Gut vernetzt ist halb geerntet
25.06.2020 Baselbiet, Buus, LandwirtschaftAndreas Kaufmann setzt auf gedeckte Obstplantagen
Landwirt Andreas Kaufmann baut in Buus und Umgebung – neben Zwetschgen und Äpfeln – hauptsächlich Kirschen für den Frischverzehr an. Vor Hagel, Starkregen und Schädlingen wird das Tafelobst mit Folien und Netzen ...
Andreas Kaufmann setzt auf gedeckte Obstplantagen
Landwirt Andreas Kaufmann baut in Buus und Umgebung – neben Zwetschgen und Äpfeln – hauptsächlich Kirschen für den Frischverzehr an. Vor Hagel, Starkregen und Schädlingen wird das Tafelobst mit Folien und Netzen geschützt.
Peter C. Müller
Etwas oberhalb von Buus und eingebettet zwischen Getreide- und Maisfeldern liegt eine der drei grossflächigen Obstplantagen von Andreas Kaufmann und seiner Familie. Die Familie baut auf ihrem Hof hauptsächlich Kirschen und Zwetschgen für den Frischverzehr an. Bei den Zwetschgen sind es rund 1600 Bäume auf einer Fläche von rund 2 Hektaren. Und bei den Kirschen gibt es 3000 Bäume auf einer Fläche von 4 Hektaren.
In kleinen Mengen werden auch noch Äpfel angebaut und es gibt über 170 hochstämmige Obstbäume, verstreut auf Wiesen und Feldern. Einige Kirschbäume stehen zudem in Spalierformation direkt neben den grossflächigen Netzplantagen.
Was bei diesen gleich von aussen auffällt, sind die schwarzen Netze und die darunterliegenden Kunststofffolien. «Damit sind unsere Kirschen eigentlich gegen fast alles weitgehend geschützt», führt Andreas Kaufmann bei der Besichtigung einer etwa 2 Hektaren umfassenden und rund 200 Meter langen Anlage auf: «Die Folien schützen vor Hagel und Starkregen, und die engmaschigen Netze helfen bei der Abwehr von Schädlingen.»
Viel Aufwand gegen die Fliege
Vor allem die Kirschfliege (Rhagoletis cerasi) und die Kirschessigfliege (Drosophila suzukii), oder kurz KEF genannt, sind es, die den Obstbauern der Region – neben Pilzkrankheiten – das Leben schwer machen. Die Kirschessigfliege ist seit 2011 in der Schweiz. Mithilfe eines Stachels verletzen die Weibchen gesunde Früchte, um ihre Eier darin abzulegen. Aus den Eiern schlüpfen die Larven, die sich dann durch das Fruchtfleisch fressen. «Befallene Früchte», so erklärt der Landwirt, «werden faul und ungeniessbar.» Gefährdet seien dabei vor allem reife Früchte. Deshalb sei es gerade jetzt zur Erntezeit besonders wichtig, die Eingänge bei den Netzen sorgfältig zu öffnen und wieder zu schliessen, damit die winzigen Schädlinge nicht eindringen können.
Trotz der Netze, welche die Plantagen umgeben, werden die Kirschen fachmännisch mit Pflanzenschutzmitteln behandelt. Dennoch, so gesteht der Landwirt, sei die Bekämpfung der Schädlinge sehr schwierig und mit viel Aufwand verbunden. «Die Kirschfliege haben wir inzwischen recht gut im Griff, aber die KEF macht uns noch ziemlich zu schaffen: Sie vermehrt sich schnell und ihre Larven sind in den reifen Früchten gut geschützt.» Das Einnetzen der Obstanlagen geschieht deshalb schon sofort nach der Blüte der Kirsche. Und die Folien gegen Unwetter werden auch gleich mit ausgerollt.
Zur Bewässerung der Anlagen, die wir besichtigen, gibt es in der Nähe noch einen künstlich angelegten Teich, ein etwa 1200 Kubikmeter fassendes Wasserbecken, mit passender Pumpe und Düngevorrichtung.
Grossfruchtig und aromareich
Angebaut werden in den Plantagen meistens die grossfruchtigen und aromareichen Sorten namens Kordia, Giorgia, Regina, Christiana oder Vanda. Hauptabnehmer für die Tafelkirschen sind dabei Zwischenhändler, welche die Früchte vor Ort abholen und für den Grossverteiler weiterkonfektionieren. Ein Teil der Kirschen wird bei Kaufmanns aber – neben Fleisch von den Schottischen Hochlandrindern oder einigen edlen Flaschen aus dem Rebbau – gleich im Hofladen verkauft.
«Leider ist der Preis, den wir für unsere Kirschen bekommen, etwas eine Lotterie», moniert der Landwirt, der den Hof in fünfter Generation bewirtschaftet. «Früher konnte man einfach gut schmeckende Kirschen liefern, heute muss man auf so vieles achten: auf die genaue Reife, die Grösse, die Lagerfähigkeit oder die Haltbarkeit für mögliche Aktionen der Grossverteiler. Die allgemeinen Ansprüche sind einfach grösser geworden!»
Nun ist die Ernte in den Kirschenplantagen von Buus und Maisprach bei den Kaufmanns so richtig angelaufen: Fleissig und engagiert sind die Helferinnen und Helfer derzeit bei der Arbeit, dennoch sind in den kommenden Wochen noch viele Kirschen zu pflücken. Das Pflücken ist dabei Handarbeit mit Körben und Leitern, manchmal kommt aber auch die Hebebühne zum Einsatz, die vor allem für den Schnitt der Bäume im Herbst verwendet wird. Jeweils am Morgen wird gepflückt, am Nachmittag aussortiert und gegen Abend werden die Kirschen zur Sammelstelle gebracht. Insgesamt dauert die Ernte in den Plantagen so um die sechs Wochen. «Wir haben jedes Jahr zahlreiche Helfer», sagt Kaufmann abschliessend: «Einige von ihnen kommen aus Osteuropa, andere sind Freunde oder Pensionäre aus der Umgebung. Ohne zusätzliche Hilfe könnten wir die Ernte aber nicht bewältigen.»