«Das zeigt den Vorteil des Milizsystems»
14.07.2020 Polizei, SissachEinsatz der Sissacher Feuerwehr bei Grossbrand in Laufen
Ein Grossbrand auf einem Industrieareal in Laufen hat am vergangenen Freitag rund 180 Einsatzkräfte aus dem ganzen Baselbiet beschäftigt. Vor Ort präsent war auch die Stützpunktfeuerwehr Sissach mit ihrem Einsatzleiter und ...
Einsatz der Sissacher Feuerwehr bei Grossbrand in Laufen
Ein Grossbrand auf einem Industrieareal in Laufen hat am vergangenen Freitag rund 180 Einsatzkräfte aus dem ganzen Baselbiet beschäftigt. Vor Ort präsent war auch die Stützpunktfeuerwehr Sissach mit ihrem Einsatzleiter und künftigen Kommandanten Raphael Zaugg.
Severin Furter
Herr Zaugg, wie haben Sie vom Grossbrand in Laufen erfahren?
Raphael Zaugg: Ich habe über die Smartphone-App Swiss Alert am Freitagmorgen etwa um 6 Uhr das erste Mal etwas zum Ereignis in Laufen gelesen. Dabei wurde bereits von einer enormen Rauchentwicklung und einem Grossbrand gesprochen.
Haben Sie zu diesem Zeitpunkt damit gerechnet, dass dieser Vorfall für einen Einsatz Ihrer Feuerwehr sorgen wird?
Nein, das habe ich ehrlich gesagt nicht erwartet. Das Ausmass des Ereignisses wurde mir erst wenige Stunden später klar.
Wie und wann wurden Sie schliesslich zum Einsatz aufgeboten?
Die Alarmierung erfolgte durch das Feuerwehrinspektorat über unseren Kommandanten. Wir haben uns danach abgesprochen und entschieden, mit welchen personellen und materiellen Kapazitäten wir nach Laufen ausrücken werden. Schliesslich fuhren wir um 10.15 Uhr mit knapp 20 Personen von Sissach nach Laufen.
Mit Blaulicht?
Nein, das war in diesem Fall nicht notwendig. Der Brand war ja bereits Stunden zuvor ausgebrochen und die Erstbewältigung durch andere Feuerwehren sichergestellt worden.
Welche Aufgabe hatte die Stützpunktfeuerwehr Sissach vor Ort?
Wir haben uns bereits auf der Anfahrt mit der Feuerwehr Reinach in Verbindung gesetzt, die wir vor Ort ablösen sollten. Wir erhielten dabei einen bestimmten Abschnitt zugeteilt, in dem wir für den Löschvorgang verantwortlich waren. Dies taten wir am Nachmittag auch in Zusammenarbeit mit einer Abbruchfirma, die uns mit zwei Baggern half, ins Innere der Gebäude vorzustossen. Am Freitagabend übernahmen wir schliesslich die Gesamteinsatzleitung der Feuerwehren vor Ort, bevor wir am Samstagmorgen wieder an die lokale Feuerwehr aus Laufen übergaben – unser Einsatz war damit beendet.
Welche Aufgabe haben Sie als Einsatzleiter in einem solchen Fall?
Bei einem Grossereignis mit sehr vielen verschiedenen Einsatzkräften vor Ort ist die Kommunikation ein entscheidender Faktor: Es gilt, die verfügbaren Mittel optimal einzusetzen, um die Lage schnell unter Kontrolle zu haben. Dies ist eine grosse Herausforderung.
Waren Sie mit Ihrem Einsatz zufrieden?
Meiner Meinung nach hat die Zusammenarbeit mit den Feuerwehren vor Ort sehr gut geklappt. Da alle Feuerwehren im Kanton grösstenteils über die gleiche Ausrüstung verfügen, hatte man stellenweise das Gefühl, es sei nur eine grosse Feuerwehr vor Ort. Damit wurde einmal mehr gezeigt, welchen Vorteil das vorhandene Milizsystem hat: Innert kürzester Zeit kann eine grosse Kapazität an Einsatzkräften bereitgestellt werden.
Derartige Einsätze sind für Ihre Feuerwehr nicht alltäglich. Wie werden diese im Nachhinein ausgewertet?
Natürlich wird intern nach einem solchen Einsatz sehr viel besprochen. Dabei gibt es immer Punkte, die wir zukünftig noch besser organisieren können. Das sind nicht immer nur feuerwehrspezifische Faktoren. Nach dem Einsatz in Laufen kam beispielsweise die Idee auf, dass es bei derart langen Einsätzen sinnvoll wäre, auch isotonische Getränke für die Mannschaft bereit zu haben.
Brandursache unklar – Fischsterben wegen Löschwasser
sda./sf. Der Brand auf dem Industrieareal an der Wahlenstrasse in Laufen ist am frühen Freitagmorgen ausgebrochen. Das Feuer habe sich rasch auf mehrere Bauten des vielfältig genutzten Komplexes ausgebreitet, schreibt die Baselbieter Polizei in ihrer Mitteilung. Die Bekämpfung des Brands habe sich aufgrund der verschachtelten Gebäudestruktur und der vielfältigen Nutzung als grosse Herausforderung erwiesen.
Im Einsatz standen laut Polizeiangaben rund 180 Personen. Neben der Feuerwehr, der Polizei und der Sanität waren dies weitere Spezialeinheiten, unter anderem aus dem Bereich Wasserversorgung. Beim Löscheinsatz floss kontaminiertes Löschwasser in den Wahlenbach, was ein Fischsterben zur Folge gehabt habe, wie die Baselbieter Bau- und Umweltschutzdirektion gegenüber Keystone-SDA erklärte. Weitere schädliche Folgen für Mensch und Umwelt seien aber nicht festgestellt worden.
Die Ursache für den Grossbrand ist derweil noch unklar: «Die Spurensicherung und unsere Brandermittler sind an der Arbeit», sagte Roland Walter, Mediensprecher der Baselbieter Polizei, gestern auf Anfrage der «Volksstimme».
Zur Person
sf. Raphael Zaugg ist seit 18 Jahren im Korps der Stützpunktfeuerwehr Sissach, zurzeit als Oberleutnant und Leiter der Abteilung 3. Im nächsten Jahr wird er die Funktion des Kommandanten übernehmen und dabei die Nachfolge von Adrian Schaub antreten. Im zivilen Leben arbeitet Zaugg als Bauleiter bei der Lehner+ Tomaselli AG in Sissach. Der 35-Jährige ist in Diepflingen aufgewachsen und wohnt in Sissach.