Ruedi Pfirter aus Hölstein kann nicht nur Baselbieter Sagen mit eindrücklichen Holzschnitten illustrieren, er kann sein Publikum auch erzählend unterhalten. Dies bewies er an der letzten Museumsbar dieses Jahres im Museum.BL.
Barbara Saladin
Sagen sind aktuell. ...
Ruedi Pfirter aus Hölstein kann nicht nur Baselbieter Sagen mit eindrücklichen Holzschnitten illustrieren, er kann sein Publikum auch erzählend unterhalten. Dies bewies er an der letzten Museumsbar dieses Jahres im Museum.BL.
Barbara Saladin
Sagen sind aktuell. Sagen faszinieren. Und Sagen ziehen auch – oder gerade – an verregneten, dunklen Novemberabenden jede Menge Leute in ihren Bann. In der neusten Ausgabe des beliebten Formats «Museumsbar» im Museum BL in Liestal entführte am vergangenen Dienstag Ruedi Pfirter in die Welt der Baselbieter Sagen. Der Hölsteiner Künstler, dessen Ausdrucksmittel der Holzschnitt ist, gab dem gebannten Publikum ein paar «Müsterli» aus der reichen Welt dieses regionalen Kulturerbes zum Besten. Er erzählte etwa von einer Hexe aus Reinach, die sich in eine Katze verwandeln konnte, bevor eine Mistgabel ihrem Leben ein Ende setzte. Von einem Gemeindehirten in Liestal, der den Geiz der Stadt zu spüren bekam. Oder von einem unheimlichen feurigen Mann, der in dunklen Nächten unbescholtenen Menschen begegnet.
«Sagen sind mein Halbjahrhundert-Hobby», sagte Pfirter, der als Primarlehrer in Hölstein «auf den Geschmack» kam. Das Standardwerk von Paul Suter und Eduard Strübin, die Sammlung namens «Baselbieter Sagen», sei zu seiner Privatbibel geworden, fügte er hinzu.
Schenkungen ans Museum
Doch nicht nur Sagen erzählte Pfirter, er erklärte vor allem auch, wie eine Sage zu einem Bild wird. Dazu brauche es Holz, ein Schnittmesser, ein wenig Platz, Offsetfarbe und eine Farbwalze. Zudem sei es praktisch, eine Druckpresse zu haben. Eine solche steht in Pfirters Keller und wiegt anderthalb Tonnen. Und Kreativität braucht es natürlich auch. Mehr als ein Dutzend Sagen-Holzschnitte gelangten übrigens als Schenkung anfang Jahr ans Museum.BL.
«Am Holzschnitt mag ich die Entscheidung, die nicht rückgängig gemacht werden kann», führte Pfirter aus. Er liebe allerdings nicht nur die alten Sagen aus dem Baselbiet und dem Fricktal, sagt er, sondern auch die modernen. Jene von der haarigen Hand im Parkhaus und der blutigen Axt zum Beispiel. Sowieso ist auffällig, dass in den modernen Sagen Autos und Campingferien vorkommen, während es in den anderen eher Kühe und Bauern sind. Aber: Wie sich die Welt verändert, so verändert sich eben auch der Stoff, aus dem die unheimlichen Erzählungen sind. Gänsehaut riefen sie bei manch einem im Publikum so oder so hervor. Nach dem halbstündigen Vortrag wurde jedenfalls an der Museumsbar noch lange angeregt diskutiert.
Insgesamt gebe es über 11 000 Baselbieter Sagen in über 300 Varianten, die in den vergangenen Jahrzehnten gesammelt wurden. Der Stoff geht also noch lange nicht aus.