale treten. Auch beim Mountainbiken fahre ich lieber kräftig aufwärts.
Leider lässt es mein Trainingsplan kaum zu, ausgiebige Touren zu machen. Es fehlt mir die Zeit und es ergibt aus badmintonischer Sicht nicht viel Sinn, die schnellen Muskelfasern in langsame umzuwandeln. Die Explosivität in meinen Beinen würde verloren gehen, und auf diese bin ich angewiesen. Meine Muskeln müssen «spritzig» bleiben, um im Badminton bei keinem Bodenkontakt ein langsames Stop-and-Go hinzulegen. Ein paar wenige Male langes Radfahren machen nichts aus. Es hat sogar Vorteile: Ausdauertraining, Beinkräftigung, Sonnenlicht für die Vitamin-D3-Umwandlung. Aber bei übermässigem Fahren überwiegen die Nachteile.
Pro Jahr reicht es mir für vielleicht zwanzig kleine halb- bis einstündige Mountainbike-Ausfahrten und zwei grössere Rennvelo-Touren. Das letzte Mal, als ich mehr als 100 Kilometer fuhr, war im Juni 2019. Es war herrlich und ich genoss es, so «richtig gegenteilig» zum Badminton zu trainieren. War ich zu Hause angekommen, dachte ich dann aber schnell wieder: Jeden Tag auf diesem ‹Göppel› zu sitzen, wäre wohl doch nichts für mich!
Der 24-jährige Joel König aus Titterten ist Badminton-Profi. 2014 beendete er das Sportgymnasium in Liestal. Er trainiert für den Schweizer Durchbruch im internationalen Badmintonsport.