Wirte retten die Spargelernte
19.05.2020 Gesellschaft, Thürnen, LandwirtschaftUmut Killi vom «Warteckstübli» hat eine Nebenbeschäftigung
Er engagiert sich auf den verschiedensten Ebenen: Umut Killi, hauptberuflich Wirt des Restaurants Warteckstübli in Thürnen, hilft neuerdings am Morgen auch Spargeln stechen – im «Beeriland» von Thomas Wiesner in ...
Umut Killi vom «Warteckstübli» hat eine Nebenbeschäftigung
Er engagiert sich auf den verschiedensten Ebenen: Umut Killi, hauptberuflich Wirt des Restaurants Warteckstübli in Thürnen, hilft neuerdings am Morgen auch Spargeln stechen – im «Beeriland» von Thomas Wiesner in Bottmingen.
André Frauchiger
Umut Killi liebt die Abwechslung. Das Wirten im Restaurant Warteckstübli in Thürnen gefällt dem 30-jährigen gelernten Koch auch nach vier Jahren noch sehr gut. Dank seiner Frau und eines Kollegen, die im Wirtshaus mitarbeiten, findet er zwischendurch noch Zeit, sich als Abwechslung auch anderen Beschäftigungen zuzuwenden. Zum Beispiel dem Vermarkten von Tessiner Salami. Oder als Küchenchef im Dienst der Schweizer Armee. Jetzt hat er noch eine neue Aufgabe: Auf dem «Beeriland» von Thomas Wiesner in Bottmingen hilft er morgens beim Spargelstechen, also bei der Spargelernte, mit.
Es braucht viele Helfende
Die Spargelproduzenten bekunden wegen verschärfter Einreisebestimmungen – auch für Erntehelfer – bekanntlich Mühe, genügend Personal für das Ernten der Spargeln zu finden. Und die Saison dauert noch bis ungefähr Ende Mai. Da ist jede fleissige Hand gefragt.
Thomas Wiesner, zusammen mit seinen beiden Brüdern Martin und Lukas seit 2006 Besitzer des «Beeriland»-Areals, lässt auf der Suche nach Helferinnen und Helfern seine Kontakte spielen. Starke Unterstützung erfährt er hierbei von Julie Jaberg Wiegand, die seit acht Jahren das Restaurant Neubad in Basel führt. Da dieses wegen des Coronavirus noch geschlossen ist, hat sie Zeit, in der Regel morgens an einem Marktstand am grossen Bottminger Kreisel in erster Linie Spargeln und Erdbeeren des «Beerilands» zu verkaufen. Und sie hat Umut Killi, der zu ihren Bekannten zählt, angefragt, ob er bei der Spargelernte helfen möchte. Dies ganz nach dem Motto «Gastwirte helfen». Und er hat sofort zugesagt. Beiden, Wiegand und Killi, bereitet das Spargelstechen für das «Beeriland» viel Freude, wie sie versichern.
Auf dem Feld sind derzeit jeweils am Morgen ab 7 Uhr zwischen 12 und 22 Personen beschäftigt. Umut Killi mag die Arbeit auf dem Feld. Und sein Team. Selbst an seinem 30. Geburtstag Mitte April hat er bei der Spargelernte mitgemacht und auf dem Feld ein wenig gefeiert – mit einem von ihm gesponserten Znüni für «sein» Team, wie er mit einem Lächeln und ein wenig stolz erzählt. Das Arbeiten mit den Händen auch ausserhalb der Küche gefällt dem gebürtigen Türken. Seine beruflichen Stationen als Koch vor der Übernahme des «Warteckstübli» reichen vom Hotel Basel bis zum Restaurant Lange Erlen. Auch in der Migros-Bäckerei hat er schon gearbeitet – um Erfahrungen zu sammeln.
Abwechslung ist wichtig
Was er in Zukunft noch alles unternehmen wird – das lässt Umut Killi auf sich zukommen. Aber deutlich wird: Das «Warteckstübli» ist ihm ans Herz gewachsen, das ist der Ausgangsort seines Schaffens. Und sein zweijähriger Sohn bestärkt ihn dabei. Das Vater-Sein, seine Familie sind ihm sehr wichtig. Er lächelt beim Erzählen über seine kleine Familie und beim Gedanken, was er noch alles machen könnte. Abwechslung im beruflichen Alltag ist ihm wichtig – aber auch seine treuen Stammkunden in Thürnen bedeuten ihm viel.
Der Anbau von Spargeln ist eine ziemlich heikle Sache. Die Witterung muss stimmen: Es darf weder zu nass noch zu trocken sein. Und auch nicht zu kalt. Dieses Jahr war es lange zu trocken – der Regen kam zu spät, um eine sehr grosse Ernte zu erzielen, wie Thomas Wiesner erklärt. Es gibt täglich zwischen 20 und 300 Kilogramm Spargeln. Wichtig ist für Thomas Wiesner die Nachhaltigkeit. Diese sei in der Nach-Corona-Zeit vorrangig. Bezahlbare Agrarprodukte aus der schweizerischen Region Basel seien in Zukunft wohl gefragter denn je. Ein Kilo Spargel kostet im «Beeriland» aktuell moderate 16 Franken.
Grossanlage «Beeriland»
Auf insgesamt 43 Hektaren Ackerland wird im «Beeriland» Folgendes angepflanzt: 5 Hektaren Spargeln, 4 Hektaren Erdbeeren, 1,7 Hektaren Brombeeren, 70 Aren Himbeeren, 50 Aren Aprikosen, 30 Aren Kulturtrüffel, 19 Aren Johannisbeeren sowie auf dem Restland Sojabohnen, Raps und Weizen.
Die Produkte, zurzeit vor allem Spargeln, können direkt auf dem Hof gekauft werden. Auch auf dem Genussmarkt jeweils am Samstag in Liestal ist das «Beeriland» präsent.