«Eine einmalige Absage können wir finanziell verkraften»
06.03.2020 Bezirk Sissach, TecknauNun muss der örtliche Turnverein auf die Haupteinnahmequelle in diesem Jahr verzichten. OK-Präsident Marc Grieder im Interview.
Severin Furter
Herr Grieder, wann haben Sie das erste Mal daran gedacht, dass Sie den Maskenball in diesem Jahr nicht ...
Nun muss der örtliche Turnverein auf die Haupteinnahmequelle in diesem Jahr verzichten. OK-Präsident Marc Grieder im Interview.
Severin Furter
Herr Grieder, wann haben Sie das erste Mal daran gedacht, dass Sie den Maskenball in diesem Jahr nicht durchführen können?
Marc Grieder: Eigentlich hatte ich diesen Gedanken erst, als der Bundesrat am vergangenen Freitag über das nationale Verbot für Veranstaltungen mit mehr als 1000 Personen informiert hatte. Vorher hätte ich nicht daran gedacht, dass wir unseren Maskenball aufgrund des Coronavirus nicht durchführen können.
Was geschah in der Folge?
Im ersten Moment habe ich noch nichts unternommen. Auch weil wir am Maskenball in den vergangenen Jahren deutlich weniger als 1000 Eintritte verkauft haben. Wir hätten in diesem Jahr rund 500 Besucher erwartet. Das erste Mal haben wir dann in der Turnstunde des Turnvereins vom Freitagabend diskutiert, wie wir mit der Mitteilung des Bundesrats umgehen wollen. Dabei haben wir intern beschlossen, dass wir den gleichen Beschluss fassen werden wie die Kollegen des Maskenballs Anwil. Am Samstag habe ich dann doch einmal beim Kanton angerufen und nach einer Bewilligung für Veranstaltungen unter 1000 Personen gefragt. Darauf wurde mir eigentlich eine Rückmeldung bis Montagmittag versprochen. Als wir dann noch nichts gehört haben, haben wir im OK selbst entschieden, den Maskenball nicht durchzuführen. Am Dienstag ist dann auch noch die Antwort des Kantons gekommen, der ebenfalls verboten hätte, die Veranstaltung durchzuführen.
Was waren für Sie am Ende die ausschlaggebenden Punkte für die Absage, noch bevor der Kanton die Veranstaltung sowieso verboten hat?
Einerseits erhielten die Anwiler vom Kanton eine Absage für ihren Maskenball, der am Montag stattgefunden hätte. Andererseits hatten wir auch Bedenken, dass zu viele Besucher kommen würden, wenn wir unseren Anlass durchführen, sonst aber wenige oder keine weiteren Fasnachtsveranstaltungen stattfinden. Wir wollten kein Risiko eingehen, dass am Ende mehr Security-Leute oder gar die Polizei aufgeboten werden müssen, um die Menschenmenge zu kontrollieren.
Welche Auswirkungen hatte der Entscheid für Sie als OK-Präsident und das gesamte Organisationsteam?
Ich hatte nach dem Entscheid die Aufgabe rund 15 Telefonate zu erledigen. Es galt allen Lieferanten und Dienstleistern abzusagen. Bestellungen für Esswaren und Getränke mussten storniert werden, genauso die Buchungen des Security-Teams, der Tanzmusik, der fünf Guggenmusiken, des DJs oder der Heizung, die wir für unser Barzelt benötigt hätten. Und am Ende mussten wir natürlich auch die eigenen Leute über die Absage informieren.
Welche Reaktionen haben Sie auf die Absage erhalten?
Die betroffenen Personen haben alle sehr verständnisvoll reagiert. Viele haben schon erwartet, dass die von uns getätigten Bestellungen und Buchungen storniert werden. Das Thema ist ja plötzlich überall sehr präsent geworden.
Was bedeutet die Absage des Maskenballs finanziell für den Verein?
Finanziell wird für die beiden organisierenden Vereine ein Verlust von etwa 1000 Franken stehenbleiben, dies anstelle des erwarteten Gewinns eines hohen einstelligen Tausenderbetrags. Den Verlust werden sich die Damenriege und der Turnverein je zur Hälfte teilen müssen. Die Auslagen haben wir allesamt bereits für Werbemassnahmen im Zusammenhang mit dem Maskenball getätigt.
Ansonsten rechnen Sie mit keinen Kosten, beispielsweise von Dienstleistern?
Nein, glücklicherweise erwarten wir keine weiteren Auslagen. Wir konnten von allen Verträgen zurücktreten. Dies nicht zuletzt, weil der Grund für die Absage des Maskenballs beispielsweise als «höhere Gewalt» eingestuft wurde und entsprechende Verträge rückgängig gemacht werden konnten.
Haben die Absage des Maskenballs und die fehlenden Einnahmen einen Einfluss auf das Programm des Turnvereins in diesem Jahr?
Der Gewinn aus dem Maskenball ist natürlich fest in unserem Budget eingeplant. Ein Verlust in der Turnverein-Rechnung des laufenden Jahres ist daher unumgänglich. Auch, weil der Maskenball in diesem Jahr neben der Banntags-Beiz die einzige Einnahmequelle gewesen wäre. Wir durften in den vergangenen Jahren aber immer wieder gute Veranstaltungen mit resultierendem Gewinn durchführen. Entsprechend können wir eine einmalige Absage des Maskenballs finanziell verkraften, jedes Jahr könnten wir aber schon nicht darauf verzichten.
Ist es denkbar, dass Sie den Maskenball in diesem Jahr noch nachholen?
Wir haben diese Option im Organisationskomitee nicht diskutiert. Ich persönlich hatte den Gedanken, ob wir anstelle des Maskenballs ein anderes Fest organisieren wollen. Wir werden im Verein sicherlich noch diskutieren, ob wir etwas in diese Richtung machen wollen oder nicht.
Ohne Organisation des Maskenballs haben Sie nun einen ruhigen Freitagabend vor sich. Was werden Sie heute Abend stattdessen tun?
Ich werde wie üblich die Turnstunde des Turnvereins besuchen. Arbeiten im Zusammenhang mit dem Maskenball stehen keine mehr an: Die Schilder mit der Maskenball-Werbung haben wir bereits am Montag wieder eingesammelt und mittlerweile auch bereits wieder verstaut.
Der Maskenball Tecknau
sf. Der Maskenball Tecknau ist im Veranstaltungskalender der hiesigen Fasnacht seit rund 30 Jahren ein fester Bestandteil. Eine Tanzmusik, ein DJ sowie Guggenmusiken sorgen dabei für Stimmung in der Tecknauer Turnhalle und in der Innen- und Aussenbar. In den vergangenen Jahren besuchten jeweils etwa 500 Personen den Anlass im Eital. Früher konnte der Maskenball einen deutlich höheren Besucheraufmarsch verzeichnen: «In den besten Zeiten war der Umsatz am Maskenball doppelt bis dreimal so hoch wie heute», sagt OK-Präsident Marc Grieder.
Zur Person
sf. Marc Grieder wohnt in Tecknau und leitet dort als Geschäftsführer die Hans Grieder AG. Der 31-Jährige ist OK-Präsident und Kassier des Maskenballs Tecknau. Das Amt des Finanzchefs übt er auch im Turnverein aus. Seit rund 20 Jahren ist er zudem als Faustballer aktiv.