«Stägeli uf, Stägeli ab» in der Ermitage
17.07.2020 Gesellschaft, Kultur, RegionReiseführer «Eskapaden in und um Basel» mit Ausflugstipps in der Nähe (Teil 4)
Ein Besuch in der Ermitage bei Arlesheim führt nicht nur in einen der bedeutendsten historischen Landschaftsgärten der Schweiz, sondern birgt auch viele lauschige Plätze, um die Natur und die Geschichte ...
Reiseführer «Eskapaden in und um Basel» mit Ausflugstipps in der Nähe (Teil 4)
Ein Besuch in der Ermitage bei Arlesheim führt nicht nur in einen der bedeutendsten historischen Landschaftsgärten der Schweiz, sondern birgt auch viele lauschige Plätze, um die Natur und die Geschichte des Orts mit allen Sinnen zu geniessen.
Barbara Saladin
Sie ist der grösste englische Landschaftsgarten der Schweiz. Viele schwören auf ihre Schönheit und auf die Kraft, die sie ausstrahlt. Und ganz nebenbei trainiert ein Besuch in der Ermitage bei Arlesheim mit ihren zahlreichen Treppen die Beine, wie es auch ein Stepper im Fitnessstudio nicht besser könnte.
Der Spaziergang durch die Ermitage beginnt bei der Tramhaltestelle Arlesheim Dorf. Durch den alten Dorfkern geht es Richtung Osten, wo der Landschaftsgarten eingebettet zwischen Juraflanken am Fuss der Ruine Birseck liegt. Hier hat der Mensch die natürlichen Begebenheiten gekonnt mit gestalterischen Elementen verbunden und so eine «neue Landschaft» erschaffen.
Entstanden ist die Ermitage gegen Ende des 18. Jahrhunderts, als Jean-Jacques Rousseaus Ruf «Retour à la nature!» durch Europa hallte und von der aufgeklärten gehobenen Gesellschaft auch erhört wurde. Allerdings zog man eine selber gestaltete Natur der puren, unberechenbaren Wildnis vor. Nach ihrer Zerstörung im Zuge der Französischen Revolution wurde die Ermitage zu Beginn des 19. Jahrhunderts wieder hergerichtet.
Durch die Anlage schlängeln sich zahlreiche Wege. Sie führen über Treppen und durch Höhlen, an Weihern vorbei und unter Bäumen hindurch, verzweigen sich und kommen wieder zusammen und sorgen für vielfältige Entdeckungen – ein romantisches Naturerlebnis auf 40 Hektaren mit eingebauten Überraschungseffekten.
Zur Romantik tragen auch die Namen bei. So sind die Grotten etwa nach Diana oder Apollo benannt, und es gibt den «Temple rustique». Die Höhle am Karussellplatz war übrigens einmal eine Kulthöhle: Hier fand man Spuren einer neolithischen Bestattung von vor etwa 5500 Jahren. Einzigartig ist auch die hohe Anzahl von Bovis-Einheiten, mit denen Erdstrahlen gemessen werden: Die Ermitage gilt als einer der stärksten Kraftorte der Region.
Und was war nun mit dem Eremiten, der der Anlage den Namen gab? Immer am Sonntag (im Sommerhalbjahr) ist er zu Hause, und man kann ihn in seiner schindelbewehrten Klause am Steilhang besuchen. Ebenfalls sonntags hat das Schloss Birseck seine Türen geöffnet. Von hier bietet sich ein einzigartiger Ausblick über Arlesheim, Dornach und Umgebung. Der Besuch in der Ermitage lohnt sich aber auch an allen anderen Wochentagen – und zu allen anderen Jahreszeiten übrigens auch.
Apropos: Es ist nicht erwiesen, dass ein Eremit überhaupt je in der Ermitage von Arlesheim gelebt hat. Vielleicht passte er auch nur gut in die romantischen Vorstellungen von damals.
Fazit: In der Ermitage gibt es verschlungene Wege zu Höhlen, Treppen und Ausblicken. Ein Ort, um sich zu verlieren.
Die Ausflugstipps stammen aus dem neuen Reiseführer «52 kleine & grosse Eskapaden in und um Basel» der Baselbieter Autorin Barbara Saladin. Das Buch ist diesen Frühling im Verlag Dumont erschienen und im Buchhandel erhältlich.