Kontrollen ja, Noten nein
31.03.2020 BaselbietSebastian Schanzer
Mindestens bis zum 19. April findet wegen der andauernden Ausbreitung des Coronavirus kein Unterricht in Schweizer Schulhäusern statt. Seit über zwei Wochen üben sich deshalb Lehrpersonal und Schulleitungen sowie Schülerinnen und Schüler in der ...
Sebastian Schanzer
Mindestens bis zum 19. April findet wegen der andauernden Ausbreitung des Coronavirus kein Unterricht in Schweizer Schulhäusern statt. Seit über zwei Wochen üben sich deshalb Lehrpersonal und Schulleitungen sowie Schülerinnen und Schüler in der Organisation und Durchführung von Fernunterricht. Um die Leistungen der Kinder und Jugendlichen in dieser besonderen Lage gerecht zu beurteilen, hat die Baselbieter Regierung beschlossen: In den Schulen sollen grundsätzlich nur die bis zum 16. März erhobenen Schulnoten für das Zeugnis des Schuljahrs 2019/20 gezählt werden. Der Vermerk «Covid-19» in den Zeugnissen solle auf diesen besonderen Umstand hinweisen. Die entsprechende Änderungen an der Verordnung für die schulische Laufbahn hat die Regierung am vergangenen Freitag publiziert.
Zeugnisrelevante Prüfungen können während der Zeit im Fernunterricht nicht durchgeführt werden. Im Moment gebe es auf dem Markt noch kein System, mit dem man sicherstellen könne, dass die zu prüfende Person den Test ohne fremde Hilfe durchgeführt habe, sagt Beat Lüthy, Leiter des Amts für Volksschulen (AVS) auf Anfrage. Deshalb beschränke man sich auf Lernkontrollen, um zu überprüfen, ob der gelernte Stoff auch sitze.
Lehrer entscheiden im Zweifelsfall
Sind die Schulen spätestens Mitte Mai wieder offen, können auf allen Schulstufen aber weitere zeugnisrelevante Prüfungen durchgeführt werden. Um eine Überbelastung der Kinder und Jugendlichen zu vermeiden, werde allerdings eine maximal mögliche Prüfungsanzahl bis Ende Schuljahr festgelegt, teilte die Regierung mit.
Die Entscheide über Beförderungen sollten «grundsätzlich wohlwollend» getroffen werden, schreibt die Regierung weiter. Auf der Primarstufe suchen Klassenlehrerinnen und Klassenlehrer das Gespräch mit den Erziehungsberechtigten, falls ein Übertritt in die nächste Klasse gefährdet ist. Findet man hierbei keine Einigung, entscheidet der Klassenkonvent, also das Lehrpersonenteam der Klasse. Die Übertritte in die Sekundarschule sind hingegen bereits geregelt. Die entsprechenden Gespräche mit den Erziehungsberechtigten und die Prüfungen bei Zweifelsfällen konnten schon vor den Fasnachtsferien abgeschlossen werden, wie Beat Lüthy sagt.
Auch an den Sekundarschulen muss der Klassenkonvent bei Härtefällen entscheiden, ob eine Repetition oder ein Wechsel des Leistungszugs angezeigt sind. Er tut dies aufgrund einer Gesamtbeurteilung, in die auch die Ergebnisse der weiterhin stattfindenden Lernkontrollen einfliessen. Zu berücksichtigen seien neben den Noten auch das Lern-, Arbeits- und Sozialverhalten. Wenn es um den Übertritt von der Sekundarschule in das Gymnasium geht, dienen die Noten des 1. Semesters sowie jene bis zum 16. März als Grundlage für das Jahreszeugnis. Der Klassenkonvent entscheidet über Jugendliche, welche die Übertrittsbedingungen im 1. Semester nicht erfüllt haben.
Lehrabschlussprüfungen sind sistiert
Fraglich ist derzeit noch, in welchem Rahmen die diesjährigen Lehrabschlussprüfungen und die Abschlüsse an den Gymnasien und Fachmittelschulen möglich sind. Einige Lehrbetriebe hätten bereits vor einem Monat mit dem praktischen Teil der Lehrabschlussprüfungen begonnen, wie Heinz Mohler, Leiter der Hauptabteilung Berufsbildung und Berufsberatung, sagt. Diese momentan laufenden betrieblichen Prüfungen werden nach Möglichkeit termingerecht und unter Einhaltung der BAG-Vorschriften durchgeführt. Für die anstehenden Prüfungen ab der offiziellen Baselbieter Prüfungssession (20. April) werden besondere Massnahmen angewendet, die der Bund voraussichtlich ab übernächster Woche bekannt geben wird.
Im Baselbiet wollen knapp 2900 Jugendliche ihre Lehrabschlussprüfung und die Berufsmaturitätsprüfungen an den Berufsfachschulen und der Wirtschaftsmittelschule dieses Jahr abschliessen. Ob und wie die Abschlussprüfungen an den Gymnasien und Fachmittelschulen stattfinden werden, hängt ebenfalls davon ab, wie lange die derzeitige Lage andauern wird. Stand heute ist die planmässige Durchführung vorgesehen.