«Baum fällt» mit drei Tonnen
20.02.2020 Baselbiet, LandwirtschaftSicherheitsholzschlag entlang der Strassen
Vielerorts wird aus Sicherheitsgründen Holz geschlagen. Ziel ist es einerseits, den Verkehr und Infrastrukturen vor herunterfallenden Ästen oder kippenden Bäumen zu schützen, andererseits ist jetzt noch eine gute Holzqualität für den Verkauf ...
Sicherheitsholzschlag entlang der Strassen
Vielerorts wird aus Sicherheitsgründen Holz geschlagen. Ziel ist es einerseits, den Verkehr und Infrastrukturen vor herunterfallenden Ästen oder kippenden Bäumen zu schützen, andererseits ist jetzt noch eine gute Holzqualität für den Verkauf gewährleistet.
Brigitt Buser
Was wie eine brutale Waldrodung entlang der Strassen aussieht und dazu verleiten könnte, beim Revierförster mal kräftig zu reklamieren, wird derzeit nur für die Verbesserung der Verkehrssicherheit durchgeführt: Vielerorts im Kanton werden Sicherheitsholzschläge durchgeführt. Dabei werden vor allem in Strassennähe Bäume entfernt. «Dazu gehören primär Esche und Buche», erklärt Pascal Lützelschwab, Revierförster des Zweckverbandes Forstrevier Sissach, dem neben Sissach die umliegenden Gemeinden angehören. Noch bis Ende März werden Holzerntearbeiten ausgeführt.
Kurz nach dem Fällen und Entasten werden die Stämme in unterschiedliche Sortimente und Qualitäten sortiert und verkauft. Wird es ab März wärmer, beginnt die Vegetationsperiode. Das Holz dann gefällter Bäume verfärbt sich, was zu einer Holzentwertung und somit zu einer Preisminderung beim Verkauf führt.
Eschen und Buchen leiden
Die Eschen leiden unter dem «Eschensterben», eine aus Ostasien stammende Pilzkrankheit, die seit 2014 schweizweit verbreitet ist. Eine biologische Gegenmassnahme gibt es bis anhin nicht. Die Esche ist bei uns nach der Buche die zweitwichtigste Laubbaumart und aus ökologischer wie auch wirtschaftlicher Sicht kaum zu ersetzen.
Den Fichten und Buchen machen extrem heisse Sommer zu schaffen. Kommt ein solcher nur gelegentlich vor, so reicht es aus, wenn die Bäume zu ihrem Schutz die Blätter abwerfen. Folgen mehrere trockene Sommer hintereinander, so können sich die Bäume von der physiologischen Störung nicht erholen.
Die Folge sind zunehmend absterbende Äste bis zu ganzen abgestorbenen Bäumen. Brechen sie ab oder stürzen um, ist dies an Strassen gefährlich. Daher ist es zwingend, geschädigte oder bereits abgestorbene Bäume auf einem Streifen entlang der Strasse zu entfernen, der so breit ist, wie ein Baum lang. Nur so ist gewährleistet, dass fallende Bäume nicht zur Gefahr für Verkehrsteilnehmer werden. An Hängen können diese zudem noch in Richtung Fahrbahn rutschen. Bei einer Buche von 50 Zentimetern Stammdurchmesser in Bodennähe und einer Höhe von 30 Metern krachen so gut und gerne 3 Tonnen Holz auf die Strasse.
Der Arbeitsort der Forstleute wird während des gesamten Einsatzes gesperrt. Die Strassensperrungen stossen gelegentlich auf Unverständnis.
«Beim Holzschlag wird stark darauf geachtet, dass nur absterbende oder bereits abgestorbene Bäume entfernt werden», so Lützelschwab. «Natürlich sieht dies bei grossen Schäden erschreckend aus. Dadurch erhält aber der meist schon vorhandene Jungwald neben Platz auch Licht für ein besseres Wachstum.»
Regelmässige Kontrollen
Zuständig für die Sicherheit im Wald ist der Werkeigentümer, also haftet dieser auch, wenn ein Spaziergänger durch einen herabfallenden dürren Ast verletzt wird. Als Werk gilt jedoch nicht der Wald, sondern die Infrastruktur im Wald, also zum Beispiel Strassen oder Rastplätze. Ist das Werk Eigentum der Gemeinde, so ist diese für die Sicherheit zuständig.
«Momentan sind zwar viele Trockenschäden ersichtlich und wir wissen auch, wo diese in geballter Form vorkommen. Jedoch ist es noch nicht so prekär, dass man überall im Revier Sofortmassnahmen ergreifen müsste. Wir führen aber regelmässige Kontrollen durch», erklärt der Revierförster. Daher ist es für das Forstrevier Sissach momentan noch problemlos möglich, sich den regulären Holzereiarbeiten zu widmen. Und ist man gerade in der Nähe einer möglichen Problemzone, so wird diese im Rahmen der normalen Holzerei bereinigt. «Natürlich können wir nicht bei ersten Anzeichen von Trockenschäden vorbeugend Bäume entlang von Infrastrukturen abholzen. Dies wäre nicht im Sinne des Waldes», gibt Lützelschwab zu bedenken. Daher werden oft nur die Bäume gefällt, die dürr sind oder im folgenden Sommer sicher absterben.
Bei den Schäden durch die Stürme der vergangenen Wochen handelt es sich um Streu- oder punktuelle Schäden. Bei der Bewirtschaftung von rund 1000 Hektaren Gemeindewald kommt dabei dennoch eine beachtliche Menge an Holz zusammen. In wenigen Wochen zieht der Frühling ins Land und bald schon werden grünes Laub und austreibende Pflanzen den Holzschlag weitgehend kaschieren. Dann wird es für den Revierförster, die drei Forstwarte und drei Lehrlinge Zeit, sich um die Jungwaldpflege zu kümmern.