Ausgefragt: Peter Mory, Präsident Seniorenverein Waldenburgertal
15.05.2020 Baselbiet, Waldenburg, Gesellschaft, Bezirk Waldenburg«Persönliche Begegnungen sind sehr wertvoll»
Peter Mory hat am 1. Mai das Präsidium des Seniorenvereins Waldenburgertal übernommen. Er tritt die Nachfolge von Hans Seiler an, der den Verein während 22 Jahren geleitet hat.
Elmar ...
«Persönliche Begegnungen sind sehr wertvoll»
Peter Mory hat am 1. Mai das Präsidium des Seniorenvereins Waldenburgertal übernommen. Er tritt die Nachfolge von Hans Seiler an, der den Verein während 22 Jahren geleitet hat.
Elmar Gächter
Herr Mory, was hat Sie gereizt, dieses Amt anzutreten?
Peter Mory: Für mich ist es eine besondere Herausforderung, vor allem auch, weil ich erst seit gut einem Jahr Mitglied des Seniorenvereins bin. Da ich aus verschiedenen Funktionen in Vereinen und in meiner Wohngemeinde Waldenburg Führungserfahrung mitbringe, war es für mich jedoch ein klares Ja, als ich angefragt wurde.
Welche Ziele haben Sie sich für Ihre Präsidentschaft gesetzt?
Mir ist wichtig, einen regelmässigen Kontakt zu den Mitgliedern zu pflegen und dazu beizutragen, dass unsere attraktiven und gut funktionierenden Vereinsaktivitäten erhalten bleiben. Die persönlichen Begegnungen, um sich auszutauschen, sind sehr wertvoll; dies wird einem jetzt, wo sie weitgehend fehlen, extrem bewusst. Andererseits zeigt die gegenwärtige Krise, dass auch in einem Seniorenverein die moderne Kommunikation immer wichtiger wird. Da ich mich in IT-Angelegenheiten gut auskenne, möchte ich möglichst viele unserer Seniorinnen und Senioren mit der neuen Technik vertraut machen.
In den Statuten ist von der «Pflege und Förderung gemeinsamer Interessen der Seniorinnen und Senioren in den acht Gemeinden» die Rede. Welche sind die wichtigsten dieser gemeinsamen Interessen?
Sich mit anderen austauschen zu können, etwas Neues zu erleben, dem teilweise monotonen Alltag für ein paar Stunden zu entfliehen. Dies kann eine gemeinsame Reise sein, aber auch ein Jass oder ein «Kaffichränzli» tragen zu einem interessanten, geselligen Zusammensein bei. Gerade die Seniorinnen und Senioren in Altersresidenzen oder solche, die alleine wohnen, freuen sich jedes Mal auf einen Event. Sie sind unter ihresgleichen, haben viel Gesprächsstoff, auch wenn es manchmal «nur» ihre Wehwehchen sind.
Wo setzt sich der Verein neben der Organisation von Anlässen und Reisen zusätzlich für seine Mitglieder ein?
Unser Verein hat vor zwei Jahren das Patronat des freiwilligen Fahrdienstes übernommen und 2018 die Börse «Senioren für Senioren» ins Leben gerufen. Diese Dienstleistungen kommen sehr gut an, waren es 2019 doch 680 Fahrten, die unsere Mitglieder nutzten. Auch wird die Börse für Besorgungen, Haushalt- und Gartenpflege rege beansprucht. Leider können wir beide Dienstleistungen wegen der Pandemie zurzeit nicht anbieten.
Wie äussert sich der Verein zu Fragen der Alterspolitik?
Solche Themen laufen vor allem über den Kantonalverband. Wenn es sich um wichtige politische Aspekte das Alter betreffend handelt, wird der Vereinsvorstand eingeladen, sich dazu zu äussern.
Wie steht es mit dem Mitgliederbestand?
In den vergangenen fünf Jahren ist der Bestand von 435 auf heute 474 Mitglieder angestiegen; alleine im vergangenen Jahr kamen gegen 40 neue Mitglieder dazu. Der Bestand ist jeweils stark von der Sterberate abhängig. Unsere Seniorinnen und Senioren weisen ein Durchschnittsalter von rund 80 Jahren auf. Wir sind zurzeit daran, einen neuen Werbeflyer zu erstellen, der in allen acht Gemeinden verteilt wird.
Wie managen Sie den Verein unter den gegenwärtig erschwerten Bedingungen – zum Beispiel die Generalversammlung?
Die Traktanden wurden in brieflicher Form abgehandelt, mit einem ansehnlichen Aufwand. Am 25. April wurden die Stimm- und Wahlzettel von den Rechnungsrevisoren ausgewertet, sodass der neue Vorstand ab 1. Mai feststeht und seine Arbeit offiziell aufnehmen konnte.
Wie erleben Sie als Risikoperson selber die jetzige Zeit, beispielsweise beim Einkaufen?
Es kann schon vorkommen, dass man beim Einkaufen schräg angeschaut wird. Ich habe dies speziell beobachtet, wenn man jemandem zu nahe tritt. Aufgefallen ist mir dabei, dass es vor allem die älteren Leute sind, die in solchen Situationen das Gefühl haben, das Gegenüber auf das Einhalten der Abstandsregel aufmerksam machen zu müssen. Aber wenn sich daraus keine Schlägerei entwickelt, ist dies ja nur halb so schlimm.
Spüren Sie eine Diskriminierung der älteren Generation?
Nein, dieses Gefühl habe ich nicht.
Befürchten Sie, dass die Pandemie zu einem Auseinanderdriften zwischen der älteren und jüngeren Generation führen könnte?
Auch dies kann ich verneinen, vor allem wenn man sieht, wie viele jüngere Personen für die alten Leute einkaufen gehen und sich generell um sie kümmern. Ob die belastende Zeit, sollte sie noch länger andauern, zu Spannungen führt, kann ich nicht beurteilen.
Worauf freuen Sie sich am meisten, wenn die Coronakrise dereinst und hoffentlich bald ein Ende haben wird?
Ich freue mich auf eine ordentliche, abstandsfreie Vorstandssitzung, wenn man sich wieder in die Augen schauen kann und die Geschäfte nicht nur über E-Mails erledigen muss. Und vor allem, dass man unsere Seniorinnen und Senioren wieder besuchen darf und die Zusammenkünfte wieder spielen.
Zur Person
emg. Der in Waldenburg wohnhafte 76-jährige Peter Mory ist am 1. Mai mit einer hervorragenden brieflichen Zustimmung der Vereinsmitglieder zum neuen Präsidenten des Seniorenvereins Waldenburgertal gewählt worden. Peter Mory ist verwitwet und hat einen Sohn und ein Grosskind. Er ist gelernter Elektromonteur und war Leiter einer Automationsabteilung sowie CAD-Elektrozeichner.