Auf Bekanntschaft mit der «Schafnase»
15.10.2019 Baselbiet, Wenslingen, Energie/Umwelt, LandwirtschaftPeter Stauffer
«Kommen Sie mit auf eine leichte Tour vom historischen Dorf in den Baumgarten und lassen Sie sich von den Projektbeteiligten erklären, wie man Landschaft essen kann.» Mit diesen Worten hatte der Exkursions-Anbieter Culterra Tours zum Dorfrundgang mit ...
Peter Stauffer
«Kommen Sie mit auf eine leichte Tour vom historischen Dorf in den Baumgarten und lassen Sie sich von den Projektbeteiligten erklären, wie man Landschaft essen kann.» Mit diesen Worten hatte der Exkursions-Anbieter Culterra Tours zum Dorfrundgang mit Einblicken in Projekte der Nachhaltigkeit eingeladen. Regula Waldner, Mitinhaberin des Exkursionsanbieters, konnte knapp vierzig Gäste zum historisch-kulinarischen Rundgang begrüssen. Der zugegebenermassen auch ein bisschen als Blickfang dienende Titel «Wo Bartli den Most holt und es in den Zwetschgenbäumen zwitschert» weise doch immerhin auf das hin, was die Besucher des Wanderausfluges erwarte, wie Waldner bei der Begrüssung ausführte.
Am grossen, achteckigen und denkmalgeschützten Dorfbrunnen von Wenslingen zeigte sie auf, wie eng die Kulturgeschichte der Obstgärten mit der Entwicklung der Siedlungen und den Lebensgewohnheiten der Menschen in diesem Gebiet zusammenhängt. Obst war neben Honig die einzige süsse Nahrungsquelle. Die Baumbestände konzentrierten sich in der Nähe der Hofstätten, war doch der Hauptteil der nutzbaren Fläche für den Getreideanbau reserviert.
Jedem Schüler ein Baum
Nach diesen Ausführungen machte sich die Wandergesellschaft auf den knapp viertelstündigen Weg zum südlich des Dorfs liegenden Schulbaumgarten. Dieser befindet sich auf einer Parzelle der Gemeinde und neu auch auf einem angrenzenden Grundstück einer Privatperson. Auf einer Tafel findet sich eine kurze Erklärung zu diesem – neben Magden – schweizweit einzigartigen Projekt, dessen Realisation mit dem Schuljahr 2011/ 12 begonnen hatte: Jedes neue Erstklasskind pflanzt und pflegt während der ganzen Primarschulzeit einen eigenen Hochstammbaum. So entsteht mit der Zeit ein vielfältiger Obstgarten mit unterschiedlichen alten Sorten.
Ueli Buess, der Verantwortliche und Betreuer des Projekts, erzählte Episoden rund um die Entstehung und die bisherige Geschichte des bereits mit 70 Bäumen bepflanzten Baumgartens. Darunter befinden sich vorwiegend alte und widerstandsfähige Apfel- und Birnbaumsorten wie Tobiässer, Schafnase, Goldparmäne, Himbeerapfel oder Eierlederapfel. Auf der oben erwähnten Tafel finden sich sämtliche Namen der bereits gepflanzten Bäume. Die ausführliche Geschichte und die Grundidee dieses von sechs Partnern geförderten Projekts findet sich auf der Homepage des erwähnten Vereins.
Bevor es zur abschliessenden Degustation von gegen vierzig Apfel- und Birnensorten ging, machte die Gruppe im wohl ältesten intakten Zwetschgenbaumgarten von Wenslingen noch halt. Dora Meier, Begründerin und Initiantin des Projekts Posamenter – heute heisst der Verein «Förderverein Hochstammprodukte Oberbaselbiet» – berichtete über die Tätigkeit und die Produkte dieser Gruppierung. Man spürte ihr leidenschaftliches Engagement zur Erhaltung der Hochstammbäume, weil diese das Landschaftsbild prägen und von ökologisch hohem Wert sind.
Exkursionen jenseits des Mainstreams
rr. Regula Waldner und Markus Hilfiker stecken hinter dem Namen Culterra Tours. Sie bieten unter dem Slogan «Mit Kopf, Herz und Fuss den Jura entdecken» seit vielen Jahren Exkursionen im ländlichen Raum zu kleineren oder grösseren Sehenswürdigkeiten der Region an. Sie betreiben ihre Firma als Zweitberuf mit Begeisterung. Dank ihrer hauptberuflichen Tätigkeit in Projekten der Siedlungsund Landschaftsentwicklung und in der Umweltbildung können sie mit ihrem Wissen mehr als nur die klassischen touristischen Sehenswürdigkeiten bieten. Beide sind persönlich im Basler Jura verwurzelt und kennen jene Orte, deren Besichtigung sich auch für Weitgereiste lohnen.