Ein ganz cooler Santichlaus
17.10.2019 Bezirk Waldenburg, Lauwil, Kultur, Gemeinden, GesellschaftThomas Mosimann hat ein Buch für Kleine und Grosse geschrieben
Seine Adventsfenster mit dem «Loueler «Nigginäggi» sind bereits legendär. Nun doppelt Lauwils Gemeindepräsident mit seinen illustrierten Geschichten nach.
Elmar Gächter
Er räumt nicht gerne ...
Thomas Mosimann hat ein Buch für Kleine und Grosse geschrieben
Seine Adventsfenster mit dem «Loueler «Nigginäggi» sind bereits legendär. Nun doppelt Lauwils Gemeindepräsident mit seinen illustrierten Geschichten nach.
Elmar Gächter
Er räumt nicht gerne auf, hat ein Baby, isst gerne Schoggikugeln, wohnt in einem selbst gebastelten Zelt, gewinnt die Sympathie einer feinen Dame aus gutem Haus, heiratet seinen Jugendschwarm, bastelt Boote für seine Frösche, fährt ein schickes Auto und feiert einen grandiosen Geburtstag. Er ist wirklich «e glungeni Wuurzle», der «Nigginäggi» von Lauwil.
Mit liebevollen Texten und sehr ansprechenden Szenenfotos von seinen Adventsfenstern ergänzt, hat Thomas Mosimann ein Werk geschaffen, das Kinder und Erwachsene gleichermassen zu begeistern vermag. Der ganz besondere Charme des Buchs wird mit dem Oberbaselbieter Dialekt, neben der darunter stehenden schriftdeutschen Version, noch speziell untermauert.
Wie kommt ein emeritierter Professor für physische Geografie und Landschaftsökologie dazu, sich einem solch speziellen Werk zu widmen? «Ich publiziere seit 45 Jahren fachliche Artikel und habe mehrere Fachbücher geschrieben, aber so etwas habe ich noch nie gemacht, es war ein echtes Abenteuer», sagt Mosimann.
Der heute 68-Jährige hatte sich vorzeitig von seinem Lehrstuhl an der Universität Hannover pensionieren lassen. Etwas ganz anderes wollte er machen, war offen für Neues und rutschte vor fünf Jahren in die Gemeindepolitik. Zunächst als Gemeinderat und seit zweieinhalb Jahren als Gemeindepräsident nimmt ihn dieses Mandat halbtags in Beschlag. Daneben blieb Zeit für Projekte im Bereich Waldböden und Wasserversorgung und vor allem, sich seiner handwerklichen Leidenschaft hinzugeben. «Wenn ich genug vom Bildschirm habe, gehe ich in meine Werkstatt.»
Jedes Jahr ein «Nigginäggi»-Fenster
Und so dürfen sich die Lauwilerinnen und Lauwiler seit 2009 jedes Jahr in der Weihnachtszeit über ein neues «Nigginäggi»-Adventsfenster freuen. Ja, der Santichlaus hat es Mosimann angetan. «Mich hat die Figur immer interessiert, wie sie historisch entstanden ist und wie sie sich im Laufe der Zeit gewandelt hat», begründet er seine Affinität zu einer der wichtigsten Figuren in unserer Weihnachtstradition.
Fremd waren Mosimann stets die «amerikanischen» Weihnachtsmänner, die auf Leitern oder in Rentierschlitten in den 1990er-Jahren vermehrt auch in unserer Gegend Einzug gehalten haben. «So etwas macht schleichend einen Teil unserer Kultur kaputt. Unsere «Nigginäggi»- Tradition ist eine ganz andere und hat mit Weihnachtsmännern gar nichts zu tun», ist der Lauwiler überzeugt.
Diese vom globalen Kommerz getriebene Entwicklung war für ihn Grund genug, ein «Nigginäggi»-Adventsfenster zu bauen. Ein ganz spezielles. «Mir ist aufgefallen, dass der Santichlaus meistens eher eindimensional dargestellt wird. Er ist irgendwo in einer Hütte oder besucht zusammen mit dem Schmutzli die Kinder», so Mosimann. Es werde den Kindern jedoch nie gezeigt, was der Santichlaus eigentlich für ein Mann ist, wo er lebt, was er das ganze Jahr hindurch macht. Und so war die Idee geboren, eine Geschichte zu entwickeln, die jedes Jahr in der Adventsund Weihnachtszeit eine neue Szene zeigt.
Dialekt mit Übersetzung
Vom Schreinern bis zum Löten sei das allermeiste Handarbeit, was an Innen- und Aussenräumen, Inventar und Figuren in seinen Adventsfenstern zu sehen sei. Und sein grosser Aufwand wird mit einem sehr positiven Echo belohnt. Thomas Mosimann weiss in der Zwischenzeit eine eigentliche Fangemeinde hinter sich. «Bereits bei meinem ersten Fenster hat mir eine Lehrerin berichtet, dass ihre Schüler meine «Nigginäggi»- Szenen sehr cool finden.» So fielen bei ihm die Wünsche aus dem Dorf und aus der Familie, die «Nigginäggi»- Geschichten in ein Buch zu kleiden, auf fruchtbaren Boden.
Dies war Ende des letzten Jahres. Heute liegt das Ergebnis in einem wunderbar illustrierten Band vor, in einer fast unglaublich kurzen Zeit. «Ich musste alle Szenen komplett neu stellen und fotografieren, was sich zu einem Riesenprojekt entwickelt hat», erklärt der Buchautor. Ihm, der sehr viel schreibt, war schnell klar, dass die Texte in seinem Werk aus dem Dialekt kommen müssen. Der sei unsere Gefühlssprache und auf Schriftdeutsch lebe es zu wenig. Andererseits seien es die wenigsten Leute gewohnt, die Dialektsprache zu lesen. Deshalb sei das Konzept entstanden, den Text im Oberbaselbieter Dialekt mit einer schriftdeutschen «Übersetzung» zu ergänzen. «Die Schreibweise der einzelnen Dialektwörter hält sich ganz ans Oberbaselbieter Wörterbuch», hält der Autor fest. Zudem habe Urs Schneider vom Hof Ulmet als alteingesessener «Loueler» den Dialekttext kritisch durchgesehen.
Thomas Mosimann hat ein tolles Buch für Jung und Alt geschaffen. «Pädagogisch ist es – streng gesehen – nicht unbedingt ein Kinderbuch, dazu müssten die Texte wohl noch kürzer und einfacher geschrieben sein. Es eignet sich aber zum Erzählen und soll primär einfach Freude machen», sagt der Autor.
Es ist ihm wichtig, unsere alten Bräuche zu erhalten. Man müsse sie aber auch weiterentwickeln, weil sie sich sonst schablonisierten, was bei Weihnachtsbräuchen ohnehin die Tendenz sei. Dieses Ziel will Mosimann auch mit seinen kommenden neuen Adventsfenstern verfolgen. Die Lauwiler Bevölkerung wartet bereits gespannt auf die nächsten coolen Geschichten ihres «Nigginäggi», der «glungene Wuurzle».
Das Buch «Dr «Nigginäggi» isch e glungeni Wuurzle» kann im Verlag Mis Buech, ISBN 978-3-9523825-7-8 bestellt werden und ist im Buchhandel erhältlich.