«So weit läuft alles nach Plan»
31.03.2020 Bezirk Waldenburg, LangenbruckClaudio Rossi hat die Gemeinde auf die Pandemie vorbereitet
Claudio Rossi ist Gemeinderat von Langenbruck und betreut unter anderem das Ressort Sicherheit. Dazu gehört auch ein Pandemie-Team und der örtliche Freiwilligendienst, den Rossi im März initiiert hat.
Remo ...
Claudio Rossi hat die Gemeinde auf die Pandemie vorbereitet
Claudio Rossi ist Gemeinderat von Langenbruck und betreut unter anderem das Ressort Sicherheit. Dazu gehört auch ein Pandemie-Team und der örtliche Freiwilligendienst, den Rossi im März initiiert hat.
Remo Schraner
Herr Rossi, wie haben Sie die vergangenen Wochen erlebt?
Claudio Rossi: Die Vorbereitung auf die mögliche Pandemie Anfang März war sehr intensiv. Es musste ein Plan mit den ersten Präventionsmassnahmen erstellt und so schnell wie möglich umgesetzt werden. Hierzu hatte ich einige Sitzungen mit diversen Entscheidungsträgern. Ich bin sehr froh, dass alle Beteiligten im gleichen Boot sassen und in die gleiche Richtung ruderten – und dies auch weiterhin tun. In einer solchen Krise ist es unglaublich wichtig, dass Entscheidungen schnell und unkompliziert getroffen werden. Hier bin ich dem Gesamtgemeinderat sehr dankbar. Er hat mir die Entscheidungskompetenz übertragen und ist mir immer zur Seite gestanden, wenn ich Unterstützung benötigt habe.
Die Pandemie ist nun da. Ist Langenbruck darauf vorbereitet?
So weit läuft alles nach Plan. Auch bei Veränderungen können wir rasch reagieren.
Was heisst das?
Wir wissen ja nicht, was noch kommen kann in dieser Krise. Die Teams sind so aufgestellt, dass mit den bestehenden Kommunikationsmitteln wie Whatsapp, Skype oder telefonisch Veränderungen rasch besprochen und umgesetzt werden können. Ausserdem bin ich über eine 24-Stunden-Hotline immer erreichbar.
Eines dieser Teams ist das Pandemie-Team, das Sie leiten. Was ist dessen Aufgabe?
Das BAG, der Regierungsrat, der Kantonale Krisenstab, der Zivilschutz – sie alle legen Richtlinien fest. Diese Richtlinien breche ich zusammen mit dem Pandemie-Team auf unsere Gemeinde herunter. So habe ich vor rund zwei Wochen den Gemeindepräsidenten sowie den -verwalter kontaktiert und ihnen empfohlen, die Verwaltung und das Team per sofort ins Homeoffice zu schicken. Dies wurde gleich umgesetzt, was wiederum organisatorische Aufgaben mit sich zog. Das Pandemie-Team ist in Fachgruppen unterteilt. So kann fachbezogen diskutiert und entschieden werden. Meine Aufgabe ist es, zu gewährleisten, dass alles wie geplant läuft.
Wer gehört diesem Pandemie-Team an?
Der Gemeindeverwalter, die Finanzverwalterin, der Leiter des Werkhofs sowie dessen Mitarbeiter, die gesamte Schulleitung, die Präsidentin des Schulrats, ein weiteres Mitglied des Schulrats und der Feuerwehr-Kommandant.
Im März haben Sie einen Freiwilligendienst ins Leben gerufen. Wie viele Leute haben sich gemeldet?
Zurzeit habe ich 21 Helferinnen und Helfer auf der Liste. Das ist sehr schön und ich freue mich über dieses Signal der Solidarität.
Wie alt sind die Helfer?
Es sind Personen zwischen 14 und 50 Jahren. Der Freiwilligendienst muss auf hilfsbereite Menschen verzichten, die selbst zur Risikogruppe gehören.
Wie wurden die Bewohner auf den Freiwilligendienst aufmerksam gemacht?
Wir haben Flyer an alle Haushalte in unserer Gemeinde geschickt und die Information unter anderem auf der Gemeinde-Website, Facebook und in der Gemeinde-News-App publiziert.
Welche Dienste bieten die Helfenden an?
Hauptsächlich sind es Einkaufs- und Lieferdienste. Ich will aber keine Grenze setzen. So wurden die Freiwilligen vor zwei Wochen an der Entsorgungsstelle der Gemeinde eingesetzt. Denn die Person, die normalerweise die Entsorgungsstelle betreut, gehört der Risikogruppe an. Deswegen habe ich sie von dieser Tätigkeit entbunden. Ohne den Freiwilligendienst wäre eine Öffnung der Entsorgungsstelle gemäss den Sicherheitsbestimmungen des Bundes gar nicht möglich gewesen.
Wie reagieren die Bewohner auf diese Hilfe-Aktionen?
Äusserst positiv! Die Menschen, die Hilfe benötigen, zieren sich zwar am Anfang noch. Umso dankbarer sind sie aber, wenn wir ihnen helfen konnten. Auch dass die ehemalige Ersparniskasse Langenbruck uns eine Spende zugesprochen hat, zeigt doch, dass unsere Gemeinde zusammenhält in dieser Krise.
Wie hat sich das Dorfleben seit Corona verändert?
Das Leben in Langenbruck steht still. Normalerweise herrschte jetzt Hochbetrieb auf der Rodelbahn. Und der auf dem Schulhausplatz aufgestellte Pumptrack musste wegen der Sicherheitsbestimmungen des Bundesrats bezüglich Corona nach drei Tagen wieder abgebaut werden. Die Vereine mussten ihre Veranstaltungen verschieben oder gar absagen und die Restaurants sind geschlossen. Und weil auch die Versammlung der Einwohnergemeinde abgesagt werden musste, konnten die Kredite für mehrere Projekte nicht gesprochen werden. Und natürlich musste die Schule auf Homeoffice umstellen – eine Mammutaufgabe!
Kommen Sie selbst noch zur Ruhe?
Das mit dem Ruhefinden ist so eine Sache … Habe ich das Gefühl, dass etwas noch nicht richtig geplant ist oder eine Entscheidung getroffen werden muss, so bringt mich das um den Schlaf. Also stehe ich auf und erledige das – auch wenn es 2 Uhr in der Nacht ist. Danach finde ich die Ruhe wieder. Zum Glück bin ich grundsätzlich ein ausgeglichener Mensch, darum kann ich nun auf meine Energie-Reserven zurückgreifen.
Was erhoffen Sie sich von der Zukunft?
Ich hoffe, die Wirtschaft, die Politik und jede einzelne Person ziehen ihre Lehren aus der Krise – und behalten die positiven Erfahrungen bei.
Welche wären das bei Ihnen?
Mit Homeoffice und der Nutzung von Skype kann ich meine Reisetätigkeit spürbar reduzieren. Bedingt durch die aussergewöhnliche Situation erwartet auch niemand die persönliche Präsenz. Wird weiterhin vermehrt in der Wirtschaft auf Homeoffice gesetzt und auf das tägliche Pendeln verzichtet, so könnten sich einige Probleme in Luft auflösen oder sie könnten uns zumindest Zeit verschaffen, um Lösungen zu finden.