Von Arx heisst nun Emerson
17.01.2020 Bezirk Sissach, Wirtschaft, SissachNeuer Schriftzug an der traditionsreichen Maschinenfabrik
Die einstige Maschinenfabrik Von Arx produziert neu unter dem Namen Emerson Professional Tools AG, Sissach. Die Produktepalette ist mit dem Verkauf der Marke Von Arx zwar kleiner geworden, die Auslastung aber bleibt ...
Neuer Schriftzug an der traditionsreichen Maschinenfabrik
Die einstige Maschinenfabrik Von Arx produziert neu unter dem Namen Emerson Professional Tools AG, Sissach. Die Produktepalette ist mit dem Verkauf der Marke Von Arx zwar kleiner geworden, die Auslastung aber bleibt hoch.
David Thommen
«Von Arx AG bekommt einen neuen Namen», titelte die «Volksstimme» im vergangenen Mai. Wie der Name für die traditionsreiche Firma künftig lauten würde, blieb damals noch offen. Mittlerweile herrscht Klarheit, wie sich an den Fassadenschildern der Fabrik an der Gelterkinderstrasse unschwer ablesen lässt: Die ehemalige Von Arx AG heisst neu Emerson, genauer «Emerson Professional Tools AG, Sissach».
Das Sissacher Unternehmen hat damit den Namen des amerikanischen Konzerns angenommen, zu dem es seit 2002 gehört. Die Emerson Electric Company ist ein multinationaler Mischkonzern mit Sitz in St. Louis im US-Bundesstaat Missouri, zu dem eine fast unüberblickbar grosse Zahl an Firmen in 150 Ländern gehört. Im Jahr 2017 wurden weltweit total 76 500 Angestellte beschäftigt.Traditionell stark ist Emerson vor allem in der Herstellung von Klima- und Kälteanlagen; neben vielen weiteren Bereichen unterhält der Konzern aber auch eine Werzkeugsparte.
Emerson in Sissach ist seit einer Umstrukturierung «Emerson Professional Tools Europe» mit Hauptsitz in Remscheid in Deutschland zugeordnet. Zuvor, noch als Von Arx, rapportierten die Sissacher direkt in die USA. Unverändert bleibt, dass die Aktienmehrheit der Sissacher Firma bei der amerikanischen Werkzeugmarke Ridgid liegt, die zum selben Konzern gehört. Standortverantwortlicher der Sissacher Emerson ist Stefan Rüdisühli, der bereits zuvor bei Von Arx in leitender Funktion tätig war. «Bald werden noch grosse Leuchtbuchstaben auf dem Dach des Firmengebäudes montiert», sagt er.
Danach sei der langwierige Prozess der Umfirmierung auch äusserlich langsam abgeschlossen. Den Standort Sissach, wo Emerson einer der grössten Arbeitgeber ist, sieht er auf absehbare Zeit hinaus als gesichert an. Die Fabrik habe konzernintern ein gutes «Standing», da die Qualität der Produkte hoch sei und die Entwicklungsabteilung gute Arbeit leiste: «Wir sind mehr als nur ein Zulieferbetrieb.»
Hauptsächlich Presswerkzeuge
Notwendig wurde die Umbenennung der 1941 gegründeten Firma, weil im Vorjahr der Bereich Flächenbearbeitungsmaschinen und Druckluftwerkzeuge (Nadelpistolen) mitsamt dem untrennbar mit diesen Produkten verbundenen Markennamen Von Arx an eine schwedische Firma verkauft worden war. Die Schweden stellen die Von-Arx-Produkte künftig in einer Fabrik in Bulgarien her. Die Werkzeugmaschinen, die zur Herstellung benötigt werden, haben den Umzug grösstenteils schon hinter sich. Bereits weilten auch Angestellte aus Sissach in Bulgarien, um die dortigen Arbeiter zu instruieren.
Bei der neuen Emerson AG konzentriert man sich ab jetzt auf die Herstellung von akkubetriebenen hydraulischen Presswerkzeugen vornehmlich für den Sanitärbereich. Wo früher Leitungen verschraubt wurden, werden diese heute mit den bohrmaschinengrossen Geräten aus Sissach verpresst. Die Nachfrage nach den Maschinen übersteige die derzeitige Produktionskapazität deutlich, sagt Rüdisühli. Arbeit gebe es mehr als genug. Daher sei mit der Aufgabe der Herstellung der Von-Arx-Produkte auch kein Arbeitsplatzabbau verbunden. Dieser Bereich habe seit Jahren ohnehin nur noch eine untergeordnete Rolle gespielt. Nach wie vor sind es rund 90 Angestellte, die an der Gelterkinderstrasse im Lohn stehen – bei diesem Bestand werde es auf absehbare Zeit hinaus wohl auch bleiben.
Abnehmer der fixfertig montierten Presswerkzeuge – jährlich mehr als 30 000 – sind drei sogenannte Systemanbieter in der Schweiz, Deutschland und den USA, welche die Werkzeuge unter ihrem eigenen Namen vertreiben. Die Sissacher Emerson AG tritt als «Brand» auf dem Verbrauchermarkt nicht in Erscheinung.
Weil die Systemanbieter, darunter die Mehrheitsaktionärin und gleichzeitig Grosskundin Ridgid, weiter wachsen wollen, muss die Kapazität in Sissach gesteigert werden, was allerdings nicht ohne Weiteres zu bewerkstelligen sei, wie Stefan Rüdisühli erklärt. Wie fast alle Maschinenhersteller hierzulande klagt auch Emerson über einen erheblichen Mangel an Fachkräften. Gut qualifizierte Polymechaniker seien so gut wie gar nicht mehr zu bekommen. Auch deshalb müsse das Heil in der Automation gesucht werden.
Erster Roboter
Hier wurden soeben erste grössere Schritte gemacht: Eine moderne Drehmaschine, mit der eines der Kernelemente der Presswerkzeuge hergestellt wird, wurde mit einem Roboterarm ausgestattet, welcher der Maschine alle 20 Minuten das fertig bearbeitete Werkstück entnimmt und sie mit einem neuen Rohling bestückt. Dank dieses Roboters kann die Produktion während 72 Stunden ohne Aufsicht oder Eingriff der Angestellten laufen. Erst danach muss manuell wieder für Material-Nachschub gesorgt werden. Es sind somit in der ehemaligen Fabrikhalle von Firmengründer und Erfinder Paul von Arx (1913–1998) erstmals sogenannte Geisterschichten möglich. Die Produktion der Werkstücke läuft auch während der Nacht oder über das Wochenende autonom weiter.
Während man damit beim Drehen auf dem aktuellen Stand der Technik sei, hinke man beim Fräsen noch hinterher, sagt Rüdisühli. Um eine Produktivitätssteigerung komme man auch hier nicht herum. Es müsse also in die Automation investiert werden, ansonsten lohne sich die Herstellung von Presswerkzeugen auf dem teuren Werkplatz Schweiz bald nicht mehr. Dem Heer von Controllern in der Zentrale eines internationalen Grosskonzerns würde ein Mangel an Rentabilität vermutlich nicht allzu lange verborgen bleiben.