Applaus für Fussballgott und Strauss
29.10.2019 Kirche, Kultur, SissachPfarrerteam schlägt im Poetry-Slam die «Profis»
Der erste Baselbieter Preacher-Slam geht an das Pfarrerteam mit Franziska Kuhn, Detlef Noffke und Matthias Plattner. Vor vollbesetzten Kirchenbänken hat es mit sechs überzeugenden Auftritten drei «Profis» bezwungen.
Jürg ...
Pfarrerteam schlägt im Poetry-Slam die «Profis»
Der erste Baselbieter Preacher-Slam geht an das Pfarrerteam mit Franziska Kuhn, Detlef Noffke und Matthias Plattner. Vor vollbesetzten Kirchenbänken hat es mit sechs überzeugenden Auftritten drei «Profis» bezwungen.
Jürg Gohl
Die Premiere des Baselbieter Preacher-Slams endete am Sonntagabend in der vollen Sissacher Dorfkirche gleich mit einer Überraschung: Die beiden Oberbaselbieter Seelsorger Detlef Noffke aus Ormalingen und Matthias Plattner aus Sissach besiegten zusammen mit Vikarin Franziska Kuhn aus Kaiseraugst das Trio mit der Bubendörferin Caterina John, Martina Hügi (Winterthur) und Remo Zumstein. Das unterlegene Team stammt aus der Poetry-Slam-Szene und war deshalb favorisiert.
Dem Pfarrteam kam dafür der Heimvorteil entgegen, doch standen seine selber verfassten Texte und seine Auftritte den Darbietungen der Gegner in nichts nach. So siegte der Gastgeber am Ende der sechs ausgelosten Duelle mit 5 zu 2 Punkten, weil einer dieser Wettkämpfe unentschieden endete.
Nie zuvor konnte bei einem Preacher-Slam in der Schweiz die Pfarrer den Geübteren eine Niederlage zufügen. So überreichte Moderatorin Daniela Dill dem dichtenden Pfarrteam am Ende eine Flasche Whisky, einen Single Malt aus dem Oberbaselbiet, der noch «auf der Bühne» entkorkt wurde. Angestossen wurde unter anderem auf die Zweitauflage, die nach der erfolgreichen Premiere bereits beschlossene Sache ist. Dies entschied am Schluss das Publikum per Applaus – so, wie es zuvor in den Dichter-Zweikämpfen den jeweiligen Sieger bestimmt hatte.
Ausser Rand und Band
Mit dem Gedicht zum Vogel Strauss siegte Plattner, dies dank viel Applaus: Den Vogel zieht es allenfalls zur Politik als Wendehals. Auf dass der Strauss, wie Plattner foppt, so Maya und Daniela stoppt. Und Noffkes Verse von der Krake: hohe Klasse – keine Frage. Rhythmus, Tempo, alles stimmt, und wenn man noch die Pointen nimmt, so ist für Noffke, sagt man gern, sein Vorbild Erhardt nicht mehr fern. Und er rätselt nach der Pause: Wo ist der Fussballgott zu Hause? Man fragt sich, wenn die zwei performen: Wo bleiben da die Pfarrherrsnormen?
Und Pfarrer Martin Dürr, der spricht – zum Wettkampf zählt sein Vortrag nicht – vom Grosskind und der Acht, der Zahl, auf die er Reime macht. Die Macht kracht etwa auf die Nacht, doch wird dazu dann kaum gelacht. Viel Böses kann er da entdecken, das Lachen bleibt im Halse stecken. Im Preacher-Slam gilt – wie im Schuh: Einlagen zählen stets hinzu. So liefern hinter Dürr als nächste auch Zumstein, Plattner ernste Texte. Vom Spass zur Wut: Ein weiter Bogen wird am Preacher-Slam gezogen. So ist das Fazit schnell zur Hand: Die Kirche ausser Rand und Band. Es haut den Bravsten aus den Socken, wenn Pfarrer so die Kirche rocken.