Das «Stedtli» soll wieder glänzen
18.02.2020 Bezirk Waldenburg, WaldenburgDer Prozess zur Nutzungsstrategie ist angelaufen
Der Bezirkshauptort Waldenburg kämpft seit längerer Zeit für ein besseres Image. Mit Ideen aus der Bevölkerung hofft der Gemeinderat, das «Stedtli» neu ausrichten zu können.
Elmar Gächter
«Es ist uns ...
Der Prozess zur Nutzungsstrategie ist angelaufen
Der Bezirkshauptort Waldenburg kämpft seit längerer Zeit für ein besseres Image. Mit Ideen aus der Bevölkerung hofft der Gemeinderat, das «Stedtli» neu ausrichten zu können.
Elmar Gächter
«Es ist uns wirtschaftlich sicher schon besser gegangen und die goldenen Zeiten mit florierenden Läden sind leider vorbei», so Waldenburgs Gemeindepräsidentin Andrea Kaufmann kürzlich in der «Carte blanche» hier in der «Volksstimme» zur heutigen Situation ihres «Stedtlis». Gemeint hat sie damit nicht zuletzt die rückläufigen Einwohnerzahlen und die abnehmenden Steuererträge. Dies soll sich ändern. Der Bezirkshauptort soll wieder attraktiver werden, vor allem auch für junge Familien.
Eine Stadtanalyse von Espace Suisse, dem Verband für Raumplanung, und den Architektur-Studenten der Fachhochschule Nordwestschweiz ortet Entwicklungspotenzial vor allem in den Bereichen Einkauf, Gastronomie, Tourismus, Wohnen sowie öffentlichem Raum und Verkehr. Als «Juwel» wird dabei die historische Altstadt Waldenburgs bezeichnet und als eigentlicher Schlüssel zu deren Aufwertung die Investition ins Wohnen hervorgehoben.
Für den Gemeinderat war Handeln angesagt. 50 000 Franken hat er sich von der Gemeindeversammlung im vergangenen November bewilligen lassen, um eine Nutzungsstrategie zu entwickeln. Unter der fachlichen Leitung der Espace Suisse und mit dem aktiven Einbezug der Bevölkerung sollen bis Ende dieses Jahres konkrete Vorschläge vorliegen, wie sich Waldenburg weiterentwickeln und wieder glänzen könne, so die Gemeindepräsidentin. Drei Arbeitsgruppen nehmen sich der genannten Bereiche an, eine Strategiegruppe steuert diese Arbeiten und gibt auf Ende des Jahres Empfehlungen an den Gemeinderat ab.
Jede der drei Arbeitsgruppen umfasst je 8 oder 9 Personen. Probleme, genügend Interessierte dafür zu finden, hat es laut Kaufmann nicht gegeben. Rund die Hälfte der Teilnehmenden stellt der Verein «Waldenburg belebt». Dieser ist 2019 vor allem gegründet worden, um das «Stedtli» mit kurz- aber auch längerfristigen Massnahmen zu beleben und somit auch die Attraktivität des historischen «Stedtlis» als Wohnort zu fördern. «Selbstverständlich bin ich froh, dass sie mitmachen. Ich hätte mir einfach eine noch grössere Durchmischung der Einwohnerschaft gewünscht oder auch die Mitarbeit von mehr Vereinen. Denn je breiter die Vorschläge abgestützt sind, um so tragfähiger sind sie schlussendlich bei der Bevölkerung», ist Andrea Kaufmann überzeugt.
Vorgaben an die Arbeitsgruppen hat der Gemeinderat keine gemacht. Man dürfe offen denken und Ideen sammeln, aber auch nicht enttäuscht sein, wenn es heisse, dieser oder jener Vorschlag sei beispielsweise aus Kostengründen nicht umsetzbar, so Kaufmann.
Tag der offenen Häuser
Dies sieht Claudia Tschudin, Initiantin des Vereins «Waldenburg belebt» und Mitglied in einer der Arbeitsgruppen, ein wenig anders. «Schon manche gute Idee ist frühzeitig gestorben, weil man der Geldfrage viel zu schnell eine zu grosse Bedeutung beigemessen hat», ist sie überzeugt. Dennoch ist sie nach der ersten Arbeitsgruppensitzung optimistisch, dass hier etwas Konstruktives am Entstehen ist. Der Verein möchte im Übrigen gleich eine Idee, die er bereits früher geäussert hat, in die Tat umsetzen: Am 20. Juni ist ein Tag der offenen Häuser geplant. Dabei soll die Bevölkerung einen Blick in die leerstehenden Häuser und Wohnungen privater Liegenschaftsbesitzer werfen und sich von der Wohnqualität in der Altstadt gleich selber ein Bild machen können.
Andrea Kaufmann ist es wichtig zu betonen, dass in Waldenburg auch kulturell Wichtiges läuft. «Was unsere engagierten Künstler heuer auf die Beine stellen, ist für unser ‹Stedtli› eine eigentliche Sensation und ein richtiges Aushängeschild.» Sie spricht das Projekt «Ville des Arts» an, das am 6. Juni starten wird (siehe Kasten). Die Gemeindepräsidentin hofft, dass auch von der Nutzungsstrategie und den daraus entstehenden Projekten ähnliche Signale ausgehen, die den Bezirkshauptort glänzen lassen.
Kunstbiennale «Ville des Arts» ab Juni
emg. Die in Waldenburg ansässigen Künstler Renato Wellenzohn und Pt Whitfield haben sich zusammen mit Sibylla Dreiszigacker zum Ziel gesetzt, das «Stedtli» Waldenburg zu beleben. Innert kurzer Zeit konnten sie mehr als 35 Künstlerinnen und Künstler für ihr Projekt gewinnen. Darunter befinden sich namhafte wie die Schriftstellerin und Objektkünstlerin Erica Pedretti, deren Kubus bereits vor der Gemeindeverwaltung zu bewundern ist. Vom Juni bis Oktober 2020 sind vom Bahnhof Waldenburg durch das «Stedtli» bis zum alten Feuerwehrmagazin Kunstobjekte aufgestellt, hängen Installationen in den engen Gassen und sind Plätze mit Skulpturen bespielt. Die Kunstwerke können gekauft werden. Vernissage ist am 6. Juni, ab 7. Juni bis 30. Oktober finden monatliche Führungen statt, bevor die «Ville des Arts» – Kunstbiennale in Waldenburg mit der Finissage am 31. Oktober endet.