Ein Leben für die Sprache
25.02.2020 Bezirk Liestal, KulturGedenkveranstaltung für Markus Ramseier
Er war ein Ausnahmetalent: Der Prattler Markus Ramseier. An einer Gedenkveranstaltung im Dichtermuseum riefen sich Familie, Freunde und Weggefährten das Wirken des im vergangenen Sommer verstorbenen Sprachliebhabers in ...
Gedenkveranstaltung für Markus Ramseier
Er war ein Ausnahmetalent: Der Prattler Markus Ramseier. An einer Gedenkveranstaltung im Dichtermuseum riefen sich Familie, Freunde und Weggefährten das Wirken des im vergangenen Sommer verstorbenen Sprachliebhabers in Erinnerung.
Barbara Saladin
Markus Ramseier war ein Mensch mit unglaublich vielen Facetten und Interessen. Das Dichter- und Stadtmuseum Liestal (DiStL) platzte am Samstagnachmittag aus allen Nähten, als sich Familie, Freunde, Kollegen und Weggefährten des Verstorbenen versammelten, um Auszüge aus seinem vielfältigen Schaffen zu hören und sich den Menschen hinter seinen Worten in Erinnerung zu rufen.
Annelies Häcki Buhofer, Linguistin und Emerita der Uni Basel, moderierte die Veranstaltung, an der zehn verschiedene Wegbegleiter sprachen. Den Anfang machte Literaturredaktor Michael Luisier, der aus dem 2013 erschienenen Roman «Vogelheu» las.
Gefolgt wurde er von der emeritierten Professorin Rosmarie Zeller, welche die drei Romane Ramseiers kurz besprach. Sie betonte seinen eigenen Stil und die Fantasie, die auch den Leser wegzutragen vermag. Der Germanist und Schriftsteller Andreas Neeser wiederum redete zu den Kurzgeschichten, die «kompromisslos auf Reduktion angelegt» seien. «Die Schweizer Literatur hat einen Hochbegabten verloren», sagte er.
«Jede Name het e Gschicht»
Auch Slam-Poetin Daniela Dill, die während Markus Ramseiers Zeit als Leiter des Dichter- und Stadtmuseum Liestal (2008 bis 2011) mit ihm zusammenarbeitete, widmete sich dreier Kurzgeschichten. Ramseiers Nachfolger am DiStL, Stefan Hess, erwähnte die in Ramseiers Zeit realisierten Ausstellungen, dessen Visionen und hohe Massstäbe und betonte, dass das Museum noch heute von seiner Arbeit profitiere. Emeritus Heinrich Löffler und Emeritus Harald Burger beleuchteten die Assistenzzeit und beginnende Unikarriere Ramseiers sowie dessen Dissertation über Mundart und Standardsprache im Radio der deutschsprachigen und rätoromanischen Schweiz, deren gekürzte Fassung 600 (!) Seiten umfasste.
Namensforscherin Rebekka Schifferle erinnerte sich an die gemeinsame Zeit in der Flurnamenforschung. Die Leitung der Forschungsstelle hatte Ramseier während 30 Jahren inne, bis zum Abschluss der Arbeit mit dem siebenbändigen Baselbieter Namenbuch 2017. «Jede Name het e Gschicht», habe Ramseier, der sich in der Baselbieter Namenslandschaft auskannte wie kein anderer, stets betont.
Ein weiterer Aspekt aus seiner genialen Sprachkunst war der Schnitzelbank. Neben der Prattler Fasnacht war Ramseier als «Stächpalme» während 15 Jahren auch an der Basler Fasnacht aktiv, wusste mit seinen Bänken zu begeistern und schaffte den Spagat zwischen Dorf und Stadt, ohne sich zu verbiegen, wie der Fasnächtler Walter Löliger sagte. Den Schluss der für viele seiner Freunde und Bekannten bewegenden Veranstaltung machte Markus Gasser, Literaturredaktor bei Radio SRF.
Er las eine Mundartkolumne aus dem eine Woche nach Ramseiers Tod erschienenen Band «Ärbslizeller» und erwähnte, dass der Autor bis am Schluss nicht recht gewusst habe, wie er zur Mundartliteratur stehen solle. Die Dialektkolumnen seien für ihn eine Art Kompromiss gewesen, denn sonst schrieb Ramseier in Standardsprache. Nirgends habe er sich so frei gefühlt wie beim literarischen Schreiben, sagte Gasser über seinen langjährigen Freund.
Grosses Glück fürs Baselbiet
Am Ende kam Markus Ramseier selbst noch zu Wort: ab Konserve. Dies unterstrich das Gefühl, wie präsent er an jenem Nachmittag im DiStL war. Sein Schlusszitat: «Es ist für mich einfacher zu schreiben als nicht zu schreiben.»
Markus Ramseier war ein ebenso vielseitiger wie herzensguter Mensch, und er hatte noch viele Ideen und Projekte. Auch wenn er viel zu früh verstorben ist, wird das, was er mit seiner starken Sprache geschaffen hat, weiter bestehen und noch viele Menschen bereichern, berühren und inspirieren. Das ist ein grosses Glück fürs Baselbiet.