Hundeschulen von der Leine gelassen
19.05.2020 Bezirk Sissach, Wittinsburg, GesellschaftKurse laufen nach der Zwangspause wieder an
Nach acht Wochen Lockdown haben die Hundeschulen den Betrieb wieder aufgenommen. Trotz Einschränkungen sehnten sich die Kursleiterinnen der Hundeschule «Harmonie» und die Halterinnen und Halter die Lektionen herbei.
Sander van ...
Kurse laufen nach der Zwangspause wieder an
Nach acht Wochen Lockdown haben die Hundeschulen den Betrieb wieder aufgenommen. Trotz Einschränkungen sehnten sich die Kursleiterinnen der Hundeschule «Harmonie» und die Halterinnen und Halter die Lektionen herbei.
Sander van Riemsdijk
Die Hunde konnte man nicht befragen. Die Herrchen und Frauchen und die beiden Leiterinnen der Hundeschule «Harmonie» in Wittinsburg aber zeigten sich vorige Woche erleichtert, als der Betrieb nach acht Wochen Zwangspause wieder aufgenommen wurde.
Quasi von der Corona-Leine gelassen, freute sich Barbara Hemmig aus Gelterkinden mit ihrem Golden Retriever Lilly trotz des Hundewetters, dass es wieder los ging. Vor allem war sie gespannt, ob sie in ihrer Gruppe dieselben Halterinnen und Halter treffen würde wie vor der Pause.
Im Wissen, dass die Zeit ohne Kurse nicht nur für die Hundehalter, sondern insbesondere für deren Tiere anstrengend werden könnte, hatten die beiden Hundeschulleiterinnen Brigitte und Daniela Hinni unmittelbar nach dem Lockdown unterstützende Verhaltensregeln aufgestellt. Im Falle einer mehr oder weniger ganztägigen Anwesenheit aller Familienmitglieder laufen die Hunde nämlich Gefahr, ungenügend Ruhe und Schlaf zu bekommen.
Für Brigitte und Daniela Hinni war es zudem wichtig, dass die Hundehalter und Vierbeiner auch während der unterrichtsfreien Zeit nicht auf ihre Begleitung verzichten mussten. Sie stellten den Hundehaltern in täglich neuen Videofilmen Aufgaben. Zudem richteten sie eine Whatsapp-Gruppe für die Welpen- und Junghundebesitzer ein. Dort konnten Fragen gestellt werden und es gab Problemanalysen per Video, was teilweise über die Zeit ohne Kurse hinwegtröstete. Hinzu kamen umfangreiche theoretische Informationen und Hausaufgaben. «Wir waren die ganze Zeit telefonisch und per Mail erreichbar», ergänzt Brigitte Hinni. Dieses Angebot habe er gerne in Anspruch genommen, sagt Pascal Bürgin aus Gelterkinden. Er freue sich für seinen Jack Russel Mimmo, der nun wieder den sozialen Kontakt mit anderen Hunden pflegen könne.
Höchstens Fünfergruppen
An die Wiedereröffnung der Hundeschule sind jedoch Bedingungen geknüpft und Anpassungen sind erforderlich: Zusammen mit einem Schutzkonzept darf der Hundesport, im Gegensatz zu den Erziehungs- und Sozialisierungskursen, die an keine Gruppengrösse gebunden sind, nur in Gruppen von maximal fünf Personen (mit unterrichtender Person) betrieben werden.
Auf dem grosszügig konzipierten Übungsplatz ist die Vorgabe mit zwei Metern Abstand problemlos umzusetzen. In der didaktischen Gestaltung des Kursprogramms müssen sich die Hundeschulleiterinnen jedoch einschränken, da alle Übungen wegfallen, bei denen der Hundebesitzer Übungsgegenstände anfassen müsste.
Trotz Hilfestellungen und virtueller Unterstützung ist die lektionslose Zeit an den jüngeren Hunden, die sich vor dem Lockdown mitten im Prozesses der Sozialisierung und der Erziehung befanden, nicht spurlos vorbei gegangen. «Hier haben sich zum Teil Verhaltensmuster eingeschlichen, die bei durchgehender Betreuung im Ansatz hätten geklärt werden können und nun korrigiert werden müssen», führt Brigitte Hinni aus.
Ins Gewicht fielen auch die Einschränkungen in der Umwelt-Sozialisierung, da Menschenmengen wie zum Beispiel an Bahnhöfen gemieden werden mussten und so der Kontakt zu fremden Menschen nicht geübt werden konnte. Dank der Fernbetreuung konnte der Ausfall der wichtigen Praxislektionen einigermassen gemindert werden. Finanzielle Einbussen konnten nicht ganz vermieden werden. Auf den Hund gekommen sei die Hundeschule dadurch jedoch nicht, versichert Brigitte Hinni: «Der finanzielle Aspekt steht ohnehin nicht im Vordergrund, wir betreiben die Schule mit Herzblut.»