Um 18 Uhr brummt das Pizza-Taxi
24.03.2020 BaselbietLieferdienste sind gefordert, ihr Umsatz wächst jedoch nicht
Die Restaurants sind geschlossen, Lieferdienste können trotz Coronavirus ihre Kundschaft weiter versorgen: Dies steigert zwar die Anzahl Bestellungen, eine Umsatzsteigerung können der Pizza-Kurier Sportivo oder das ...
Lieferdienste sind gefordert, ihr Umsatz wächst jedoch nicht
Die Restaurants sind geschlossen, Lieferdienste können trotz Coronavirus ihre Kundschaft weiter versorgen: Dies steigert zwar die Anzahl Bestellungen, eine Umsatzsteigerung können der Pizza-Kurier Sportivo oder das Pizza-Huus Sissaho aber nicht feststellen.
Severin Furter
Der Sonntag vor einer Woche bleibt den hiesigen Gastronomen wohl ein Leben lang unvergesslich: Es war jener Sonntag, an dem die Baselbieter Regierung bekannt gab, dass alle Restaurants ihre Gaststuben vorerst schliessen müssen. Dies als eine von diversen Massnahmen, um die Ausbreitung des Coronavirus einzudämmen.
Nicht von dieser Massnahme betroffen sind Kurierdienste wie Pizza-Lieferservices. Diese dürfen ihren Betrieb weiterhin aufrechterhalten und die Bevölkerung mit Speisen und Getränken versorgen. Einer dieser Betriebe ist der Pizza-Kurier Sportivo. Seit über 15 Jahren ist Inhaber und Geschäftsführer Reto Graf mit seinem Pizza-Lieferdienst in Gelterkinden zu Hause und im Oberbaselbiet bestens etabliert. Neben dem Lieferservice gehört auch ein kleines Restaurant an der Ergolzstrasse zwischen Gelterkinden und Ormalingen zum Angebot.
Grafs Lokal bleibt wie alle anderen Gaststuben derzeit leer, der Lieferservice hat derweil Hochbetrieb: «Der Alltag ist für uns stressiger geworden», bilanziert Reto Graf eine Woche nach der Verhängung des Ausnahmezustands. Dass es im Betrieb reger zugeht, bedeute jedoch nicht, dass auch der Umsatz gewachsen ist: «Umsatzmässig sind wir auf dem gleichen Niveau geblieben», so Graf. Einerseits stellt Graf einen Zuwachs an Neukunden fest, andererseits würden Kunden, die sich ihre Pizza sonst in seinem Lokal schmecken lassen, ihre Bestellung nun auch liefern lassen. «Es freut mich, dass Stammkunden jetzt nicht einfach auf unser Essen verzichten», sagt der Chef.
Viele Bestellungen gleichzeitig
Einen besonders intensiven Tag erlebte das Team des Pizza-Kuriers Sportivo am vergangenen Samstag. Pizzaiolo Oliver Renggli und Graf hätten sich um die Zubereitung der Pizzas gekümmert, während drei Fahrer die Auslieferung übernommen haben und eine weitere Person im Backoffice wirkte. «Dabei kamen wir etwas ans Limit», sagt Graf. Laut dem Geschäftsführer habe sich das Bestellverhalten der Kunden in der vergangenen Woche geändert. «Der Ansturm um 18 Uhr ist massiv», sagt Graf. Vorher hätten sich die Bestellungen mehr über den ganzen Abend verteilt.
Graf will seinen Betrieb in der ausserordentlichen Lage weiterführen wie bisher. Eine Änderung der Öffnungszeiten zieht er zurzeit nicht in Betracht. So bleibt der Pizza-Kurier Sportivo weiterhin montags geschlossen. Dieser Tag sei wichtig für den Betrieb: «Das Personal muss auch einmal durchatmen können, zudem erledige ich am Montag den Einkauf. Das braucht auch seine Zeit», sagt Graf.
Bereits Anpassungen vorgenommen hat dagegen Cemal Öcal, Inhaber des Pizza-Huus Sissaho. An seinem bisherigen Ruhetag, dem Dienstag, wird nun auch gearbeitet. «Wir wollen jetzt möglichst oft für unsere Kunden da sein», sagt Öcal. Auch die Betreiber des Pizza-Huus Sissaho stellen umsatzmässig keine positive Veränderung fest. So falle der ansonsten gut besuchte Mittagsservice im Restaurant beinahe aus, auch die Besuche am Take-away seien stark zurückgegangen. Die Zunahme der Heimlieferungen vermag dies nicht vollständig zu kompensieren. So verzeichneten Öcal und sein Team am vergangenen Samstag rund 40, am Freitag und Sonntag je rund 30 Auslieferungen. «Durchschnittlich beinhaltet eine Lieferung zwei bis drei Pizzas», erklärt Öcal.
«Tigris» geschlossen
Während Öcal in Sissach und Graf in Gelterkinden ihren Betrieb soweit als möglich aufrechterhalten, hat Salman Fistik in Oberdorf sein Angebot vollständig eingestellt. Der Oberdörfer Gemeinderat und Wirt des Restaurants Tigris, das auf seiner Speisekarte eine grosse Pizza-Vielfalt aufführt, hat auch sein Take-away-Angebot eingestellt. «Die Bestellungen waren schon in der Anfangsphase des Coronavirus stark rückläufig», erklärt Fistik. Deshalb habe er sich für die vorübergehende Schliessung des Betriebs entschieden.
Um diese Zeit zu überbrücken, hat Fistik nun Kurzarbeit angemeldet: «Ich hoffe, dass wir so die temporäre Schliessung möglichst schadlos überstehen und danach wieder für unsere Kundschaft da sein können.»