Krisenstab hat zu spät informiert
13.02.2020 Baselbietrs. Der Schulbetrieb von dieser Woche war «unruhig wie das Wetter selbst», sagt Roger Leoni von der Schulleitung der Sekundarschule in Gelterkinden. Grund dafür war die Empfehlung des Kantonalen Krisenstabs. Dieser teilte in der Nacht auf Montag mit, dass der Schulbesuch der ...
rs. Der Schulbetrieb von dieser Woche war «unruhig wie das Wetter selbst», sagt Roger Leoni von der Schulleitung der Sekundarschule in Gelterkinden. Grund dafür war die Empfehlung des Kantonalen Krisenstabs. Dieser teilte in der Nacht auf Montag mit, dass der Schulbesuch der Kinder von Montag und Dienstag aufgrund des Sturms im Ermessen der Eltern liege. Leoni: «Die Lehrpersonen waren verunsichert, da sie nicht abschätzen konnten, welche Absenzen der Schüler nun gelten und welche nicht. Auch die Eltern der Schüler wussten nicht recht, ob sie ihr Kind nun in die Schule schicken sollten.» Schliesslich konnte in Gelterkinden der Unterricht – situativ angepasst – aber stattfinden.
Ganz anders sah es am Montag im Gymnasium Liestal aus. Dort fehlten gleich 730 der insgesamt 1150 Schüler. Grund dafür war das schnelle Reagieren des Rektors Thomas Rätz. Er verschickte die Mitteilung des Kantonalen Krisenstabs bereits in der Nacht auf Montag um 2.30 Uhr an die Schüler. Alle waren also informiert und die meisten entschieden, zu Hause zu bleiben. Das verärgerte Rätz: «Ich verstehe die Empfehlung des Krisenstabs, wenn es um Kindergärtler oder Primarschüler geht.» Aber zu viele Gymnasiasten seien dem Unterricht ferngeblieben, auch wenn ihr Schulweg zumutbar gewesen wäre. «Der Krisenstab hatte nicht an die erwachsenen Schüler gedacht.» Beat Lüthy, Leiter Amt für Volksschulen, ist überrascht, dass sich so viele Gymnasiasten gegen die Schule entschieden. «Bei den Berufsschulen konnten wir dieses Phänomen nicht beobachten», so Lüthi. Die Liestaler Gym-Lehrer, die am Montag vor leeren Pulten standen, schickten ihren Schülern via E-Mail Arbeitsaufträge. Gleichentags informierte Rätz die Schüler, dass der prüfungsrelevante Stoff am Dienstag weiterbehandelt würde, der Unterricht normal stattfinde und den Daheimgebliebenen Arbeitsaufträge geschickt würden, die sie noch am Dienstag zu erledigen hätten. So waren am nächsten Morgen etwas mehr als die Hälfte der Schüler wieder im Gymnasium.
Der Krisenstab übt Selbstkritik
Trotz des Durcheinanders verstehen Leoni und Rätz die Empfehlung des Krisenstabs. «Lieber ist man ein wenig zu vorsichtig. Zum Glück ist dann alles glimpflich verlaufen», sagt Rätz. Beide würden sich für ein nächstes Mal jedoch wünschen, dass die Kommunikation früher passieren würde.
Roman Häring, Leiter Informationsdienst des Kantonalen Krisenstabs, räumt auf Anfrage ein, dass der Zeitpunkt der Mitteilung zu spät gewesen sei. Welche weiteren Verbesserungen man aus den Erfahrungen veranlassen will, werde sich in einem Debriefing mit allen Parteien zeigen. Aber hinter der Empfehlung, dass es im Ermessen der Eltern liege, ob ihre Kinder zur Schule gehen, steht der Stab nach wie vor. «Die Eltern sind die Einzigen, welche die jeweilige Situation wie die lokale Sturmauswirkung oder die Schulweg-Gegebenheiten abschätzen konnten. Eine Alternative wäre gewesen, sämtliche Schulen zu schliessen. Doch aufgrund der Wetterprognosen wäre dies nicht verhältnismässig gewesen», erklärt Häring.