Hetzjagd auf Johann August Sutter
18.06.2020 RegionAuch wenn ich nicht zur Heldenverehrung neige, General Sutter gehörte in meiner Jugend und noch heute zu denjenigen mythischen Figuren, die mich faszinieren, weil sie etwas geschaffen haben, das bei den meisten Menschen nur in Form von Wunschdenken existiert.
Sein ...
Auch wenn ich nicht zur Heldenverehrung neige, General Sutter gehörte in meiner Jugend und noch heute zu denjenigen mythischen Figuren, die mich faszinieren, weil sie etwas geschaffen haben, das bei den meisten Menschen nur in Form von Wunschdenken existiert.
Sein Werdegang ist in manchen literarischen Werken aufgezeichnet und unter anderem verfilmt worden. Dieser Film vermittelt das Bild eines Mannes, den sein eigener Entdeckerdrang rigoros vorangetrieben hatte.
Durch eigene Misswirtschaft in Konkurs geraten, hatte er seine Familie in der Schweiz 1834 verlassen und war nach Amerika ausgewandert, um 1839 nach vielen Mühsalen schliesslich an dem Ort zu «stranden», der seiner Meinung nach die beste Ausgangslage für sein geplantes Imperium bot, nämlich im Mündungsgebiet des Sacramento River (Kalifornien), wo er später sein Fort errichten sollte.
Der Rest ist eine interessante Geschichte und kann in vielen existierenden Büchern nachgelesen werden. Ich selbst habe mehrere dieser Biografien gelesen und in der Folge auch Sutters Fort in Sacramento besucht. Insbesondere die Erinnerungen von Heinrich Lienhard unter dem Titel «Wenn du absolut nach Amerika willst, so gehe in Gottes Namen», die über 700 Seiten umfassen, schienen mir sehr authentisch, da Lienhard während Jahren in Sutters Fort gelebt und gearbeitet hatte.
Am 3. Januar dieses Jahres erschien nun in «20 Minuten» ein Artikel unter dem Titel «Schweizer Volksheld war ein Indianerhändler», basierend auf der veröffentlichten Publikation einer gewissen Rachel Huber in der «Schweizerischen Zeitschrift für Geschichte», die das bestehende Heldenepos «General Sutter» laut ihrer Aussage aufgrund wissenschaftlich belegter Erkenntnisse in die Reihen von Sklaventreibern und Händlern indigener Kinder stellte. Diese Interpretation irritierte mich und war meiner Meinung nach bewusst so konstruiert worden, da unter anderem auch angedeutet wurde, dass die Geschichte nun umgeschrieben werden müsse. Der Kommentar eines Hörers des dazu im SRF ausgestrahlten Interviews bekräftigt diese Annahme.
Dass nun ausgerechnet dieser Heinrich Lienhard in genanntem Artikel auch als wichtiger Kronzeuge aufgeführt wurde, verblüffte mich und veranlasste mich dazu, mit Frau Huber in Kontakt zu treten, um von ihr Quellenangaben zu erbitten, welche die Sutter vorgeworfenen «Vergehen» etwas überzeugender belegen. Ihre Antwort warf aber trotz des mitgeschickten wissenschaftlichen Original-Essays mehr Fragen auf, als dass sie sie beantwortete, und veranlasste mich dazu, Frau Huber zur Klärung der Sachlage erneut zu kontaktieren und zu bitten, zu gewissen Punkten Stellung zu nehmen. Eine Antwort ist sie mir bis heute schuldig geblieben und somit müsste im Fall Johann August Sutters auch für Rachel Huber nach wie vor die Unschuldsvermutung gelten …
Nun ist aber am 12. Juni in der «Volksstimme» wieder ein Beitrag erschienen, basierend auf dem gleichen wissenschaftlichen Artikel von Rachel Huber, den nun die Juso zum Anlass nimmt, von Verbrechen Sutters zu reden, sein Denkmal in Rünenberg zu besudeln und mit einer Schmähschrift zu verzieren.
Auch wenn im Zug der Proteste gegen den Rassismus in den USA rund um den Mord an George Floyd die General-Sutter-Statue in der kalifornischen Hauptstadt Sacramento mit roter Farbe beschmiert wurde, legitimiert dies auch die nachahmungswütige Juso meiner Meinung nach noch lange nicht, vor lauter Unwissenheit der Sachlage dasselbe in Rünenberg zu tun, solange ein wahres Verbrechen Sutters nur auf der Basis von obskuren, sogenannt wissenschaftlich fundierten «Zeitzeugenberichten» existiert und nie nachhaltig in der dargelegten Form und unter Berücksichtigung des damals herrschenden Zeitgeistes nachgewiesen werden konnte. Heinz Pfeil, Gelterkinden