CARTE BLANCHE
29.11.2019 PolitikLokale Frauenwahl
Tania Cucè, Landrätin SP, Lausen
Noch nie zuvor in der Geschichte der Schweiz wurden so viele Frauen ins nationale Parlament gewählt. Noch nie zuvor konnte das Baselbiet eine Frau ins «Stöckli» ...
Lokale Frauenwahl
Tania Cucè, Landrätin SP, Lausen
Noch nie zuvor in der Geschichte der Schweiz wurden so viele Frauen ins nationale Parlament gewählt. Noch nie zuvor konnte das Baselbiet eine Frau ins «Stöckli» schicken. Nun, da alle nationalen Parlamentarier und Parlamentarierinnen gewählt sind, kann klar gesagt werden: Es war eine Frauenwahl.
Die Schweizer Bevölkerung hat sich für mehr weibliche Vertretung im Parlament ausgesprochen. Das stimmt zuversichtlich und lässt bei mir Freude aufkommen. Doch auf diesem tollen Resultat dürfen wir uns nicht ausruhen. Weiterhin sind Frauen im National- und Ständerat untervertreten. Um die Vertretung der Frauen im Parlament zu erhöhen, darf nicht nur die Nationalratsliste isoliert betrachtet werden. Denn meist führt der Weg in höhere politische Ämter über ein vorangegangenes Engagement auf lokaler Ebene, das grundsätzlich einfacher zugänglich ist und Nähe zum alltäglichen Leben aufweisen kann. In diesem Sinn kommt der Förderung von Frauen in politischen Institutionen auf Gemeindeebene eine immens wichtige Bedeutung zu.
Durch einen immer enger werdenden Flaschenhals kann davon ausgegangen werden, dass bei nicht steigender Vertretung der Frauen auf lokalpolitischer Ebene auch auf nationaler Ebene die Anzahl nicht weiter erhöht werden und keine angemessene Vertretung erreicht werden kann.
Wie bei der Besetzung von Kaderstellen hört man auch bei der Listengestaltung oft die Aussage: «Wir konnten einfach keine Frauen finden, die sich politisch engagieren möchten.» Wenn man aber in Betracht zieht, wie oft Frauen in den Gemeinden ehrenamtlich engagiert sind, sei es in Vereinen, beim Mittagstisch oder auch in der Altersbetreuung, ist es kaum vorstellbar, dass sich keine oder nur wenige Frauen finden, die sich auch politisch engagieren möchten.
Frauenförderung im politischen Bereich ist in erster Linie Sache der Parteien. Dabei geht es einerseits um Themensetzung und Schulung, aber auch um Begleitung der interessierten Frauen. Es geht ebenso um strukturelle Anpassungen, welche die Vereinbarkeit von Familie, Beruf und aktivem Politisieren verbessern. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist weiterhin zu fördern. Ebenso muss aber auch die Vereinbarkeit mit politischen Ämtern vorangetrieben werden, damit der Frauenanteil auf der lokalen politischen Bühne erhöht werden kann.
So glücklich ich darüber bin, dass die nationalen Wahlen eine Frauenwahl waren und das Baselbiet eine starke weibliche Vertretung in den Ständerat gewählt hat, so wichtig ist es weiterhin, bei den künftig anstehenden Wahlen auch auf lokaler Ebene mehr Frauen zu portieren, Frauen bei Kandidaturen zu unterstützen und so den weiblichen Nachwuchs für die Zukunft zu sichern.
In der «Carte blanche» äussern sich Oberbaselbieter National- und Landratsmitglieder sowie Vertreterinnen und Vertreter der Gemeindebehörden zu einem selbst gewählten Thema.