«Innovatives vom Buurehof»
19.09.2019 Bezirk Sissach, Häfelfingen, Gesellschaft, LandwirtschaftNischenprodukte wie Trüffel und Seide erobern die Landwirtschaft
Vor sechs Jahren hat Katharina Bitterli Bäume für eine Trüffelplantage gepflanzt. Ausserdem hält sie Seidenraupen und züchtet Nolana-Schafe. Diese Erwerbszweige bringt sie Vereinen, Firmen und Schulklassen ...
Nischenprodukte wie Trüffel und Seide erobern die Landwirtschaft
Vor sechs Jahren hat Katharina Bitterli Bäume für eine Trüffelplantage gepflanzt. Ausserdem hält sie Seidenraupen und züchtet Nolana-Schafe. Diese Erwerbszweige bringt sie Vereinen, Firmen und Schulklassen näher.
Brigitt Buser
Durch ein Inserat in der Zeitschrift «Tierwelt», in dem Bäume für das Kultivieren von Trüffeln angeboten wurden, ist Katharina Bitterli aus Häfelfingen auf die Idee gekommen, die Produktion eines weiteren Nischenprodukts im Oberbaselbiet anzusiedeln. Nachdem sie sich eingehend über den Anbau der Delikatesse informiert hatte, besorgte sie sich kurzerhand hundert junge Bäume, vornehmlich Buchen und Haselsträucher, deren Wurzeln mit Pilzmyzel geimpft waren.
Der Trüffel, wie andere Pilze übrigens auch, lebt in Symbiose mit Bäumen. Dabei versorgt der Baum den Pilz mit dem für ihn lebensnotwendigen Zucker, der Pilz andererseits den Baum mit Wasser, das er aber nur über eine gewisse Zeit zu speichern vermag. «Bis zur ersten Trüffelernte kann es bis zehn Jahre dauern», erklärt Bitterli. Währenddessen werden die Bäume so geschnitten, dass sich lichte und breite Büsche bilden, was ideale Lichtverhältnisse für das Gedeihen der Delikatesse schafft.
Erste Ernte im kommenden Jahr
Ist es dann endlich so weit, zeigen sich unter den Büschen sogenannte «Brûléestellen», ähnlich der Oberfläche der gleichnamigen Creme. Dabei handelt es sich aber lediglich um vertrocknetes Gras infolge der Bildung von Pilzfruchtkörpern, also dem Trüffel. Dies war in der Plantage der Bäuerin erstmals in den vergangenen Wochen der Fall. Angezeigt haben es ihre Border-Collies, die sie als Hütehunde für die Zucht von Nolana-Schafen hält und in den vergangenen Jahren zudem zu Trüffelhunden ausgebildet hat. Mit den ersten eigenen Trüffeln rechnet die mittlerweile begeisterte «Trüfflerin» im nächsten Jahr.
Auf die Frage, ob man in der Schweiz wilde Trüffel finden kann, antwortet sie mit einem klaren Ja. Man muss natürlich wissen, wo. Dabei handelt es sich aber nicht um den extrem kostbaren Weissen Trüffel, ihm ist es nördlich der Alpen zu kalt. In unseren Breitengraden sind vor allem der Burgundertrüffel und unter anderen auch der Winter- und Teertrüffel zu finden.
«Der Kilopreis beim Burgundertrüffel liegt je nach Qualität zwischen 600 und 700 Franken, wodurch natürlich auch hier schon eine Goldgräberstimmung aufkommen kann», weiss Katharina Bitterli. Massgebend für eine gute Ernte ist neben der Niederschlagsmenge im Sommer und Herbst die Einwirkung von Frost, was den Geschmack deutlich intensiviert.
Das trockene Wetter der vergangenen beiden Jahre trug in unserer Region dazu bei, dass die Trüffelqualität litt. Und zwar so stark, dass die von Bitterli im Wald gesuchten Trüffel so starke Qualitätseinbussen verzeichneten, dass sie diese nicht wie üblich an Restaurants verkaufen konnte. Damit ihr mit den Plantagentrüffeln nicht dasselbe passiert, installiert sie im nächsten Frühling eine Bewässerungsanlage.
Die Seidenproduktion, die Bitterli ebenfalls seit sechs Jahren als Nischenproduktion betreibt (die «Volksstimme» berichtete), hat sich ebenfalls nicht wunschgemäss entwickelt. Nicht, dass die circa 1000 Raupen des Maulbeerspinners litten, die sich im Stall an den Blättern des gleichnamigen Baumes gütlich tun. Viel mehr reichte die vorhandene Nahrung einfach nicht für die Haltung von noch mehr Raupen aus. Grund dafür ist der steinige Boden, wodurch das Wachstum der eigens für die Seidenproduktion gepflanzten Maulbeerbäume nicht in dem Masse voranschritt wie erhofft.
Pflegeleichte Schafe
Erfolge hingegen sind in der Zucht von Nolana-Schafen zu verzeichnen. 2009 begann Bitterli damit, mittlerweile ist die Herde auf 30 Tiere angewachsen. Grosser Vorteil bei dieser Fleischrasse ist, dass sie ihre Wolle, die bei uns als praktisch wertlos gilt, ohne menschliches Zutun verlieren und sich daher die Schur erübrigt. Zudem sind die Tiere dank Rückkreuzung sehr widerstandsfähig, verfügen über gesunde Klauen und eignen sich daher gut für eine extensive Haltung.
Wenn die Trüffelproduktion und die Seidengewinnung auch noch zu wünschen übrig lassen – Frau wäre nicht Frau, wenn sie sich hier nicht etwas einfallen liesse. Mittlerweile bietet Katharina Bitterli unter dem Label «Innovatives vom Buurehof» auch Führungen für Vereins- und Betriebsausflüge sowie Schulen an. So besuchten in den vergangenen Monaten 700 Gäste das ehemalige «Zehntenhaus» in Häfelfingen, und für das nächste Jahr laufen die Buchungen auf Hochtouren.
Katharina Bitterli gewährt Einblicke in die Produktion ihrer nicht ganz alltäglichen Hofprodukte. Dabei kann man die Seidenraupen beim Fressen beobachten und allerlei Wissenswertes über die Geschichte der Seidenproduktion in der Schweiz erfahren. Zudem präsentiert sie ihre Trüffelplantage und die Trüffelsuchhunde bei der Arbeit. Bei den Nolana-Schafen angekommen, erhält man Infos zu deren Zucht und kann den Hütehunden zuschauen, wie sie ihr Können demonstrieren.