«Er ist mir schier über den Kopf gewachsen»
04.10.2019 Bezirk Waldenburg, Diegten
Auf dem Dietisberg oberhalb von Diegten ist momentan im Nutzgarten grosse Erntezeit angesagt. Verantwortlich von der Planung bis zum Abräumen der über 3200 Quadratmeter grossen Anlage ist Peter Heutschi, der die Ernte als Geschenk seiner Arbeit sieht.
Brigitt ...
Auf dem Dietisberg oberhalb von Diegten ist momentan im Nutzgarten grosse Erntezeit angesagt. Verantwortlich von der Planung bis zum Abräumen der über 3200 Quadratmeter grossen Anlage ist Peter Heutschi, der die Ernte als Geschenk seiner Arbeit sieht.
Brigitt Buser
Im Gemüsegarten im Zentrum der Dietisberganlage ist Peter Heutschi damit beschäftigt, das Lauchbeet zu jäten. Am Morgen hat er hier fleissig Stängel geerntet und der «Dörflichuchi» geliefert – so nennen die Bewohner die Heimküche, die jeden Tag hundert Bewohner und Mitarbeiter mit Essen versorgt. Rund 20 Prozent ihres Bedarfs an Gemüse liefert der heimeigene Garten. Ein weiterer Kunde von Peter Heutschi ist die Begegnungszentrumsküche, die jährlich weit über 10 000 Personen verköstigt. Das Begegnungszentrum Dietisberg bietet Räumlichkeiten für bis zu 200 Personen für Bankette, Seminare, Firmenanlässe oder Weihnachtsessen an.
Beliefern muss Heutschi auch den Bergladen in der Begegnungszone in Sissach. Neben dem Gemüse bietet der Laden auch Kräuter aus dem neu angelegten Kräutergarten an. Die meisten Kräuter sowie Gewürze wie Chili werden vorab in der hauseigenen Produktionsabteilung getrocknet und zu Tee- oder Kräutermischungen, Essig oder Ölen verarbeitet. Dasselbe gilt für einen Teil des Gemüses. So entstehen beispielsweise Randen- oder Zucchettichips und verschiedene Chutneys.
Damit der Garten besser bestellt werden kann, wurden vor rund sechs Jahren die defekten Betonplatten in den Gartenwegen entfernt. Mit Steinkörben aus eigener Produktion wurde zudem an der Ostseite eine Abtrennung gesetzt, deren Beete man mit Kräutern bepflanzte. Dabei ging es Adrian Thomet, Geschäftsleiter Werken AG, darum, einen kleinen Mustergarten für Kunden zu gestalten, da die Abteilung Grün des Dietisbergs Gärten für Dritte baut und unterhält. Ebenfalls im Areal zu finden sind unterschiedliche Hochbeete, befestigte Kieswege oder diverse Beeteinfassungen als Muster für externe Kunden.
Verantwortung stärkt Vertrauen
Der Nutzgarten auf dem Dietisberg besteht schon seit dem Jahr 1904 und es war für lange Zeit die Aufgabe des Verwalters, den Garten zu bestellen, zu pflegen und natürlich auch abzuernten. Seit die beiden Thomet-Brüder zusammen mit Stefan Sutter die Heimleitung übernommen haben, ist immer nur ein Heimbewohner für den Nutzgarten verantwortlich. «Mit Absicht», meint Adrian Thomet, «wird somit der zuständigen Person Verantwortung abgegeben, was sich positiv auf deren Persönlichkeit auswirkt. Und das spürt man auch», so der Chef der Abteilung Grün weiter. Erkenntlich ist dies, wenn der zuständige Gärtner den Garten sein Eigen nennt. Was auch gut so ist, wird dem verantwortlichen Pfleger doch dadurch das Gefühl vermittelt, gebraucht zu werden, was seinem Leben wieder einen Sinn gibt.
Und so ist es auch bei Peter Heutschi, gelernter Zierpflanzengärtner, der in seiner Aufgabe im Nutzgarten voll aufgeht. Aber er gärtnert hier nicht etwa nach strikter Anleitung, sondern stellt selbstständig die Auswahl des Saatguts zusammen – natürlich mit Rücksprache seiner «Kunden» – und plant auch alleine die Pflanzung, wobei er klar zu verstehen gibt, dass hier unbedingt die Fruchtfolge berücksichtigt werden muss.
Danach geht er damit zu seinem Vorgesetzten Adrian Thomet, der mit seinen Plänen nahezu einverstanden ist – vorausgesetzt, Heutschi droht sich nicht mit seinem Vorhaben zu übernehmen. «Dies ist in diesem Sommer dann trotzdem passiert», meint dieser. Grund dafür war die Trockenheit, wodurch die Pflanzen trotz Wässern den Dünger kaum aufnehmen konnten. Und als es Mitte September dann ab und zu wieder richtig regnete, ging im Garten die Post ab.
Neue Kräuteranlage
Aber nicht nur Krautstiel konnte er in rauen Mengen ernten – an einem Morgen lieferte er 150 Kilogramm davon in die Küche –, auch das Unkraut explodierte im Garten. Und zwar so stark, dass es Peter Heutschi schier über den Kopf wuchs. Mit dem Wissen, dass ihn Adrian Thomet ob so viel Arbeit nicht im Stich lässt, bat er diesen um Unterstützung und bekam sie auch umgehend. Doch nicht nur Jäten und Ernten gehören neben der Planung zum Aufgabenbereich des Nutzgartenverantwortlichen. Nach der Planung und Bestellung im Herbst geht es im zeitigen Frühjahr mit Bodenvorbereitung, Aussaat, Pikieren, Setzen, Wässern und Düngen erst richtig los.
Seit diesem Jahr ist Peter Heutschi auch für den neu angelegten Kräutergarten zuständig. Die Idee dafür hatte ein Vorarbeiter der Abteilung Grün. «Ein nicht ganz einfaches Projekt», weiss Heutschi zu berichten, bringen doch die ausschweifenden Wünsche bezüglich Kräuterarten und -sorten des Kundenbegegnungszentrums viel Arbeit mit sich. So mussten diese vorerst um 25 Prozent reduziert werden. «Haben sich die mehrjährigen Arten etabliert und habe ich das Unkraut einigermassen im Griff, schauen wir weiter.» Zu pflanzen gäbe es noch viel, und falls er wieder an sein Limit kommt, Adrian Thomet hat immer ein offenes Ohr und ist umgehend für Unterstützung besorgt.