Ein Reisender blickt zurück
09.01.2020 Lausen, PorträtLara Uebelhart
Etwa viereinhalb Jahre ist es nun her, dass Severin Steck von seiner grossen Reise aus der Mongolei zurückgekommen ist. Ganz allein machte er sich im April 2015 mit dem Auto auf den Weg ins Unbekannte. Was Steck jedoch bald zum ersten Mal mit eigenen Augen ...
Lara Uebelhart
Etwa viereinhalb Jahre ist es nun her, dass Severin Steck von seiner grossen Reise aus der Mongolei zurückgekommen ist. Ganz allein machte er sich im April 2015 mit dem Auto auf den Weg ins Unbekannte. Was Steck jedoch bald zum ersten Mal mit eigenen Augen sehen sollte, war für ihn keineswegs Neuland. Schon in der Kindheit interessierte er sich für das Fach Mensch und Umwelt, er las in seiner Jugend Forschungsarbeiten und viele Bücher und spätestens am Gymnasium formte sich erstmals der Gedanke, eine Reise in die Mongolei zu wagen.
Nach der Matura begann Steck sein Bachelorstudium der Ethnologie in Basel. Schon bald merkte der junge Student, dass er nicht nur in Büchern darüber lesen wollte, was draussen in der Welt passiert. «Das muss man als Mensch persönlich erlebt haben», so Steck.
Also begann er, seinen Traum in die Tat umzusetzen. Er habe die Reise alleine geplant, alleine finanziert und auch alleine bestritten, sagt er. Als Vorbereitung für die Reise habe er in Bern einen Mongolisch-Sprachkurs belegt. Und dann machte er sich auf den Weg – mit seinem Auto und Grundkenntnissen in Russisch und Mongolisch.
Zustände, die wir nicht kennen
Auf der Reise habe er viel gesehen. Schöne, aber auch problematische Dinge. Zum Beispiel sei in der Mongolei die Schere zwischen Arm und Reich enorm gross. «Es gibt in der Mongolei reiche Menschen, dafür aber auch eine grenzenlose Armut.» Und in Russland sei das nicht viel anders. «Auch in Moskau ist die Differenz zwischen Arm und Reich frappant», so der Student. «Am unteren Ende der Skala sieht man Zustände, die man bei uns vielleicht vor 100 oder 200 Jahren gesehen hat.» Es herrsche oft keine ausreichende Wasserversorgung und in vielen Orten gebe es ein massives Abfallproblem.
Doch die Landschaftsbilder, die Severin Steck schon in Filmen und Büchern fasziniert hatten, bescherten ihm besondere und schöne Momente auf der Reise. «Diese Leere der mongolischen Landschaft habe ich sonst nirgendwo gesehen», so der 29-Jährige. In Europa kenne man das gar nicht. Was Steck auch interessant fand, war die Gastfreundschaft der Einwohner. «Gerade in so einem ‹leeren› Land ist es selbstverständlich, dass man fremde Menschen zum Trinken und Essen einlädt», erzählt er.
Allerdings sei genau diese Weite und Leere, die Steck so mochte, gefährlich, wenn Reisende alleine unterwegs seien. Dennoch: alleine reisen sei wichtig für die Persönlichkeitsbildung, findet Severin Steck. Er selbst wäre schon vorher gerne alleine gereist und würde es auch weiterempfehlen. Trotz gewisser Momente, in denen er lieber nicht alleine gewesen wäre. Zum Beispiel, als er irgendwo in Südrussland mit seinem Auto in einem Schlammloch stecken blieb.
Neues Studium, neuer Traum
Nach ungefähr vier Monaten kehrte der Lausner wieder in die Heimat zurück. Dort begann er in Bern seinen Master in Sozialanthropologie und Kulturwissenschaften. Doch schon im Jahr 2017 verschlug es Steck wieder in die Mongolei, diesmal für viereinhalb Monate Feldforschung im Rahmen seiner Masterarbeit.
Mittlerweile hat Steck sein Masterstudium beendet und war für eine Weile an der Universität tätig. Doch schon bald wurde ihm klar, dass ihm etwas fehlte: Der direkte Bezug zu den Menschen. Er habe immer etwas mit Menschen machen wollen und 40 Jahre hinter dem Computer zu sitzen sei nicht sein Ding. Also begann er ein Pädagogik-Studium in Muttenz, um Primarlehrer zu werden. «Das war eigentlich immer mein Ziel. Es liegt mir mehr», erklärt Steck. Der 29-Jährgie wohnt mittlerweile in Basel und ist in der Hälfte seines zweiten Bachelorstudiums. Ob er je wieder im Bereich der Ethnologie und Kulturwissenschaften arbeiten werde, könne er nicht sagen. Im Moment konzentriere er sich darauf, Lehrer zu werden. Er schliesse es aber nicht aus, wieder in die Mongolei zu gehen und dort vielleicht in einer Schule zu arbeiten. Das Reisefieber sei inzwischen aber etwas abgeflacht. Seine bisherigen Erfahrungen könne er aber sicher auch als Lehrer einbringen, meint Steck.
Am Vortrag heute zeigt der 29-Jährige Bilder aus seinen Mongolei-Reisen im Jahr 2015 und 2017 und teilt private Eindrücke und Erinnerungen. Mitgeben wolle er damit vor allem eines: «Geht hinaus in die Welt.» Vieles im Leben erschliesse sich erst, wenn man unterwegs sei.
Reisevortrag «Lausen–Mongolei und zurück», Donnerstag, 9. Januar, 19.30 Uhr, Gemeindesaal Lausen.