Notfalls steigt er erneut in die Hosen
07.01.2020 Gemeinden, Läufelfingen, Porträt, PolitikDieter Forter hat Gemeindepräsidium an Sabine Bucher übergeben
Fast 12 Jahre lang, vom 1. Juli 2008 bis zum 31. Dezember 2019, hat Dieter Forter in Läufelfingen das Amt des Gemeindepräsidenten ausgeübt. Nun hat er das Amt seiner Nachfolgerin Sabine Bucher übergeben und hat Zeit, sich ...
Dieter Forter hat Gemeindepräsidium an Sabine Bucher übergeben
Fast 12 Jahre lang, vom 1. Juli 2008 bis zum 31. Dezember 2019, hat Dieter Forter in Läufelfingen das Amt des Gemeindepräsidenten ausgeübt. Nun hat er das Amt seiner Nachfolgerin Sabine Bucher übergeben und hat Zeit, sich ein paar Gedanken über die verflossene Amtszeit zu machen.
Otto Graf
Wer an Läufelfingen denkt, denkt im gleichen Atemzug auch an das «Läufelfingerli», wie die Bewohner der Talschaft ihren Zug nennen, der Sissach via Hauenstein-Scheiteltunnel mit Olten verbindet. Auch im Leben von Dieter Forter nimmt die S9 einen hohen Stellenwert ein. Auf den 1. Januar 2020 hat er das Amt des Gemeindepräsidenten seiner Nachfolgerin Sabine Bucher übergeben und hat nun die Zeit, sich ein paar Gedanken über die Entwicklung der 1300 Seelen zählenden Kommune am Nordportal zu machen.
Mit einem Hinweis auf das Leitbild bringt es Forter auf den Punkt: Das Dorf soll lebenswert sein, in dem sich die Bewohnerinnen und Bewohner wohlfühlen. Es soll eine gute Schule haben und alles soll auch bezahlbar sein, präzisiert der Ex-Präsident. Der finanzielle Aspekt trifft auch auf das Kohler-Areal zu, das sich derzeit im Wandel von der einstigen Industriebrache zu einem neuen Zentrum des Dorfs befindet. Die grauen Gebäude, in denen früher Zementrohre und andere Erzeugnisse aus Beton produziert wurden, sind bereits verschwunden. Gegenwärtig bereiten Baumaschinen das Areal vor, damit es mit Wohnbauten und gewerblich genutzten Liegenschaften überbaut werden kann. Bis Ende 2022, so Forter, dürfte das Kohler-Areal an bester Lage, einen Steinwurf vom Bahnhof entfernt, ein neues Gesicht haben.
Lukratives Geschäft
An die erste präsidiale Amtshandlung vor rund zwölf Jahren vermag er sich nicht genau zu erinnern und sagt: «Das Kohler-Areal spielte damals schon eine wichtige Rolle.» In der Tat brauchte es seitens des Gemeinderats viel Überzeugungsarbeit, auch gegenüber dem Kanton, um das Vorhaben überhaupt umsetzen zu können. Eine innert dreier Monate erarbeitete Kapazitätsanalyse, die vom Regierungsrat gutgeheissen wurde, ebnete das Terrain.
Dann ging es Schlag auf Schlag: Die Gemeindeversammlung erliess einen Quartierplan. Ein Investor zeigte auf, wie das rund 80 Aren grosse Areal dereinst aussehen könnte. Für die Gemeinde geht die Rechnung mehr als auf. Netto habe man in den Erwerb des Landes und der Gebäude rund 1,5 Millionen Franken investiert, rechnet der ehemalige kommunale Säckelmeister vor. Der kürzlich erfolgte Verkauf sowie die Baurechtszinsen dürften der Gemeinde unter dem Strich einen stattlichen Gewinn von etwa 1 Million Franken bescheren. Gleichzeitig, betont er, werde das Dorfbild enorm aufgewertet.
Ähnlich komplex sei der Umbau des alten Primarschulhauses in das heutige Gemeindezentrum verlaufen, gibt Dieter Forter weiter zu Protokoll. «Das geht bachab», habe es damals geheissen. Auch hier habe die offene und transparente Informationspolitik Früchte getragen. Das Projekt, so der ehemalige Präsident, habe die Bevölkerung überzeugt, dass mit dem Geld eine zukunftsgerechte Einrichtung geschaffen werden könne. Als weitere Grossprojekte in seiner Ära erwähnt Forter den Bau des Werkhofs für das Forstrevier Homburg sowie die Sanierung der Mehrzweckhalle Herrenmatt, die gegenwärtig im Gang ist. Übrigens, fährt er fort, sei in seiner Ära nie das Referendum ergriffen worden, um einen Entscheid der Gemeindeversammlung zu kippen.
Auf seinen erfolgreichen Kampf für das Fortbestehen des «Läufelfingerlis» ist der Ex-Präsident besonders stolz. Leider, erinnert er sich, sei es in der damaligen politischen Auseinandersetzung zu despektierlichen Meinungsäusserungen gegenüber den Bahnbefürwortenden gekommen. «Das ist nicht der Stil, wie man mit Leuten umspringt, die in einer Randregion leben und die an ihrer Bahn hängen», sagt Forter. Das habe ihn dazu bewogen, aus der FDP auszutreten. Sollte erneut die Forderung auftauchen, die Bahn durch einen Bus zu ersetzen, versichert er, werde er «erneut in die Hosen steigen».
Das macht er ohnehin. Denn der 62-jährige OK-Chef des Kantonalschwingfestes vom Juni vergangenen Jahres sitzt im OK des Eidgenössischen Schwing- und Älplerfestes 2022 in Pratteln und ist dort für den Bereich Gaben zuständig.
«Das Dorf wird moderat wachsen»
Herr Forter, was war das persönliche Highlight in Ihrer Amtszeit?
Das ist die Rettung des «Läufelfingerlis». Die ganze Talschaft hat mit viel Herzblut erfolgreich dafür gekämpft, dass die S9 auf dem Gleis bleibt. Auch das Schaffen eines stabilen Finanzhaushalts gehört zu den Highlights. Ebenso der Wechsel von der Basellandschaftlichen Pensionskasse zu einer Sammelstiftung. Das ist für Läufelfingen wesentlich kostengünstiger. Zudem entfällt die Nachzahlungspflicht der Mitglieder.
Welches Ziel haben Sie nicht erreicht?
Eigentliche Misserfolge gab es nicht. Der Gemeinderat hat bei allen Projekten zuerst hinterfragt, ob sie realisierbar sind.
Welche Vision schwebt Ihnen noch vor?
Allen Grossprojekten liegt eine Vision zugrunde. Beim öffentlichen Verkehr wünsche ich mir eine Aufwertung des «Läufelfingerlis», zusammen mit der S3 zu einer echten S-Bahn, ohne umsteigen zu müssen, bis Liestal oder nach Basel. Davon würden sowohl das Homburgertal als auch das obere Ergolztal profitieren.
Welchen Rat geben Sie Ihrer Nachfolgerin mit?
Keinen, versteht sich. Sabine Bucher erfüllt alle Voraussetzungen, der Gemeinde als Präsidentin vorzustehen. Gewisse Sachen wird sie anders machen, als ich das tun würde. Das ist auch gut so. Künftige Gemeindeversammlungen werden ohne mich stattfinden. Die Bürgergemeindeversammlung, an der es viel familiärer zugeht, werde ich hingegen weiterhin besuchen.
Wie wird die nächste Generation Läufelfingen bis 2046 verändert haben?
Das Dorf wird weiterhin moderat wachsen. Statt wie heute 1300, wird Läufelfingen 1500 Seelen zählen. Das «Läufelfingerli» verkehrt im Halbstundentakt bis Liestal. Das Dorf ist eine attraktive Gemeinde, in der es sich gut leben lässt. og.
DIETER FORTER
og. Ende 2019 legte Dieter Forter, 62 Jahre alt, verheiratet mit Sabine, ein Sohn, sein Amt als Gemeindepräsident von Läufelfingen nieder. Forter, Bürger von Läufelfingen, arbeitet seit dem 1. Oktober 1988 bei der Swiss Life und leitete die Generalagentur Liestal seit 1995 bis Ende 2017. Die Freizeit verbringt Dieter Forter mit Skifahren, Velotouren und Wandern. Das tägliche Walken darf auch nicht fehlen. Kleinere Reisen und ein gemütliches Essen mit einem guten Glas Wein lassen die gewonnene Freizeit wieder optimal gestalten. Im September dieses Jahres geht er in Pension.