Gemeinderat unterstützt Fussballer
23.06.2020 Fussball, Gelterkinden, SportSebastian Wirz
Nach 24 Jahren im Gemeinderat, der Hälfte davon als Präsidentin, gibt Christine Mangold morgen an der Gemeindeversammlung ihre letzte Vorstellung. Nicht nur deshalb dürfte es ein besonderer Abend werden: Wegen Corona findet die Versammlung in der ...
Sebastian Wirz
Nach 24 Jahren im Gemeinderat, der Hälfte davon als Präsidentin, gibt Christine Mangold morgen an der Gemeindeversammlung ihre letzte Vorstellung. Nicht nur deshalb dürfte es ein besonderer Abend werden: Wegen Corona findet die Versammlung in der Dreifachhalle statt. Für 220 Personen werden Stühle bereitstehen, aber «weitere Personen können an der Versammlung teilnehmen», wie die abtretende Gemeindepräsidentin auf Anfrage sagt. Ausgerechnet wenn es darum geht, Abstand zu wahren, kommen zwei Traktanden zur Abstimmung, die viele Besucherinnen und Besucher anlocken dürften. Die Gemeinde soll eine halbe Million Franken für den Ersatz des Kunstrasens in der Wolfstiege genehmigen. Dazu gelangt eine neue Baurechtsvereinbarung mit der IG Wolfstiege zur Abstimmung.
Der grosse Kunstrasen auf der Sportanlage Wolfstiege wurde 2007 eingebaut. Seither wurde die Unterlage mit einer Lebensdauer von 12 bis 15 Jahren intensiv genutzt. Gegen 60 Stunden ist der Platz in einer Woche von den mehr als 20 Teams des FC Gelterkinden belegt. «Wenn es nicht schneit oder der Rasen gefroren ist, können wir spielen», sagt Präsident Ernst Möckli.
«Wir leisten viel für das Dorf»
Die intensive Nutzung macht sich denn auch bemerkbar. Viele der künstlichen Grashalme sind abgeknickt, der Rasen wird hart und muss möglichst bald ersetzt werden. Geplant ist der Einbau der neuen Spielfläche im Juni 2021. Die Anbieter versprechen, dass der Wechsel innerhalb von drei Wochen abgeschlossen werden kann. «Es war eine weise Entscheidung, als Untergrund einen wasserdurchlässigen Teerbelag einzubauen. Wir müssen nun nur den Teppich und teilweise die Dämmschicht ersetzen, wo diese beschädigt ist», sagt Möckli.
Ein Schnäppchen wird der neue Rasen trotzdem nicht. Der Gemeinderat beantragt der Bevölkerung mit einem Beitrag von 510 000 Franken die gesamten Kosten des Kunstrasenersatzes. Das Geld ginge an die IG Wolfstiege, welche die Umbauarbeiten in Auftrag geben würde. Die Rückstellungen, die der FCG in den vergangenen Jahren gemacht hat, sollen für die ebenfalls dringend nötigen Sanierungen der Gebäude auf der Sportanlage verwendet werden. Ein Nein der Gemeindeversammlung würde den Verein vor grosse Probleme stellen. «Es wäre nicht der Untergang, weil wir den Ersatz im Notfall vielleicht noch ein oder zwei Jahre hinauszögern könnten. Aber ohne Rasen können wir nicht Fussball spielen und selber können wir so eine Investition nicht stemmen», sagt Möckli.
Der FC Gelterkinden ist mit mehr als 900 Mitgliedern ein grosser Player im Dorf. Alleine gegen 300 Junioren treiben in seinen Reihen Sport. «Es ist viel, was wir auf der Wolfstiege für das Dorf leisten», sagt der Klubpräsident. Um diese Leistung erbringen zu können, sind die finanziellen Beiträge der Gemeinde unabdingbar. Mit einer neuen Baurechtsvereinbarung, die morgen zur Abstimmung gelangt, werden diese neu geregelt. Die Gemeinde verpflichtet sich, jährlich einen Betriebskostenbeitrag von 40 000 Franken zu bezahlen. Dazu kommen 7000 bis maximal 11 000 Franken für Wasserbezugs- und Schwemmgebühren, die der IG bereits jetzt erlassen wurden, neu aber wie bei allen gemeindeeigenen Gebäuden ausgewiesen werden müssen.
Betriebskostenbeitrag erhöht
Die Baurechtsvereinbarung kommt zur Abstimmung, weil sie eine veraltete Vereinbarung ersetzen soll. Nicht zuletzt ging es bei der Aktualisierung um eine Klärung der Heimfallentschädigung. Im Falle eines Konkurses der IG Wolfstiege würde das Kapital nicht dem Fussballklub zugutekommen, sondern einem Fonds, «dessen Zweck es ist, Mittel für Anlagen für Sport und Spiel zur Verfügung zu stellen, insbesondere für die Sportanlage Wolfstiege». Viel auffälliger ist jedoch der Betriebskostenbeitrag, der sich von bisherigen 27 000 auf 40 000 Franken erhöht.
Die Sportanlage ist in den vergangenen Jahren um ein kleineres Kunstrasenfeld und zwei Garderoben sowie einen Materialraum gewachsen. Dies hat höhere Betriebskosten zur Folge. «Zudem wurde früher für den Unterhalt der Infrastruktur viel Fronarbeit geleistet, auch wurden zum Beispiel die Aufgaben des Platzwarts ehrenamtlich erfüllt. Dies ist heute nicht mehr der Fall und führt deshalb zu höheren Betriebsund Unterhaltskosten», sagt Christine Mangold.
Die Erhöhung des Betrags war denn auch einer der Hauptdiskussionspunkte der sehr ausführlichen Behandlung der Vorlage in der Gemeindekommission. «Ich habe eine sportfreundliche Stimmung wahrgenommen, aber die Höhe der Beiträge führte zu einer Grundsatzdebatte darüber, was die Aufgabe der Gemeinde Gelterkinden bei der regionalen Sportförderung ist», sagt Sandra Grossmann, die das Geschäft der Versammlung morgen vorstellen wird. Die Empfehlung der Kommission wird noch nicht publik gemacht.
Wie viel ist Sport wert?
Am Ende lautet eine zentrale Frage, wie viel es den Einwohnerinnen und Einwohnern wert ist, dass in der Wolfstiege Fussball gespielt wird und dass der Fussballklub Trainings und Spiele anbieten kann. Der Antrag des Gemeinderats zeigt, dass er die Frage zugunsten des Sports und der Angebote für den Nachwuchs beantwortet hat: «Der Gemeinderat ist überzeugt, dass unseren Vereinen in der Jugendförderung eine wichtige Bedeutung zukommt. Vor allem beim Mannschaftssport können Jugendliche ihre Talente erproben, ihre Kräfte messen, sich gemeinsam über Siege freuen und Niederlagen akzeptieren lernen», sagt Christine Mangold.
«Die Betriebskosten für Platzwart, Unterhalt, Putzteam und so weiter haben sich in den vergangenen Jahren im Durchschnitt auf rund 70 000 Franken belaufen. Der Gemeindebeitrag ist für uns existenziell», sagt Ernst Möckli. Der FC hat entsprechend bei seinen Mitgliedern zur Teilnahme an der Gemeindeversammlung aufgerufen. Es ist also möglich, dass morgen neben den 220 Sitzplätzen auch die Stehplätze in der Dreifachhalle gebraucht werden.
Hallenbad-Kredit deutlich unterschritten
ch. «Wir hatten die Kosten stets im Griff und werden das bis zur Endabrechnung durchziehen.» Das hatte Remo Bossert vor anderthalb Jahren gesagt, als das Hallenbad fünf Wochen nach seiner Eröffnung noch einen Feinschliff brauchte. Der Präsident der Baukommission hat Wort gehalten. Laut der Abrechnung für die Projektierung und den Neubau fürs Schwimmbad wurde der bewilligte Gesamtkredit von 19,215 Millionen Franken eingehalten. Verplant und verbaut wurden lediglich 18,428 Millionen Franken.
Der Projektierungskredit von 1,6 Millionen Franken wurde um 86 000 Franken unterschritten, der Baukredit von 17,615 Millionen um 700 000 Franken. Das ergibt Einsparungen von insgesamt 787 000 Franken. Die im Bruttokredit eingerechnete Reserve von 915 000 Franken wurde somit kaum angetastet. Man kann also von einer Punktlandung sprechen.
Längst nicht die vollen Planungs- und Baukosten gehen aufs Konto der Gemeinde Gelterkinden, da auch Kanton, umliegende Gemeinden, Vereine und Private teils tief in die Tasche gegriffen haben. Der Kanton steuerte 5 Millionen Franken bei, von anderen Gemeinden gingen 877 000 Franken ein. Zudem flossen der Gemeinde Investitionsbeiträge und Spenden von einer Viertelmillion Franken zu. Die grössten Beträge steuerten hier das Badi-Dorffest (97 000 Franken), das Amt für Umweltschutz und Energie (Beitrag Holzheizung; 57 000 Franken), sowie der Frauenverein mit sage und schreibe 50 000 Franken bei. Es verbleiben für die Gemeinden Kosten von 12,3 Millionen Franken zu tragen.
Die Hallenbad-Abrechnung wird der morgigen Gemeindeversammlung zur Kenntnisnahme unterbreitet. Es wird nicht darüber abgestimmt.