«Man macht es für Liestal»
05.09.2019 Baselbiet, Bezirk LiestalWährend vier Tagen wird Liestal am Wochenende zur Festhütte. Stadt- und OK-Präsident Daniel Spinnler (FDP) erklärt, worauf er sich besonders freut, warum die Verschiebung letztlich positiv war und was er sich vom Stadtfest verspricht.
Tobias Gfeller
Herr ...
Während vier Tagen wird Liestal am Wochenende zur Festhütte. Stadt- und OK-Präsident Daniel Spinnler (FDP) erklärt, worauf er sich besonders freut, warum die Verschiebung letztlich positiv war und was er sich vom Stadtfest verspricht.
Tobias Gfeller
Herr Spinnler, beim Slogan «Liestal findet Stadt» kommt man um ein Schmunzeln nicht herum, wenn man denkt, dass es überhaupt nicht selbstverständlich ist, dass das Stadtfest stattfindet.
Daniel Spinnler: Der Slogan stand schon vorher fest. Den haben wir weitergeführt. Mit der Doppeldeutigkeit des «dt» passt er einfach zu Liestal. Wir wollen damit zeigen, dass Liestal eine Stadt ist, die vorangeht. Es hat weniger direkt mit dem Fest selbst zu tun, dass es stattfindet, sondern dass Liestal als Stadt vorangeht, also dynamisch unterwegs ist. Wir haben über 30 Quartierpläne, die unterwegs sind, haben den Vierspurausbau begonnen als Basis für den neuen Bahnhof mit Velostation und neuen Bahnhofsgebäuden. Der positive Drive ist spürbar, zum Beispiel auch hier in der neuen Rathausstrasse mit Genussmarkt, all den Cafés und Sitzgelegenheiten. Das wird genutzt.
Dann geht es beim Stadtfest auch darum, zu zeigen, was Liestal ist und alles zu bieten hat?
Absolut. Wir wollen zeigen, was Liestal darstellt, auch neue Impulse setzen und den Leuten zeigen: «Hey, in Liestal, da geht was. Das ist kein ‹Schlafstedtli› mehr, wie es früher immer geheissen hat.» Wir wollen aber auch Impulse setzen für zukünftige Aktivitäten. Wir wollen nicht einfach ein Fest durchführen und danach verläuft alles wieder im courant normal. Die positive Energie, die sich schon im Vorfeld des Festes entwickelt hat, indem verschiedene Gruppen wie Geschäfte oder Vereine zusammen etwas auf die Beine gestellt haben, soll nachhallen.
Das heisst, das Fest soll übers Wochenende hinaus wirken und Liestal positiv beeinflussen?
Genau. Wir haben schon viel erreicht, was die Aufenthaltsqualität im «Stedtli» angeht. Das wollen wir auch mit dem Stadtfest zeigen. Das Zentrum, das «Stedtli», soll in Zukunft aber noch stärker positioniert sein, als ein Ort, an dem man innehalten, mal durchatmen, geniessen, einen Kaffee trinken, zusammenkommen und Freude am Leben haben kann. Nach dem Fest erhoffen wir uns, dass Aktivitäten weitergeführt werden, wie «Mode findet Stadt», das Open-Air-Kino, «Liestal tanzt» oder die Sportarena und anderes mehr. Mit solchen Initiativen wollen wir weitere Frequenzen ins «Stedtli» bringen. Wir wollen nicht einfach zwei oder drei Tage feiern und dann verpufft es. Das wäre schade für den riesigen Aufwand.
Wenn wir zurückblicken, gab es auch Misstöne. Einerseits natürlich die Verschiebung, andererseits die Bands, die keine Gagen erhalten und deshalb vereinzelt absagten und sich an die Medien wandten. Ist dies alles ausgestanden?
Schauen Sie sich das Programm an. Das ist nicht einfach eine Bühne mit zehn Auftritten. Das beantwortet Ihre Frage. Alle Mitwirkenden sind voll dabei und ich habe eine riesige Freude, dass so viele Leute mitmachen. Auch als Zeichen, dass sie für Liestal einstehen. Das sind neben den Bands auch die Vereine, Institutionen, die Bürger- und Einwohnergemeinde, der Kanton, die Polizei, die Sanität, das Grenzwachtkorps, die Armee – so wollen wir auch die Vielfalt zeigen, die wir hier in Liestal zu bieten haben.
Sie übernahmen Mitte Januar 2018 das OK-Präsidium von Lukas Ott. Welche eigenen Impulse konnten Sie in dieser Zeit setzen?
Durch die Verschiebung erhielten wir die Chance, das Konzept anzuschauen und zu überarbeiten. Vorher wären es drei Bühnen gewesen für viel Musik und Vereine. Grosse Gigs aus dem Ausland und der Schweiz waren geplant. Eigentlich mehr in Richtung Open Air mit Beizli. Wir erhielten durch die Verschiebung die Möglichkeit, ganz neue Programmpunkte zu integrieren. Aus dem Team kamen viele zusätzliche Impulse. Es entstanden neue Ideen. Zum Beispiel jene mit der Parade, die jetzt mit über zwanzig Formationen über einen Kilometer lang ist. Oder die Lichtshow am Törli, die sicher ein Highlight sein wird. Das sind die gleichen Macher, die alljährlich die Lichtshow am Bundeshaus organisieren. Kultur auf Spitzenniveau also. Dazu die Sportarena, das Kulturelle in der Stadtkirche, auch das Gastronomische. Wir haben die Zeit genutzt. Weil die Teilnehmenden vielfältiger sind, wird automatisch auch das Publikum vielseitiger und hoffentlich auch mehr werden.
Dann kann man sagen, das Fest ist breiter aufgestellt als vorher? Es ist mehr Liestal?
Ich möchte eigentlich nicht vergleichen. Das Fest ist jetzt weniger auf Musik reduziert, sondern mit sehr vielen anderen Auftritten ergänzt worden. Wir wollen auch jungen Künstlern eine Chance geben, vor einem grösseren Publikum aufzutreten. Die Idee ist, dass man es für Liestal macht. So habe ich das auch gesehen. Das ganze OK arbeitet freiwillig. Es hat den Karren gerissen, ohne dafür einen Rappen zu bekommen – stundenlange Sitzungen und schlaflose Nächte gehörten während Monaten dazu.
Dann hatte die Verschiebung um ein gutes Jahr auch Vorteile?
Auf jeden Fall. Neben dem Inhaltlichen auch vom Baulichen her: Die Rathausstrasse war eigentlich noch nicht ganz fertig, denn das Törli, unser Wahrzeichen, wäre noch eingehüllt gewesen und der Vorplatz des Regierungsgebäudes wurde ebenfalls nachträglich fertiggestellt. Dass das 100-Jahre-Jubiläum zu Ehren von Carl Spitteler auf dieses Jahr fällt, passt natürlich auch bestens.
Was muss passieren, dass Sie am Sonntagabend sagen: «Ja, das war ein tolles Fest.»?
Ich sage das am Dienstagabend. Das Abräumen gehört auch dazu, das muss auch sauber laufen. Wenn wir am Abend zurückschauen und sagen können, wir haben keine Böcke geschossen, nichts vergessen, die Leute waren in grosser Zahl da, haben ein Festabzeichen gekauft und gehen mit einem Lachen nach Hause und sagen: «Das war ein grossartiges Fest und Liestal ist ein grossartiger Ort», dann wird auch bei mir ein breites Lächeln aufs Gesicht gezaubert. Dann werde ich endlich auch mal anstossen. Wenn dann noch Leute nach dem Fest kommen und sagen: «Diese einzelnen Punkte fanden wir cool» und: «So was wollen wir nächstes Jahr wieder machen», wäre das für mich wie die Kirsche auf der Torte.