Es geht um mehr als nur um Holz
25.02.2020 Bezirk Sissach, Oltingen, WirtschaftEin Besuch an der alljährlichen Holzgant
rs. Vergangenen Samstag, kurz nach 13 Uhr auf dem Oltinger Schulhausplatz: Der Gemeindepräsident und Gantmeister Stefan Eschbach steigt auf den Brückenwagen und begrüsst die Anwesenden zur alljährlichen Holzgant. Rund zwanzig ...
Ein Besuch an der alljährlichen Holzgant
rs. Vergangenen Samstag, kurz nach 13 Uhr auf dem Oltinger Schulhausplatz: Der Gemeindepräsident und Gantmeister Stefan Eschbach steigt auf den Brückenwagen und begrüsst die Anwesenden zur alljährlichen Holzgant. Rund zwanzig Leute vernehmen die Gantbedingungen: Insgesamt 92 Ster Buchenholz liegen im Wald bereit. Das Mindestgebot pro Ster liegt bei 90 Franken. Wer am meisten Holz und wer die drei teuersten Ster kauft, erhält am Schluss je einen gratis. Zahlungskonditionen: 30 Tage netto. Die Männer nicken und nehmen auf dem Brückenwagen Platz. Als einzige Frau mit dabei ist Gemeindeschreiberin Elvire Hürlimann. Frauen seien heutzutage an der Gant zwar willkommen, meist bleibe es aber ein Anlass unter Männern, heisst es. «Man gewöhnt sich daran», sagt Hürlimann und lacht. Die Fahrt in Richtung Wald geht los.
«Fahr mehr links, gopferdori!», ruft einer, der auf dem rechten Rand des Anhängers sitzt und wegen eines Astes die Beine einziehen muss. Der Fahrer lacht. Als man eine kleine Wandergruppe überholt, wird einander zugewunken. Man kennt sich.
Nach der viertelstündigen Fahrt ist die erste Waldstelle mit dem bereitgestellten Holz erreicht. Jeder Ster wurde zu einem «Holzrugeli» zusammengebunden. Verantwortlich dafür waren der Landwirt Simon Pfaff und der Pensionär Christian Rickenbacher, die ebenfalls anwesend sind. Vor acht Tagen haben sie mit der Arbeit begonnen. «Wir schafften etwa vier Ster in der Stunde», erinnert sich Rickenbacher.
Die Gesellschaft steigt vom Wagen. Sogleich werden Stumpen und Zigaretten angezündet. Die Gant beginnt. Stefan Eschbach zeigt mit dem Gantstock auf den ersten Ster und sogleich kommen die Angebote: 95, 96 und 100 Franken. «Hundert Franken zum Ersten, zum Zweiten und zum Dritten», ruft Eschbach in die Runde und – als Kaufbestätigung – schlägt er mit dem Holzstock auf den Ster. Konzentriert protokollieren Elvire Hürlimann und Hans Lüthi, Kassier der Oltinger Bürgergemeinde, die Käufe. Dies ist nicht nur für die Schlussabrechnung wichtig, sondern hilft auch während der Versteigerung. Denn das Gantfieber macht sich bemerkbar: «Wie viel Ster habe ich gerade gekauft?», oder «Wie viel habe ich geboten?», fragen die Käufer zwischendurch nach. Man lacht.
Ein Ster für 97 Franken
Nicht alle Anwesenden brauchen Holz. Sie kommen aber, «weil sich das so gehört». Ersteigert einer dann doch etwas, heisst es: «Wie soll ich das nur meiner Frau erklären?» Ein Spruch, der an diesem Nachmittag oft zitiert wird.
Andere wiederum sind gekommen, weil sie den Preis in die Höhe treiben wollen. Die Absichten dabei sind gut. «Die Holzgant ist oft ein Nullsummenspiel, das die Macherkosten knapp deckt», erklärt Stefan Eschbach. Kurz vor halb drei ist das gesamte Holz vergantet. Ab geht es in die Oltinger Mergelgrube für die Verpflegung.
Während man sich nun mit Bier und Wein zuprostet und eine Cervelat isst, heisst es für Hürlimann und Lüthi rechnen. Später verkünden sie, dass die Stere für durchschnittlich 97 Franken verkauft wurden. Mit diesem Schnitt ist man zufrieden. Den beiden Gewinnern der Gratis-Stere wird kräftig applaudiert. Um halb sechs geht es auf dem Brückenwagen zurück ins Dorf. Auf der Fahrt reicht man sich eine Flasche Merlot. Man ist zufrieden.