Stets zu Diensten, Zug um Zug
29.11.2019 Bezirk Sissach, MaisprachModelleisenbahn-Planer Stefan Rudolf packt aus
Stefan Rudolf betreibt in Maisprach als Geschäftsführer einen «train-store». Er ist aber nicht nur Verkäufer von Modelleisenbahnen und Zubehör, er berät und betreut seine Kundschaft beim Bau und Betrieb ihrer Anlagen.
Peter ...
Modelleisenbahn-Planer Stefan Rudolf packt aus
Stefan Rudolf betreibt in Maisprach als Geschäftsführer einen «train-store». Er ist aber nicht nur Verkäufer von Modelleisenbahnen und Zubehör, er berät und betreut seine Kundschaft beim Bau und Betrieb ihrer Anlagen.
Peter Stauffer
«Einen Moment», tönt es von irgendwoher aus der Tiefe des «train-store» in Maisprach. Schachteln, Eisenbahnzüge, Bauteile, Lokomotiven, Schienen, Startersets – alles, was das Herz eines Hobby-Modelleisenbähnlers höherschlagen lässt, lagert auf eng gestellten Tablaren und Gestellen. Dazwischen ist kaum Platz für einen Stuhl, geschweige denn für einen Tisch.
Das benötige er zur Erfüllung der Kundenwünsche auch gar nicht, Kunden übrigens meistens männlichen Geschlechts, sagt Stefan Rudolf, der irgendwann hinter der kleinen Verkaufstheke auftaucht. «Für Besprechungen mit Geschäftspartnern können wir die nahe gelegene Beiz aufsuchen», sagt er und lacht. Die Wartezeit ist übrigens darin begründet, dass Rudolf am Computer mit der Programmierung einer Lokomotive beschäftigt war, die er von analog auf digital umrüstet. Neben dem Verkauf im Geschäft umfasst nämlich ein guter Teil seiner Arbeitszeit Fragen rund um die Programmierung, die für den befriedigenden Betrieb einer Anlage von entscheidender Bedeutung ist.
An drei Tagen die Woche ist sein Geschäft geöffnet. Die anderen Werktage sind für Kundenbesuche oder Werkstattarbeiten reserviert. Das kommt nicht von ungefähr, denn: «Nach vielen Kundengesprächen, bei denen mir die verschiedensten Probleme im Zusammenhang mit Modelleisenbahnen und deren Steuerungen geschildert wurden, habe ich mich dazu entschlossen, meine Beratung und Unterstützung auch vor Ort anzubieten», so steht es auf der Website.
100 Züge im Blick
Diese Unterstützung umfasst eine ganze Palette: Anlagenplanung, Anlagenbau, Verkabelung, Digitalisierung, Rückmeldungen, Kehrschleifen, Anlagensteuerungen mit Train Controller oder anderen Software-Produkten, Aufbau und Betrieb des «Faller CarSystem Digital 3.0» – dem Nichteisenbähnler raucht der Kopf.
Man spürt Stefan Rudolf die Begeisterung und die Leidenschaft für Modelleisenbahnen förmlich an. Kein Wunder, schätzen die rund 50 Stammkunden neben der Laufkundschaft sein Wissen, seine Erfahrung und seine Beratung sehr. Eine Berufsbezeichnung für seine Täigkeit gebe es keine, sagt Rudolf. Er sei Mechaniker, Elektriker und Informatiker in einem.
In einem Raum im Untergeschoss eines Kunden ist eine riesige Anlage auf verschiedenen Ebenen aufgebaut. Unglaublich: Züge fahren an, halten wie von Geisterhand gesteuert, kreuzen sich, fahren im richtigen Tempo, Signale werden rot oder grün, Lautsprecherdurchsagen ertönen, alles vom Programm auf dem Computer gesteuert. Der Laie kommt gar nicht dazu, alles im Auge zu behalten. Doch für die beiden Männer – Kunde und Berater – ist dies kein Problem. Sie behalten die Übersicht über die rund 100 Züge, sei es in den sogenannten Schattenbahnhöfen oder unterwegs auf der riesigen Anlage.
Hie und da wird etwas am Programm auf dem Bildschirm justiert, korrigiert oder bei einem überraschend stillstehenden ICE wird nach dem Fehler gesucht. Erstaunlich, was dank der Digitalisierung alles möglich ist.
Die Redensart «Da staunt der Fachmann und der Laie wundert sich» trifft sicher zu. Auf die laienhafte Frage an den Kunden, ob er jetzt einfach mit der Anlage spiele und sich daran erfreue, sagt dieser: «Erfreuen sicher, aber eine Anlage ist nie fertig gebaut, man findet immer wieder etwas zu ergänzen, zu verbessern oder umzubauen.»
Zur Person
rr. Stefan Rudolf ist 54 Jahre alt und wohnt in Rohr (Solothurn). Er hat eine erwachsene Tochter. In Burgdorf ist er aufgewachsen und hat die Schulen besucht.
Bei der EBT (Emmental-Burgdorf-Thun), einer ehemaligen Eisenbahngesellschaft mit Sitz in Burgdorf, hat er eine vierjährige Lehre als Polymechaniker absolviert. Sein ursprüngliches Berufsziel war – wie damals in vielen Bubenherzen – Lokomotivführer.
Als die Digitalisierung immer mehr aufkam, faszinierte ihn die Informationstechnologie. Berufsbegleitend besuchte er in Solothurn die Abendschule als Informatiker. Sein Wissen konnte er als Maschinenprogrammierer für ein Kleinunternehmen in der Nähe von Burgdorf beim Umstellen von Lochstreifen auf CAD und später bei verschiedenen Banken beim Auf- und Umbau der Informatik anwenden. Insgesamt war er während 25 Jahren bei verschiedenen Banken für Informatik-Lösungen im Personalbereich zuständig.
Neben diesen Tätigkeiten besuchte er Zusatzausbildungen in Pneumatik, Hydraulik und Elektrotechnik. Das kam seiner Faszination für Modelleisenbahnen zugute. Schon von klein auf frönte er diesem Hobby. 2014 übernahm er in Maisprach den bereits bestehenden Laden Train Store Wellig GmbH. Seither amtet er als Geschäftsführer.