Bald hat Hölstein sein Café
14.01.2020 Bezirk Waldenburg, HölsteinEin Café-Restaurant mit Verkaufsladen, intermediäres Wohnen und eine spezielle Lounge warten auf ihre Gäste und Bewohner: Schon in wenigen Wochen können diese in die Zehntenscheune in Hölstein einziehen.
Elmar Gächter
Seit dem 16. Jahrhundert gibt es die ...
Ein Café-Restaurant mit Verkaufsladen, intermediäres Wohnen und eine spezielle Lounge warten auf ihre Gäste und Bewohner: Schon in wenigen Wochen können diese in die Zehntenscheune in Hölstein einziehen.
Elmar Gächter
Seit dem 16. Jahrhundert gibt es die Zehntenscheune in Hölstein und gefühlt beinahe ebenso lang wartet die Bevölkerung des «Gwaagendorfs» auf ein Café. Doch dieses Warten ist bald vorbei, und es dürfte sich gelohnt haben. Denn am sonntäglichen 1. März zieht in jenes Gebäude, das zuletzt als Lager eines lokalen Gipsergeschäfts diente, ein Mieter mit regionalem Rang und Namen ein: die Bangerter Bäckerei-Konditorei AG mit Hauptsitz in Lausen.
Freuen darf sich Hölstein, ja das ganze Tal, jedoch nicht allein auf das Café mit Restaurationsbetrieb und Verkaufslokal, sondern auch auf die Cluster-Wohnungen, in denen künftig betreutes Wohnen für Junge und Ältere angeboten wird. Und als eigentliches i-Tüpfchen hat sich die dorfeigene Uhrenfabrik entschieden, im Verkaufsraum eine «Oris-Lounge» einzurichten, in der unter anderem Uhren von Weltformat zu bestaunen und auf Nachfrage auch zu kaufen sein werden.
Als «extremes Schmuckstück» bezeichnete Fabian Wetter bei der Aufrichte am vergangenen Freitagabend das Geschaffene. Er ist Partner der Eigentümerin Schmid Immobilien AG Oris (hat nichts mit der gleichnamigen Firma in Hölstein zu tun) und einer der Protagonisten des gelungenen Bauwerks. Architekt Andreas Scherer aus Liestal meinte bescheiden, das Resultat dürfe sich sehen lassen. Er freut sich vor allem über die Nachhaltigkeit des Projekts. Von dieser spreche man oft nur, hier sei sie jedoch realisiert worden.
Nicht zuletzt sei das Vorhaben von lokalen und regionalen Unternehmern und Handwerkern umgesetzt worden. «Für mich war es spannend, zusammen mit meinem Team und der kantonalen Denkmalpflege ein Gebäude neu zu konzipieren, das heute zum Inventar der geschützten Kulturdenkmäler zählt.»
365 Tage im Jahr geöffnet
Am 1. März ist es also so weit. Der «Bangibeck» fügt seinen vier bestehenden Standorten einen fünften hinzu: die Zehntenscheune in Hölstein. «Wir gehen hier das Wagnis ein, das gleiche Konzept zu realisieren wie an unserem Hauptsitz in Lausen, auch von der Grösse her», sagt Philipp Käppeli, Verwaltungsratspräsident der Bangerter Bäckerei-Konditorei AG.
Der Betrieb in Hölstein umfasst neben dem Verkaufsladen ein Café-Restaurant, ist praktisch während 365 Tagen im Jahr geöffnet, also auch an Sonntagen. Um sechs Uhr in der Früh werden die ersten Handwerker und Pendler bereits frische Gipfeli und Sandwiches posten können, Ladenschluss ist um 18.30 Uhr. Freuen dürfen sich die Gäste laut Käppeli neben den preiswerten Mittagsmenüs auch auf den legendären Sonntagsbrunch, wie er in Lausen für viele nicht mehr wegzudenken ist. «Da wir mit unserem Projekt auch ein Wagnis eingehen, testen wir mit dem ‹Bangimobil› in Hölstein seit ein paar Wochen, ob unsere Produkte im Tal ankommen», so der Verwaltungsratspräsident. Nimmt man den Grosserfolg des mobilen Verkaufsstands als Gradmesser, dürfte sich das Risiko eines Misserfolgs in engen Grenzen halten.
Längerfristig vermietet sind neben den Räumlichkeiten im Parterre auch die sechs 1-Zimmer- und zwei 2-Zimmer-Clusterwohnungen im Ober- und Dachgeschoss, und zwar an die Spitex Seeblick aus Zürich. Sie wird hier betreutes Wohnen für jüngere und ältere Bewohnerinnen und Bewohner anbieten. Jede Wohnung hat eine eigene Nasszelle. Die zentrale Küche mit Essraum sowie der grosse Gemeinschaftsraum bieten die Möglichkeit für zwischenmenschliche Kontakte. Lathan Suntharalingam spricht als Geschäftsführer der Spitex Seeblick von einem eigentlichen Pilotprojekt für intermediäres Wohnen. «Es handelt sich um eine Art Zwischenstufe zwischen der Betreuung zu Hause und einem Aufenthalt in einem Pflegeheim.» Seine Organisation arbeite sehr eng mit dem Rehabilitationszentrum Rheinfelden zusammen und biete bereits an verschiedenen Orten ausserhalb des Kantons Baselland, beispielsweise in Egerkingen, betreutes Wohnen an. Aus Sicht von Suntharalingam ist dieses Modell nicht zuletzt ökonomisch vorteilhaft. Die Monatspauschalen liegen in der Grössenordnung von 4500 Franken.
Wer die Zehntenscheune vor ihrer Inbetriebnahme besichtigen möchte, hat am Samstag, 29. Februar, dazu Gelegenheit. Dann nämlich öffnet sie ihre Türen für die Öffentlichkeit.