Corona schreibt das Drehbuch um
03.04.2020 Bezirk Waldenburg, HölsteinDie Auswanderer Maurer und das Virus
Gitti und Peter Maurer hatten es sich so schön vorgestellt, ihren neuen Lebensabschnitt in ihrem Heim in Costa Rica zu geniessen. Doch Corona hat im Moment etwas dagegen.
Elmar Gächter
Es war alles so gut organisiert und ...
Die Auswanderer Maurer und das Virus
Gitti und Peter Maurer hatten es sich so schön vorgestellt, ihren neuen Lebensabschnitt in ihrem Heim in Costa Rica zu geniessen. Doch Corona hat im Moment etwas dagegen.
Elmar Gächter
Es war alles so gut organisiert und vorbereitet. Gitti und Peter Maurer hatten sich entschieden, ihren Traum wahrzumachen und definitiv nach Costa Rica auszuwandern (die «Volksstimme» berichtete am 23. Januar). Während Peter bereits im Februar problemlos in sein neues Domizil reisen konnte, wollten seine Frau und deren betagte Mutter im März nachkommen. Doch Corona schrieb das Drehbuch kurzfristig um.
Am 18. März machen sich die beiden um vier Uhr morgens auf zum Flughafen Basel, um in das längst gebuchte Flugzeug zu steigen.Vergebens. Kurz vor dem Abflug die Durchsage: Costa Rica hat wegen der Pandemie die Grenzen für Einreisende geschlossen, der Flug wird annulliert.
Was bleibt ihnen anderes übrig, als mit ihren voll gepackten Koffern wieder umzukehren? In ein Haus, das verkauft ist, in eine Wohnung, die geräumt ist und in ein Klima, das ohne wärmende Kleidung wenig angenehm ist. Gitti hatte diese bereits einer gemeinnützigen Organisation im Dorf vermacht, denn in Costa Rica braucht man keinen Wintermantel. «Ich habe das Glück, vorübergehend bei meinem Sohn zu wohnen. Und meine Mutter ist wieder in ihr Zuhause im badischen Rheinfelden zurückgekehrt», sagt Gitti Maurer und man merkt ihrer Stimme an, dass diese Entwicklung auf die Moral schlägt. Derweil wartet ihr Mann im neuen Haus in Hone Creek, einer Ortschaft im Bezirk Limon, auf seine Lieben. «Es war für uns alle eine herbe Enttäuschung», äussert er und ist besorgt, wie es weitergeht. Am 6. Mai soll nun das Flugzeug von Basel nach Costa Rica abheben, mit seiner Frau und seiner Schwiegermutter an Bord. Ganz unbeschwert geht das Warten nicht, denn das Virus ist auch in Mittelamerika angekommen. «Hier in der näheren Umgebung haben wir zwar noch keine Infizierten, im ganzen Land steigen jedoch die Fallzahlen», so Peter Maurer.
Nicht anders als bei uns heisst es auch in Hone Creek Hände waschen, Desinfektionsmittel benützen, Abstand halten. Schulen sind geschlossen, die meisten Restaurants ebenfalls. Was hier in diesem Reiseland einschenkt, sind die fehlenden Touristen und damit die Angst, die wirtschaftliche Existenz zu verlieren. «Das Sozialsystem ist hier nicht so ausgebaut wie in der Schweiz, aber die Regierung hat günstige Kredite in Aussicht gestellt», sagt Peter Maurer. Die Versorgungslage in seinem Dorf sei gut. Und damit möglichst viele Leute zu Haus bleiben, dürfen abends und nachts weder Autos noch Motorräder zirkulieren.
«Dann kommt dieses Virus»
Die Leute in Costa Rica nähmen das Problem sehr ernst, umso mehr, als die Lage sich täglich ändere. Auch Peter und Gitti Maurer machen sich Sorgen, was die nähere Zukunft bringt. Um das Warten abzukürzen, widmet sich Peter den Arbeiten rund um das neue Haus. So ist er zurzeit am Erstellen eines Pumpenhauses, montiert den Zaun und pflanzt in der Umgebung Blumen an. Aber seine Gedanken wandern immer wieder zu Gitti und seiner Schwiegermutter. «Da glaubt man, alles so gut für die dritte Lebensrunde vorbereitet zu haben, und dann kommt ein kleines Virus und bringt alles durcheinander.»
Den Kopf in den Sand zu stecken, liegt Peter Maurer fern. Als Auswanderer sei man grundsätzlich mit vielen Herausforderungen konfrontiert. «Wenn man etwas wirklich will, dann schafft man dies auch», ist er überzeugt. Und freuen kann er sich trotz allem an täglichen Dingen in dieser ländlichen Gegend. Gerade sitze er mit seinem Nachbarn und Freund Christian Thommen auf der Veranda, lausche den Vögeln, geniesse das warme Wetter und die gute Atmosphäre. Derweil verbringt Gitti in Hölstein bei wesentlich niedrigerenTemperaturen das Warten mit viel Lesen und Schlafen. «Die Wochen vor der Abreise waren sehr intensiv und haben mich erschöpft.» Das Allerwichtigste für alle drei ist, gesund zu bleiben und sich spätestens im Mai in die Arme nehmen zu dürfen.