Doppelt so viel Datenverkehr
02.04.2020 Baselbiet, RegionInternet-Provider spürt Corona und Homeoffice
gfe. Die Improware AG beliefert die Kundinnen und Kunden der Elektra Sissach, der Fernsehgenossenschaft Bubendorf und der R. Geissmann AG in Oberdorf mit ihrem Internetsignal. Wegen Homeoffice wird mehr gesurft, telefoniert und ...
Internet-Provider spürt Corona und Homeoffice
gfe. Die Improware AG beliefert die Kundinnen und Kunden der Elektra Sissach, der Fernsehgenossenschaft Bubendorf und der R. Geissmann AG in Oberdorf mit ihrem Internetsignal. Wegen Homeoffice wird mehr gesurft, telefoniert und ferngesehen.
Die Prattler Improware AG beliefert rund 80 Gemeinden in der Nordwestschweiz mit Signalen für Internet, Telefonie und Fernsehen. Darunter viele Gemeinden im Oberbaselbiet. Für diese separat eine Analyse zu tätigen, ist gemäss CEO Sacha Gloor zwar nicht möglich, doch ein Blick auf das gesamte Netz der Improware AG zeichnet mit grosser Wahrscheinlichkeit auch die Situation im Oberbaselbiet ab. Nach zwei Wochen «ausserordentlicher Lage» ist das Fazit von Sacha Gloor eindeutig: Die vermehrte Homeoffice-Tätigkeit widerspiegle sich in den Datenmengen des Internets. «Tagsüber haben wir gut doppelt so viel Datenverkehr wie vor der Homeoffice-Zeit.»
Es sei nicht so, dass die Datenmengen in etwa stagnieren, weil die Arbeit einfach zu Hause statt im Geschäft erledigt wird, erklärt Gloor. «In der Regel verschiebt sich das nicht vom Firmen-Datenverkehr zum privaten Datenverkehr. Es addiert sich eher. Die Mitarbeiter im Homeoffice greifen von zu Hause via Internet auf ihre Firma zu, holen also mehr oder weniger ihren Arbeitsplatz nach Hause. Dies erhöht den Datenverkehr auf der Seite der Firma und auf der Seite der Privaten.»
Zu Netzüberlastungen wie bei anderen Schweizer Anbietern kam es deshalb bei der Improware AG gemäss Gloor aber nicht. «Wir arbeiten generell, auch vor dieser intensiven Homeoffice-Zeit, immer mit sehr viel Reserven, um Spitzenzeiten für unsere Privat- und Geschäftskunden abfedern zu können.» Die Improware AG reagiere bei drohenden Engpässen möglichst schnell und baue ihre Kapazitäten entsprechend aus. Die Kapazitätsgrenzen wurden deshalb nicht überschritten.
Mehr zeitversetztes Fernsehen
Doch nicht nur beim Internet spürt die Improware AG das vermehrte Zu-Hause-Sein. Auch die Festnetz- und Mobiltelefonie hätten zugenommen, analysiert Sacha Gloor. Dies hängt aber wohl nicht nur mit Homeoffice, sondern auch mit privaten Kontaktaufnahmen zu Freunden und Familie zusammen, die man aktuell nicht sehen kann. Ob auch mehr ferngesehen wird, kann die Improware AG nicht nachverfolgen. «Aber wir gehen davon aus», sagt der CEO. Beim zeitversetzten Fernsehen verspürt Improware eine Zunahme um 30 Prozent.
Die lokalen Anbieter wie die Elektra Sissach können keine Angaben zum Datenverkehr machen. «Wir sind nur der Netzbetreiber. Datenmengen erkennen wir nicht. Nur den Stromverbrauch können wir überprüfen», verrät Geschäftsleiter Stephan Jurt. Da sei ein leichter Rückgang zu spüren. «Aber das war schon 2019 zur gleichen Jahreszeit so», betont Jurt. Um darüber eine definitive Aussage machen zu können, ob dies mit geschlossenen Firmen und mehr Homeoffice zu tun hat, spielen zu viele andere Faktoren beim Stromverbrauch eine Rolle. «Für eine seriöse Aussage müssen wir die nächsten Wochen abwarten», so Stephan Jurt.