Zustupf für die Gemeindekasse
19.11.2019 Baselbiet, ZeglingenChristian Horisberger
Wo immer von einer Deponie für Aushubmaterial oder Bauschutt die Rede ist, brechen auch schon die Proteststürme los. Einwohner wettern gegen den Mehrverkehr und Lärm durch die Materialtransporte mit Lastwagen; Naturschützer machen gegen die ...
Christian Horisberger
Wo immer von einer Deponie für Aushubmaterial oder Bauschutt die Rede ist, brechen auch schon die Proteststürme los. Einwohner wettern gegen den Mehrverkehr und Lärm durch die Materialtransporte mit Lastwagen; Naturschützer machen gegen die Zerstörung wertvollen Lebensraums für Flora und Fauna mobil. In den meisten Fällen setzen sich auch die Behörden der Gemeinden, die der Kanton zum Deponiestandort verdonnert, zur Wehr.
Zeglingen tickt anders. Der Bürgerrat begrüsst die im Kantonalen Richtplan vorgesehene Erweiterung seiner Deponie im ehemaligen Gips-Abbaugebiet ausdrücklich – und macht Dampf. Er beantragt den Bürgern nun einen Kredit über 115 000 Franken für die Projektierung der Deponie-Erweiterung. Die Bürgergemeindeversammlung entscheidet über den Kredit am 2. Dezember.
Naturschutz bleibt gewahrt
Aus Naturschutzkreisen ist keine Fundamentalopposition zu erwarten. Zwar kenne er die Pläne noch nicht im Detail, sagt Urs Wolfsberger, Präsident des Natur- und Vogelschutzvereins Zeglingen/Kilchberg, doch erachte er den Eingriff in die Natur aus umweltschützerischer Sicht als unproblematisch. Der Deponiebetreiber habe bisher grosse Sorge zur Natur getragen und das bei der früheren «Gipsi» geschaffene Naturschutzgebiet werde nach seiner Einschätzung durch die Erweiterung der Deponie nicht beeinträchtigt. Konkret will der Bürgerrat die «Lebensdauer» der Deponie für unverschmutztes Aushubmaterial, einen knappen Kilometer vom Dorf entfernt, verlängern. In den vergangenen 15 Jahren ist die Gipsgrube vollständig aufgefüllt worden, nun möchten Kanton, Gemeinde und Betreiber auch ein Tal hinter der aufgefüllten Gipsgrube nutzen. Wie der Bürgerrat in seiner Einladung zur Bürgergemeindeversammlung schreibt, rechne er mit einem weiteren Auffüllvolumen von 350 000 bis maximal 500 000 Kubikmetern.
Die beantragten 115 000 Franken entsprechen der Hälfte der Gesamtkosten für die Projektierung. Die andere Hälfte übernimmt die Betreiberin der bisherigen Deponie, die Hans Grieder AG, Tecknau. Diese sei es auch gewesen, die dem Gemeinderat den Vorschlag zur Erweiterung der Deponie unterbreitete, sagt Gemeinde- und Bürgerratspräsident Fredi Rickenbacher. Der Gemeinderat habe beim Kanton offene Türen eingerannt. «Es kommt schliesslich nicht oft vor, dass eine Gemeinde sagt, sie wolle eine Deponie.»
Bis 200 000 Franken Erlös im Jahr
Der Gemeinderat verspricht sich von der Deponie einen steten Zustupf für die Bürger- und die Einwohnerkasse. Laut Rickenbacher ist bisher der Bürgergemeinde als Grundeigentümerin die Hälfte der Deponiegebühr zugeflossen, die andere Hälfte kassierte die Betreiberin. Der Erlös habe sich pro Jahr auf 100 000 bis 200 000 Franken belaufen. Im gleichen Stil solle es weitergehen, so Rickenbacher. Einziger Unterschied: Der Gemeindeerlös solle zwischen Betreiberin, Bürger- und Einwohnerkasse aufgeteilt werden.
Das Auffülltempo soll beibehalten werden, damit die Zeglinger Kassen kontinuierlich einen Zustupf erhalten, sagt Rickenbacher. So stetig, wie das Geld weiter fliessen soll, würden aber auch Lastwagen mit Aushub-Material durchs Dorf fahren – pro Wochentag im Durchschnitt 8 Ladungen – also 16 Fahrten. «Die Leute kennen das», so der Präsident.
Urs Wolfsberger kann sich vorstellen, dass es Einwohnerinnen und Einwohner gibt, die es stört, dass es mit dem Lastwagenverkehr im Dorf nun doch weitergehen soll. Die Bürgergemeindeversammlung werde es zeigen. Sofern die Bürger Ja sagen, können sich allfällige Gegner auch noch zu einem späteren Zeitpunkt an der Einwohnergemeindeversammlung zu Wort melden. Diese muss fürs Projekt eine Zonenplanänderung gutheissen.