Schlachthaus wird zum Info-Hotspot
31.01.2020 Baselbiet, Kultur, Bezirk Liestal, ZiefenDie «Alti School» erwacht aus dem Dornröschenschlaf
Der «Verein für Heimatpflege Ziefen» rettet das einmalige historische Objekt aus dem 18. Jahrhundert in die Zukunft. Die frühere Metzgerei, die «Alti School», soll zum Informationshotspot mit offener Bibliothek ...
Die «Alti School» erwacht aus dem Dornröschenschlaf
Der «Verein für Heimatpflege Ziefen» rettet das einmalige historische Objekt aus dem 18. Jahrhundert in die Zukunft. Die frühere Metzgerei, die «Alti School», soll zum Informationshotspot mit offener Bibliothek werden.
Elmar Gächter
Eigentlich erstaunlich, dass man davon bis vor wenigen Jahren kaum näher Notiz genommen hat. Dabei handelt es sich um ein Gebäude, das eines der letzten seiner Art in der ganzen Region Nordwestschweiz darstellt. Die Rede ist vom Schlachthaus Ziefen im Zentrum des ehemaligen Posamenterdorfes.
1752 ist es von Hans Waldner, mit Dorfnamen «s’Metzgerhanse», erstellt worden und diente bis zum Bau des heute noch betriebenen Nachbargebäudes als Schlachtraum für grössere Tiere. Seither fristet die «Alti School» – ein Wort von Schol, schâle (Waagschale, Fleischbank) hergeleitet – ein eher kümmerliches Dasein als Lagerraum. Doch diese Tage sind passé.
Dass sich der «Verein für Heimatpflege» für den Erhalt von historischen Kleinbauten einsetzt, ist nicht neu. Unter seiner Regie sind bereits vor mehr als 35 Jahren die beiden letzten «Buuchhüsli» des Kantons Baselland renoviert worden, das eine als Backhüsli in Betrieb, das andere als Erlebnisraum, wo wie früher wieder gewaschen wird. Wie diese Zeugen aus längst vergangenen Zeiten liegt auch die «Alti School» zwischen Kantonsstrasse und Bach, aufgereiht wie an einer Perlenkette. Und so kam im Verein vor rund drei Jahren die Idee auf, auch dieses Objekt in ein Kleinod zu überführen.
Langjähriger Mietvertrag
«Wir hatten das Glück, dass wir mit dem jetzigen Besitzer einen Mietvertrag auf 20 Jahre abschliessen konnten», sagt Paul Spiess, Co-Präsident des Vereins und Mitglied der sechsköpfigen Arbeitsgruppe. Diese hat unter der Leitung von Architekt Markus Schwob ein Projekt ausgearbeitet, das die «Alti School» dem neuen Zweck als Informationshotspot mit offener Bibliothek zuführen soll.
«Zur Diskussion standen anfangs auch Ideen wie ein Begegnungszentrum oder ein Kleinladen, bis zu jenem Tag, als wir bei Räumungsarbeiten eine grössere Steinplatte mit einem Metallring freilegten», so Spiess. Ganz zufällig stiess er bei Recherchen auf ein Bild aus der Kirche Santa Maria di Castello Misox, das 1470 die Tötung einer Kuh dokumentiert, bei dem ihr mit Halteseil durch den Ring der Kopf auf den Boden gezogen und so die Tötung vorbereitet wird. So ähnlich müsse auch hier in Ziefen geschlachtet worden sein, was das Gebäude auch aus historischer Sicht besonders interessant mache. «Wir wollen diese Baute jedoch nicht als Einzelobjekt ins Licht stellen, sondern im Kontext mit den beiden Buuchhüsli und anderen Gebäuden. Denn so etwas gibt es wohl nur hier in Ziefen», hebt Spiess hervor.
Das Projekt sieht vor, die «Alti School» mit einem neuen Dach mit Biberschwanzziegeln zu versehen, sie aussen sonst unverändert zu lassen. Der Innenraum wird umfassend saniert und mit Informationstafeln ausgestattet, die vor allem das heute noch gepflegte Brauchtum von Ziefen zeigen und beschreiben. Diese Informationen können mit QR-Codes auch auf Handys oder Tablets abgerufen werden.
Der vier auf sechs Meter kleine Raum erhält zudem Platz für einen offenen Bücherschrank, wo Bücher zum Tausch oder zum Mitnehmen angeboten werden. Die «Alti School» soll während des Tages grundsätzlich für Besucherinnen und Besucher geöffnet sein.
Gemeinde finanziert mit
Der «Verein für Heimatpflege» rechnet mit Kosten von rund 150 000 Franken. Er kann sich dabei auf die finanzielle Unterstützung diverser Organisationen wie Swisslos-Fonds oder Pro Patria, aber auch jene der Einwohnergemeinde sowie der Bürgergemeinde von Ziefen stützen. «Unser Herz hat schon höhergeschlagen, als wir am 11. Januar die letzte Zusage erhalten haben, die es erlaubt, unser Projekt zusammen mit unseren Eigenleistungen zu realisieren», äussert ein sichtlich erfreuter Co-Präsident.
Das letzte Wort hat die Generalversammlung des Vereins im kommenden März, bevor im April mit den drei bis vier Monate dauernden Umbauarbeiten begonnen werden kann. Paul Spiess ist zuversichtlich, dass sich dabei die Mitglieder die Chance, einmal mehr etwas Wertvolles für Ziefen zu leisten, nicht entgehen lassen werden.