Ein Messer fliegt – und keiner geht hin
05.09.2019 Bezirk Waldenburg, HölsteinMesser- und Axtwerfen befinden sich auf der Bekanntheitsskala am Rand der Randsportarten. Daran will nicht zuletzt der Countryund Western-Club Longhorn in Hölstein etwas ändern. Am Samstag führt er die Schweizermeisterschaften durch.
Sander van Riemsdijk
Zu Messern ...
Messer- und Axtwerfen befinden sich auf der Bekanntheitsskala am Rand der Randsportarten. Daran will nicht zuletzt der Countryund Western-Club Longhorn in Hölstein etwas ändern. Am Samstag führt er die Schweizermeisterschaften durch.
Sander van Riemsdijk
Zu Messern und Äxten haben wir oft ein zwiespältiges Verhältnis. Einerseits sind sie geschätzte praktische Gebrauchsgegenstände für Küche oder Garten, anderseits stehen sie als Furcht einflössende Waffen oft für Gewalt und Kriminalität. Die Messer, die speziell zum sportlichen Werfen an Turnieren oder in Country- und Westernshows entworfen worden sind, haben asymmetrische Klingen: Einschneidig und auf einer Seite bauchig. Zusammen mit der speziellen Wurfaxt bilden sie als Turnierattribute einen wichtigen Bestandteil des Western-Lebensstils, der sich stark mit dem Leben im damaligen «Wilden Westen von Amerika» identifiziert.
Unterdessen wird dieser extravagante Life-Style mit entsprechender Bekleidung aus karierten Hemden, authentischen Old-Style Hosen, langen Röcken mit einem kuscheligen Cardigan, Cowboystiefeln und Hüten mit Lederband in mehreren Clubs und Vereinen intensiv gelebt. Vom uramerikanischen Trend inspiriert, geht die Identifikation sogar so weit, dass man sich Namen gibt wie Speakflower, Calamity Jane oder Buffalo Bill. Auch im Oberbaselbiet.
Romantisierter Lebensstil
Betritt man das Vereinslokal des Country- und Western-Clubs Longhorn in Hölstein, taucht man ab in eine andere Welt. In eine Atmosphäre, die versucht, zwischen dem romantisierten Lebensstil der Cowboys und Cowgirls vom Anfang des 20. Jahrhunderts in Amerika und der aufgeklärten Gegenwart mit seiner Sportund Unterhaltungsbranche eine Brücke zu schlagen. Sie gibt einen Einblick in eine unterhaltsame Gefühlswelt der Sportarten Messer- und Axtwerfen, die hierzulande nicht gerade durch ihre Popularität bestechen.
Nichtdestotrotz scheint hier die sportliche Welt für die 42 Mitglieder des Country- und Western-Clubs in Ordnung zu sein. An den Wänden und auf dem Geländer hängen Sättel, Wagenräder, Cowboystiefel und Ähnliches. Dazu gibt es einen Tanzboden für das Country-Line-Dancing. Im Hintergrund tönen passend zur Infrastruktur und dem Lebensstil bekannte Lieder aus dem Repertoire des Country. Ein musikalisches Genre, gefüllt mit Geschichten von Sehnsucht und Romantik, die sich leicht einordnen lassen und die jedermann kennt.
Firmenevents statt Fernsehpräsenz
«Das Messer- und Axtwerfen wird völlig zu Unrecht oft belächelt», sagt Beatrice Jäggin, die Vereinspräsidentin. Die Wurfdisziplinen, die ihren Ursprung bei den Trappern, den Pelzjägern des frühen 19. Jahrhunderts haben, erfordern viel Präzision und Geschicklichkeit. «Zudem bietet uns der Sport die Möglichkeit, uns mit dem damaligen Lebensstil zu identifizieren», sagt Jäggin
Die Präsidentin demonstriert die Kunst des Werfens gleich selbst: Ein Bein nach vorne, das Messer am Schaft, ausholende Bewegung mit dem Arm und das Messer landet in der Holzscheibe. Beim sportlichen Wettkampf werden Klingen und Äxte mit einer Maximallänge von 40 Zentimetern geworfen. Das Messer- und Axtwerfen ist am Rand der Randsportarten anzusiedeln; es wird im Gegensatz beispielsweise zum Darts nicht am Fernsehen gezeigt. Zu sehen sind die fliegenden Messer und Äxte allenfalls an Events wie Hochzeiten oder Firmenanlässen. Auch wenn hier eher das Showelement im Vordergrund steht, haben die Messer- und Axtwerfer auf dieser Bühne die Möglichkeit ihre sportlichen Künste einem etwas breiteren Publikum zu präsentieren.
Damit verbunden ist die Hoffnung, ihre Sportart salonfähiger zu machen. Dieses Ziel hat sich auch der 2015 gegründete Dachverband Schweizer Werfervereinigung gesetzt. «Es ist schwierig, Orte zu finden, wo wir unsere Sportart zeigen können», sagt Präsident Rolf Tschudin. Das Traktortreffen in Bubendorf Mitte Juli war so eine Möglichkeit, als ein Turnier stattfand. « Allgemein haben wir leider noch wenig Erfolg», muss Tschudin bekennen.
Im Jahr 2013 wurden zum ersten Mal die Schweizermeisterschaften in Messer- und Axtwerfen auf der Anlage in Hölstein durchgeführt. Unterdessen finden alternierend in mehreren Ländern Europa- und auch Weltmeisterschaften statt. International erzielen vor allem Athleten aus Russland Spitzenresultate. Das Messer- und Axtwerfen wird oft als eine rein männliche Sportart bezeichnet. Dies entspricht jedoch einem Vorurteil, denn auch Frauen betreiben diesen Sport. Beim Werfen steht die Technik im Zentrum und nicht Kraft oder rohe Gewalt.
Am Samstag finden auf der Anlage der «Longhorns» in Hölstein (vis-à-vis der Mehrzweckhalle) die Schweizermeisterschaften in Messer- und Axtwerfen 2019 statt.