Wieder erlaubt: Baden, Klettern, Rodeln
05.06.2020 Baselbiet, Gemeinden, GesellschaftAls Letztes profitieren bei den Corona-Lockerungen die Freizeitangebote
Nach dem Corona-Lockdown dürfen Freizeitangebote wie Badis, Bergbahnen oder Seilpärke ab morgen wieder geöffnet haben. In der Region sind die Betreiber gerüstet für den Neustart – nur Petrus spielt noch nicht ...
Als Letztes profitieren bei den Corona-Lockerungen die Freizeitangebote
Nach dem Corona-Lockdown dürfen Freizeitangebote wie Badis, Bergbahnen oder Seilpärke ab morgen wieder geöffnet haben. In der Region sind die Betreiber gerüstet für den Neustart – nur Petrus spielt noch nicht mit.
Severin Furter
Spender mit Desinfektionsmitteln beim Eingang, ein neu errichtetes Lavabo mit Flüssigseife und Einweghandtüchern im Wartebereich, ein Ampelsystem bei der Toilette, Plexiglas an der Theke des Kiosks, ein neuer Getränkeautomat im Aussenbereich, um Ansammlungen am Kiosk zu vermeiden: Peter Hammer überlässt nichts dem Zufall. Der Betreiber der Sommerrodelbahn Solarbob und des Seilparks in Langenbruck hat in den vergangenen Tagen viel Zeit, Energie und Geld investiert, damit seine Anlage unter Berücksichtigung der Corona-Schutzmassnahmen wieder in den Betrieb gehen darf.
Einen ersten Test unter den neuen Bedingungen gab es für Hammer und sein Team bereits über die Pfingsttage, als der Seilpark das erste Mal nach dem Lockdown wieder geöffnet hatte. Auch in diesem gelten ab sofort neue Regeln. Für die Besucher besteht Handschuhpflicht und die einzelnen Klettergurten werden pro Tag nur an einen Besucher abgegeben. Zudem wurde die maximale Besucherzahl um die Hälfte reduziert. «Die Schutzmassnahmen haben funktioniert, die Besucher waren sehr verständnisvoll», bilanziert Hammer das vergangene Wochenende.
Insgesamt 20 000 Franken hat der Betreiber der Freizeitanlage in Langenbruck für Corona-Schutzmassnahmen investiert. Für diesen Sommer rechnet er mit einer Umsatzeinbusse von 50 Prozent. Dies nicht zuletzt, weil mit dem Frühling eine sonst umsatzstarke Jahreszeit auch vorbei ist. Hammer hofft nun bereits auf einen guten Herbst, denn: «Im Sommer ist es den Leuten zu heiss zum Rodeln oder Klettern. Dann wollen sie in die Badi.»
Doch auch der Sommer der Freibäder im Oberbaselbiet ist schwer vorauszusagen. Klar ist lediglich, dass die Badis ab morgen Samstag wieder für die Öffentlichkeit geöffnet haben dürfen. «Die ersten Besucher werden sicher Stammgäste sein», sagt Heiko Hofmann, Betriebsleiter des Hallen- und Freibads in Gelterkinden. Diese müssen sich an neue Regelungen beim Badi-Besuch gewöhnen: Dazu gehört beispielsweise eine neue Personenlenkung in den Garderoben, aber auch eine Beschränkung der Besucherzahl – was vor allem im Hallenbad auffällt. Nur gerade 50 Besucher dürfen sich gleichzeitig im Gebäude aufhalten. «Während im Freibad die maximale Besucherzahl nach verfügbarer Liegefläche berechnet wird, ist im Innenbereich die Wasserfläche massgebend», erklärt Hofmann. Er sieht der Wiedereröffnung – trotz teils aufwendiger Auflagen – gelassen entgegen. Einziger Wermutstropfen: die fürs Wochenende angekündigten Wetterbedingungen. So wird in Gelterkinden vorerst nur das Hallenbad öffnen, sobald das Wetter bessert auch das Freibad.
Ansturm oder Zurückhaltung?
Ihre Tore am kommenden Wochenende sowieso geschlossen hält die Sissacher Badi. Dies, weil der dritte Schritt der Corona-Lockerungen ursprünglich auf den kommenden Montag angekündigt war und weil die Wetterprognosen für das Wochenende seit längerer Zeit schlecht aussehen.
Was an Schutzmassnahmen für die Badi in Gelterkinden zählt, ist auch in Sissach notwendig. Seit rund drei Wochen ist das Badi-Team mit den Saisonvorbereitungen beschäftigt, die in diesem Jahr etwas anders verlaufen als sonst: Der Weg zum Bassin wurde mit Absperrband markiert und beim Ausgang wurde neu eine Lichtschranke zur Personenzählung installiert.
Markus Hügli, der seine Aufgabe als Geschäftsführer der Sport Sissach AG erst diese Woche offiziell angetreten hat, sieht dem Sommer gespannt entgegen – vor allem dem Verhalten der Bevölkerung: «Was machen die Leute in den Sommerferien? Bleiben sie in der Region und besuchen vermehrt die Badis? Oder sind sie eher zurückhaltend und verzichten auf einen Badibesuch?» Fragen, die Hügli und sein Team in wenigen Wochen beantworten können. «Nun gilt es vorerst, die ersten Betriebserfahrungen unter Corona-Bedingungen zu sammeln», so Hügli.
«Stalldrang zum Arbeitsort»
Aufgrund des schlechten Wetters stellt sich auch das Team der Luftseilbahn Reigoldswil-Wasserfallen auf ein mässig besuchtes erstes Betriebswochenende in diesem Sommer ein. Johannes Sutter, Delegierter des Stiftungsrats, sieht darin auch einen kleinen Vorteil: «Wir gehen nicht mit Vollgas in den Corona-Betriebsmodus, sondern mit Anlaufzeit.» Dies werde sich positiv auf die Qualität der Gästebetreuung auswirken.
Gestern haben Sutter und das Team der Gondelbahn die neuen Betriebsabläufe nochmals besprochen. So sei man in der Region Wasserfallen – sowohl bei der Gondelbahn als auch im Waldseilpark – bereit für den Neustart. In erster Linie gelte es, die Umsatzeinbussen von April und Mai aufzuholen. Die Mitarbeiter seien dafür topmotiviert. Nach Zeiten der Kurzarbeit freuen sich diese auf Gäste: «Die Mitarbeiter hatten zuletzt richtiggehend Stalldrang. Und zwar nicht nach Hause, sondern zu ihrem Arbeitsort, der Gondelbahn», so Sutter.