Damit Gemeinden die Krise meistern können
24.03.2020 ZunzgenZu Besuch beim Regionalen Führungsstab Ebenrain
Der Regionale Führungsstab Ebenrain steht fünf Gemeinden rund um Sissach während der Coronavirus-Krise zur Seite. Ein Einblick in die vielseitige Arbeit einer zivilen Kommission, die in einer hektischen Zeit den ...
Zu Besuch beim Regionalen Führungsstab Ebenrain
Der Regionale Führungsstab Ebenrain steht fünf Gemeinden rund um Sissach während der Coronavirus-Krise zur Seite. Ein Einblick in die vielseitige Arbeit einer zivilen Kommission, die in einer hektischen Zeit den Überblick behalten muss.
Severin Furter
Parkierte Autos, zwitschernde Vögel – eine ruhige Morgenstimmung. Vor der Zivilschutzanlage in Zunzgen ist am vergangenen Dienstagmorgen auf den ersten Blick alles so wie immer. Erst beim Betreten der Rampe, die in den Untergrund und damit zur Zivilschutzanlage führt, wird klar: Die jetzige Situation ist alles andere als normal. Beim Eingang weisen grosse Plakate darauf hin, dass beim Betreten der Anlage die Hände zuerst gewaschen und desinfiziert werden müssen. Und ist man erst im Innern angekommen, herrscht eine Situation, welche die meisten Zivilschutz- oder Armeeangehörigen ansonsten nur von Wiederholungskursen (WK) kennen.
Einziger Unterschied: Das hier ist nicht die Kommandozentrale des Zivilschutzes oder einer Armeeeinheit, sondern jene des Regionalen Führungsstabs Ebenrain. In diesem Stab stehen zivile Personen im Einsatz, welche die Verbundsgemeinden Sissach, Zunzgen, Itingen, Nusshof und Wintersingen in der jetzigen ausserordentlichen Lage rund um das Coronavirus unterstützen: ehemalige Offiziere der Feuerwehr, medizinisches, technisches oder logistisches Fachpersonal, Personen mit Erfahrung in der Krisenbewältigung. Unterstützt werden die Stabsmitglieder von Angehörigen des Zivilschutzes. Letztere betreuen beispielsweise eine Telefon-Hotline, an die sich die Gemeinden oder auch Unternehmen mit ihren Anliegen wenden können.
Ehrenamtliche Arbeit
Geleitet wird der Regionale Führungsstab Ebenrain seit drei Jahren von Reto Zumbrunnen. Der Sissacher betritt an diesem Morgen nur wegen des Termins mit der «Volksstimme» die Anlage, er hätte laut Einsatzplan des Führungsstabs eigentlich «frei», die Mitglieder des Stabs wechseln sich dank eines Ablöseplans ab. Denn alle von ihnen arbeiten in zivilen Jobs, die Aufgabe im Führungsstab ist vorwiegend ehrenamtlich. «Wir sind vergleichbar mit einer Gemeindekommission», erklärt Zumbrunnen.
Das mit der freien Zeit ist derzeit aber nicht ganz einfach. Das Telefon von Reto Zumbrunnen klingelt während des Interviewtermins beinahe pausenlos. «Vor vier Wochen wurden wir noch belächelt, als wir begonnen haben, uns für diesen Einsatz vorzubereiten. Jetzt merken langsam alle, dass dieser Entscheid richtig war», sagt der ehemalige Oberleutnant der Stützpunktfeuerwehr Sissach. Dank der rechtzeitigen Planung habe der Regionale Führungsstab die «Chaos-Phase» auf einem geringen Niveau halten können, jetzt sei man im Betrieb angekommen. Aber: «Es ist eine Situation, wie wir sie alle nicht kennen», sagt Zumbrunnen.
Beratende Aufgaben
Der 49-Jährige erklärt den Kommandoposten: Im Rapportraum hängen Plakate an den Wänden, auf denen die neusten Informationen rund um das Coronavirus in den verschiedenen Regionen des Baselbiets erkennbar sind, im Lagerraum werden die Anliegen der Verbundsgemeinden und anstehende Aufgaben zusammengetragen, in der Telematikzentrale ist ein Angehöriger des Zivilschutzes gerade mit einem Gemeindevertreter am Telefon, im Arbeitsraum beschäftigen sich Mitglieder des Regionalen Führungsstabs mit den Aufgaben ihres Fachbereichs.
Dabei zählen für die Mitglieder des Führungsstabs natürlich auch die Richtlinien des Bundesamts für Gesundheit (BAG). Genügend Abstand beispielsweise beim Essen oder während der Arbeit: «Wir richten nun extra einen neuen Rapportraum ein, weil die Platzverhältnisse im bestehenden Raum knapp sind», so Zumbrunnen.
Der Führungsstab hat in erster Linie eine beratende Aufgabe für die Gemeinden, die einzelne Massnahmen danach verfügen respektive umsetzen können. Ein aktuelles Thema, das an diesem Morgen von den Gemeinden an den Stab gelangt: «Bleiben Kinderspielplätze offen oder werden sie gesperrt?»
Derartige gesellschaftliche Anliegen gehören genauso abgeklärt wie beispielsweise materielle Bedürfnisse. So ist die Nachfrage nach Desinfektionsmitteln beispielsweise hoch, die Verfügbarkeit jedoch ein grosses Problem: «Wir arbeiten mit Hochdruck daran, dass wir in der Region einen Partner finden, der Desinfektionsmittel für unseren Verbund herstellen kann», sagt Zumbrunnen.
Der Themenbereich ist vielseitig, es gilt, den Überblick zu behalten. Für Zumbrunnen ist klar: «Es geht um die Gesunderhaltung von uns allen.» Nur wenn die Bevölkerung und Institutionen wie die Gemeinden, Regionale Führungsstäbe, der Bund und weitere Partner am gleichen Strick ziehen, könne diese Krise erfolgreich bewältigt werden. Zumbrunnen rechnet damit, dass der Regionale Führungsstab noch einige Wochen im Einsatz stehen wird, bevor wieder Normalität einkehrt. Seine ganz persönliche Hoffnung ist derweil klar: «Meinen 50. Geburtstag im September würde ich gerne mit meiner Familie und Gästen feiern – und nicht isoliert», sagt er mit einem Schmunzeln. Solange die Situation mit dem Coronavirus jedoch anhält, ist für ihn ebenso klar: «Jetzt rückt alles andere in den Hintergrund. Wir schaffen das.»