Lichtblicke fürs Auge und fürs Ohr
03.12.2019 Bezirk Liestal, KulturDie Qual der Wahl an der Kulturnacht
Liestal war am Samstag ein Zentrum hochstehender Kultur. Artisten und Künstler sorgten an der «Lichtblicke»-Kulturnacht bereits ab dem Nachmittag für viele Ahs und Ohs bei ihrem Publikum.
Sabri Dogan
Zur diesjährigen ...
Die Qual der Wahl an der Kulturnacht
Liestal war am Samstag ein Zentrum hochstehender Kultur. Artisten und Künstler sorgten an der «Lichtblicke»-Kulturnacht bereits ab dem Nachmittag für viele Ahs und Ohs bei ihrem Publikum.
Sabri Dogan
Zur diesjährigen Liestaler «Lichtblicke»-Kulturnacht empfingen Musiker, Artisten und Künstler ihr Publikum erstmals nicht an einem Freitag, sondern an einem Samstag. Die «Volksstimme» pickte sich aus dem vielfältigen Programm einige Perlen heraus. Wir begaben uns auf eine Reise in den Untergrund von «Paris», verfolgten, wie Musiker die Konzerthallen zum Brodeln brachten, staunten, wie junge Feuerkünstler dem Publikum einheizten, und sahen fasziniert zu, wie ein Sandmaler, begleitet von musikalischen Eigenkompositionen, Bilder auf einen Projektor zauberte.
Dunkel und kalt ist es, wenn der Besucher die Pforte aufmacht. Ist es das Tor zur Unterwelt? Wir befinden uns irgendwo in Paris. Der Blick schweift auf ein Meer von Zelten. Beklemmende Geräusche sind zu hören. Unruhe. Man hat das Gefühl, in einer anderen Welt zu sein. Menschen schlafen in einfachen Zelten und auf Matten. Einzelne haben nur Schlafsäcke. Ein paar andere wärmen sich am Feuer. Abfall liegt herum. Das beklemmende Gefühl des Eingeengtseins erfasst den Besucher.
Unter Brücken, in Nischen und an der Autobahn – an den finsteren Orten der Stadt Paris – hausen rund 1500 bis 3000 gestrandete Flüchtlinge aus aller Welt. Die Ausstellung «new dream – eine dunkle Reise» der Freiwilligenorganisation Rastplatz macht im Kulturzentrum Hilmig auf die prekäre Situation der «Gestrandeten» aufmerksam. Die Organisation unterstützt europaweit Flüchtlinge mit Essen, Zelten und Kleidung.
Doch die Kulturnacht ist auch Spektakel und Freude. «Mit über 100 Einzelveranstaltungen wollen wir mit der diesjährigen Ausgabe an einem Samstag auch familien- und kinderfreundlicher werden. Vor allem für Kinder wurde das Programm ausgebaut», sagt Michael Giertz, Organisator der Liestaler Kulturnacht. Für alle ist etwas dabei. So gibt es auch einen Zirkus- und Clown-Workshop der lokalen Gruppe Zirkus-Werkstatt und den «Sensibellas» für Kinder und Erwachsene. Gross und Klein können sich auf dem Einrad oder beim Jonglieren versuchen.
Die «Sensibellas» laden die Gäste mit Situationskomik ein, und lassen die Teilnehmenden durch das Eintauchen in eine Rolle neue Erfahrungen machen. Im Workshop der Clowns ist immer für Lachen gesorgt. Unterschiedliche Stimmungen darzustellen, lässt im Workshop die Zeit schnell vergehen.
Die Formation «Crazy Inferno» heizt dem Publikum auch dieses Jahr kräftig ein. Die Feuershow hat ihre Fans. Gute Plätze sind rar. Feuerspucken war einmal. Die Feuerkünstler entzünden Feuerwürfel und jonglieren wie im Zirkus mit Feuer.
Das Programm ist so umfangreich, dass man sich als Besucher kaum entscheiden kann, was man sich anschauen oder -hören soll. Für Kunstliebhaber ist die Darbietung von Musiklehrer und Bandmitglied von «BackTo», Urs Rudin, ein Muss. Der Finalist der Fernsehsendung «Die grössten Schweizer Talente» zaubert auf einem Projektor Sandmalereien und ergänzt die «Bilder» mit der passenden Musik. Schnell und präzise entstehen so Landschaften, Figuren und Themenschwerpunkte. Der Weg zum Altersheim Brunnmatt hat sich definitiv gelohnt.
Talentierte Songwriter
Auf der Bühne des Kulturhotels Guggenheim steht ein schmächtiger Mann. Es dauert eine Weile bis er seine Mundharmonika und seine Gitarre bereit gemacht hat. Und dann geht es los. «Diese Stimme verursacht Gänsehaut», sagt Alexandra Werner, die Songwriterin der Band Nyfa, die einst bei «Serafyn» als Cellistin den Basler Pop-Preis gewonnen hat.
Das Publikum versinkt in die Musik. Eric Rütsche vom Kulturhotel Guggenheim und der Sänger Flavian Graber haben zum «SingerSongwriterCircle» eingeladen. Ab Januar sollen sich talentierte Songwriter gegenseitig dabei unterstützen, gute Texte und Musikstücke zu schreiben. Aber wer ist der schmächtige Mann, der die Zuhörer so begeistert? Es ist der in Lausen aufgewachsene Gianluca Cutrufello, alias John Henry. Perlen wie Cutrufello gibt es viele an diesem Abend. Je später der Abend, desto voller die Konzertsäle. Musik nimmt einen grossen Platz ein. Mehrere Solosänger und Bands aus der Region und darüber hinaus lassen die Musikliebhaber die Hüften schwingen. Ein regelrechter Publikumsmagnet ist die vierköpfige Band Prekmurski Kavbojci mit dem in Liestal aufgewachsenen Benjamin Brodbeck. Feinste Balkanbeats ohne digitalisierten Schnickschnack.
Wer nicht genug hat, tanzt bis in die Morgenstunden zu Disco-Beats in einer der zahlreichen Beizen auf dem Ziegelhof-Areal.