Seit vergangenem Montag ist die Zustellung von Betreibungen im Kanton wieder möglich. Ein Umstand, der gemäss Diana Häner, der Leiterin der Fachstelle für Schuldenfragen Baselland, grosse Auswirkungen und Folgen für Betroffene haben kann.

Peter C. Müller

Mitte März hatte der Bundesrat wegen der Coronavirus-Krise für das ganze Land einen Rechtsstillstand angeordnet: Vom 19. März bis zum 4. April konnten keine Betreibungsurkunden mehr zugestellt werden. Und da danach, ab dem 6. April, wegen Ostern die Betreibungsferien einsetzten, dauerte die Schonfrist bis zum vergangenen Sonntag, dem 19. April. Betreibungen konnten in dieser Zeit weder eingeleitet noch vorangetrieben werden.

«Der Bundesrat hat auch sämtliche gesetzlichen und behördlichen Fristen ausgesetzt», sagt Diana Häner, Leiterin der Fachstelle für Schuldenfragen Baselland in Liestal. «Doch seit Montag gilt dies alles nicht mehr. Erst einmal ausgesetzte Forderungen oder Betreibungen kommen nun erneut auf die Schuldnerinnen und Schuldner zu.»

Scherbenhaufen verhindern
Für Diana Häner ist klar: «Wirtschaftlich treffen die Auswirkungen der Corona-Pandemie die finanziell Schwächsten unserer Gesellschaft: Sie haben keine Reserven, nur ein geringes oder gar kein Einkommen und beziehen vielleicht gar Sozialhilfe.»

Viele Faktoren führten laut der Fachstellenleiterin deshalb nun zu sehr schwierigen finanziellen Situationen und oft auch zu Schulden, wenn es die gar nicht schon vor der Coronakrise gab. «Vielleicht konnte man vor ein paar Wochen noch seinen Verpflichtungen nachkommen und Steuer- oder Kreditschulden bezahlen», meint Diana Häner. «Aber nun ist vieles anders: Jetzt heisst es erst einmal, für Existenzsicherung zu sorgen und vor den Schulden die laufenden Kosten wie Miete, Strom, Krankenkasse oder Lebensmittel zu bezahlen. Die Schulden hat man erst einmal verdrängt.»

Jahrzehntelange Erfahrung
In der aktuellen Situation, so die Expertin, könne zwar davon ausgegangen werden, dass ein gewisses Verständnis oder Entgegenkommen vorhanden sei, um gemeinsam nach Lösungen zu suchen und Schadensbegrenzung zu betreiben, «doch alles ist nur aufgeschoben und nicht aufgehoben.»

Gleichzeitig könne jetzt aber auch mit wenig Aufwand «ein Scherbenhaufen» verhindert werden, so Diana Häner. Wenn die Gläubiger von Schulden direkt informiert, Fristen erwirkt und andere Zahlungsaufschübe oder -erleichterungen ausgehandelt würden.

«Bei all diesen Schritten, die den Betroffenen wahrscheinlich oft schwer fallen», so Häner, «möchte die Fachstelle für Schuldenfragen die Menschen im Kanton gerne unterstützen und beraten, wie sie dies schon seit vielen Jahrzehnten tut.» Die engagierte Fachstellenleiterin hat deshalb einen guten Rat für Menschen, die derzeit unter Schulden leiden und von Existenzängsten geplagt sind: «Hoffen Sie nicht darauf, dass sich die Probleme von selbst lösen. Rufen Sie uns an, wir versuchen mit Rat und Tat für Sie da zu sein!»

Schulden oder Budgetfragen aller Art

pcm. Bei Fragen rund um Schulden und Budget berät die Fachstelle für Schuldenfragen in Liestal die Einwohnerinnen und Einwohner des Kantons Baselland und des solothurnischen Bezirks Dorneck. Sie bietet Fachberatung oder Workshops für Institutionen, Firmen, andere Beratungsstellen, Schulen oder weitere interessierte Kreise. Die Fachstelle kennt nach eigenen Angaben die Probleme, Gesetze und Rechte, klärt Fragen und vermittelt Informationen. Als gemeinnützige Institution gewährleistet die Fachstelle eine fachlich fundierte Beratung, die auch der Schweigepflicht unterliegt.

Fachstelle für Schuldenfragen, Zeughausplatz 15, 4410 Liestal, 061 462 03 73.

Schonfrist für Betreibungen ist vorbei

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